Traiskirchen: Welle der Hilfsbereitschaft

Die in den vergangenen Tagen veröffentlichten Bilder von Missständen im Flüchtlingslager Traiskirchen haben eine Welle der Hilfsbereitschaft ausgelöst. Caritas, Diakonie und Moscheeverein verteilen gemeinsam Hilfspakete.

Im Minutentakt bleiben vollbeladene Autos vor dem Flüchtlingslager in Traiskirchen stehen. Unzählige Kisten und Päckchen werden umgeladen. Die Caritas hat seit einigen Tagen den Klein-LKW “Omni.bus” vor dem Lager geparkt, der als Umschlagplatz für Hilfsgüter bereitsteht.

Hilfsaktion Omni.bus der Caritas, Diakonie und des Moscheevereins Traiskirchen

ORF/Marcus Marschalek

Viele Menschen gaben bereits beim Omni.bus in Traiskirchen „Willkommenspakete“ ab. Ab Freitag werden sie unter den Flüchtlingen verteilt

Seit die Fotos der Flüchtlinge, die das ORF Religionsmagazin Orientierung auf Facebook veröffentlich hat, die Runde machen, gibt es eine Welle der Solidarität, erzählen Caritas-Mitarbeiter. 240 freiwillige Helfer haben sich in den vergangenen Tagen für Dienste im “Omni.bus” gemeldet. “Ich kann die Berichte über die Missstände im Lager nicht mehr hören, ohne nicht selber etwas für eine Verbesserung beizutragen”, erzählt Agathe Sauseng. Es ist ihr erster Dienst als freiwillige Helferin beim Omni.bus.

Gemeinsamer Einsatz für Bedürftige

Vor dem Klein-LKW sind Bänke und Tische aufgebaut, viele Flüchtlinge umringen die Helfer dort. Hier bekommen sie Hilfsgüter, Informationen und vor allem ein offenes Ohr geschenkt, erzählt eine der Helferinnen. Auch wenn die Sprache ein großes Problem sei, mit Händen und Füßen könne man sich schon verständigen, ergänzt ein anderer freiwilliger Helfer.

Hilfsaktion Omni.bus der Caritas, Diakonie und des Moscheevereins Traiskirchen

ORF/Marcus Marschalek

Hunderte freiwillige Helfer haben sich Beratungs- und Gesprächsdienste für die Asylwerber untereinander aufgeteilt

„Das wichtigste ist uns momentan, den Menschen zu zeigen, dass sie willkommen sind“, formuliert Projektleiterin Doris Chavatal die Mission von “Omni.bus”. Auch sagt sie, dass zwar Caritas auf dem Bus steht, aber auch die Diakonie und der Moscheeverein Traiskirchen “drinnen” sind: “Wir arbeiten hier gemeinsam Hand in Hand.”

Laufend werden Hilfsgüter in das Sammellager der katholischen Pfarre St. Margaretha geschickt. Dort herrscht auf den ersten Blick Chaos. Sämtliche Räume, auch die Kirche selbst sind mit Spenden vollgeräumt. Viele Helferinnen und Helfer versuchen Ordnung in den Tumult zu bringen. “Wir haben schon 950 Willkommenspäckchen”, ruft eine Frau hinter einem Berg an Waschsachen, andere versuchen am Kirchplatz gelagerte Kartons vor dem Regen in Sicherheit zu bringen.

Hilfsaktion Omni.bus der Caritas, Diakonie und des Moscheevereins Traiskirchen

ORF/Marcus Marschalek

Die Räumlichkeiten der katholischen Pfarre St. Margaretha in Traiskirchen wurden zum Hilfsgüterlager umfunktioniert

Willkommensgeschenk für jeden Flüchtling

Am Freitag soll jeder Flüchtling in Traiskirchen so ein Päckchen bekommen. Verteilt wird in der Moschee und in der evangelischen Pfarre. Beide Räume befinden sich unmittelbar neben dem Erstaufnahmezentrum Ost. Viele Päckchen sind in Geschenkspapier eingepackt, andere haben sogar persönliche Briefe dabei.

“Wir haben einiges wieder gut zu machen, im Lager Traiskirchen zeigt sich Österreich von einer hässlichen Seite,” erzählt eine junge Frau, die mit einem Auto voll Spenden in den Pfarrhof kommt. “Auch wenn es momentan unglaublich viele Flüchtlinge sind, zu allererst sind das Menschen und wir müssen sie als Menschen behandeln. Wir wollen hier ein starkes Zeichen setzen gegen all diejenigen, die gegen jede Humanität Hasspostings gegen die Asylwerber absondern", sagt sie.

Hilfsaktion Omni.bus der Caritas, Diakonie und des Moscheevereins Traiskirchen

ORF/Marcus Marschalek

Wir wollen den Flüchtlingen ein Gefühl des Willkommenseins vermitteln, sagen viele Helferinnen und Helfer

Herzlichkeit gegen Hass

Einige Diskussionsforen, etwa bei der Kronenzeitung, mussten vorübergehend geschlossen werden, weil die Beleidigungen und Drohungen gegen Asylwerber überhand nahmen. Auf der Facebook-Seite von ORF Orientierung zeigte sich ein ähnliches Bild: Wegen beleidigender Postings mussten Redakteure immer wieder an die Verhaltensregeln im Internet erinnern, einige User wurden gesperrt und wegen Drohungen ihrerseits angezeigt.

„Wir lassen uns Österreich nicht schlecht machen“, sagt Katha Schinkinger von der Aktion „Refugees Welcome to Austria“. Zehn Tonnen Hilfsgüter hat man dort bereits gesammelt. Jetzt engagiert man sich in Traiskirchen und plant schon bald auch andere Flüchtlingslager und Quartiere in Österreich zu besuchen. „Wir wollen nicht mitansehen, wie die Flüchtlinge aus aller Welt ignoriert und in Lagern zur Verwahrlosung abgestellt werden. Daher haben wir beschlossen selbst etwas zu tun, anstatt darauf zu warten, dass etwas passiert.“

Marcus Marschalek, religion.ORF.at

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