Burkini: Islamisch baden in Österreich

Es ist Sommer, und die aktuelle Hitzewelle hat Österreich voll im Griff: Was da Erfrischung bringt, ist ein Besuch in einem Bad. Für streng gläubige Musliminnen ist das aber gar nicht so leicht.

Zwar ist frommen Musliminnen das Schwimmen nicht untersagt, in der Öffentlichkeit, zumal wenn fremde Männer anwesend sind, sollten sie sich aber aus religiösen Gründen bedeckt halten. Genau dafür wurde der Burkini, eine Art Ganzkörperbadeanzug mit integrierter Badekappe, erfunden. Obwohl es den Burkini schon seit mehr als zehn Jahren zu kaufen gibt, sieht man ihn noch selten in österreichischen Badeanstalten und Strandbädern.

„Hygienische Gründe“ vorgeschützt

Dass der islamische Badeanzug in Österreich noch keine Selbstverständlichkeit ist, zeigte unter anderem ein Vorfall im Florian-Berndl-Bad im niederösterreichischen Bisamberg in der letzten Schulwoche des Jahres: Einer 16-jährigen muslimischen Schülerin, die mit der Schulklasse dort war, wurde der Zutritt zu dem Bad verweigert, weil sie vorhatte, dieses in einem Burkini zu betreten - aus „hygienischen Gründen“, wie es zur Begründung hieß.

Sendungshinweis

„Erfüllte Zeit“, Sonntag, 7.00 Uhr, Ö1

Keine Stellungnahme des Berndl-Bades erhielt der ORF-Redakteur Andreas Mittendorfer bei seinem Besuch im Bad für einen Radiobeitrag, den Ö1 am Sonntag in „Erfüllte Zeit“ brachte. Er durfte lediglich aus der Badeordnung zitieren, wo es heißt: „Der Aufenthalt im Nassbereich und die Benützung der Schwimmbecken sind nur in ortsüblicher Badebekleidung gestattet.“

Wien als „Schrittmacher“ in Sachen Burkini

Es habe sich hier „hoffentlich eher um einen Einzelfall“ gehandelt, sagte Carla Amina Baghajati, Frauenbeauftragte der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGiÖ), gegenüber Ö1. „Die Stadt Wien war vor Jahren schon ‚Schrittmacher‘, indem sie den Bodykini oder Burkini für die öffentlichen Bäder zugelassen hat“, sagte Baghajati. Österreichweit sei das Bild sehr verschieden.

Muslimisches Mädchen in einem Burkini sitzt am Rand eines Schwimmbeckens

APA/dpa/Rolf Haid

Burkini

Unter einem Burkini (auch Bodykini) versteht man schariakonforme Badebekleidung für Frauen. Der ganze Körper außer Gesicht, Händen und Füßen wird verhüllt. Er ist aus Elasthan oder Polyester und alles in allem aus dem gleichen Stoff wie „normale“ Badeanzüge.

Gemischte Erfahrungen machte auch die junge muslimische Journalistin Menerva Hammad im Vorjahr, als sie in einem Burkini im Wiener Kongressbad schwimmen ging. Ihr Bericht von den Reaktionen von Badegästen und des Bademeisters erschien im Magazin „Das Biber“. Dass man insgesamt nur sehr wenige Frauen im Burkini in Bädern antrifft, erklärte Baghajati damit, dass es sich viele überlegen würden, ob sie „der Hingucker“ sein wollten - viele gingen lieber in Randzeiten schwimmen.

Keine gesetzliche Regelung

Laut Auskunft des Gesundheitsministeriums, das auch für Bäderhygiene zuständig ist, gibt es bundesweit keine eigene gesetzliche Regelung für das Tragen von Burkinis. Aber die Betreiber von Bädern könnten in den jeweiligen Badeordnungen festhalten, ob sie Burkinis erlauben oder nicht, hieß es. Das Argument mit den „hygienischen Gründen“ ließ Sylvia Füszl vom Gesundheitsministerium im Interview mit dem ORF-Radio nicht gelten. Sie zog den Vergleich zu jungen Burschen, „die mit riesigen Badeshorts hineingehen. Da sehe ich keinen besonderen Unterschied“, so Füszl.

Der Sprecher der Wiener Bäder (MA 44), Martin Kotinsky, sagte zu Ö1, Badegäste seien verpflichtet, saubere und sichere Badekleidung zu tragen, das heißt, „wenn ein echter Burkini aus synthetischem Stoff besteht, dann ist er erlaubt. Nicht erlaubt sind Nachbauten durch Leggings oder aus Baumwolle.“ Am Anfang habe die islamische Badekleidung erstaunte Reaktionen hervorgerufen - „mittlerweile glaube ich aber, dass er zum gewohnten Erscheinungsbild gehört“, negative Reaktionen seien eher zurückgegangen, so Kotinsky. Nicht zu weit vom Körper wegstehen solle die Bekleidung aber, „damit man sich nicht verhängen kann, etwa in Leitern oder Einrichtungen für die Wasseransaugung“, so der Bädersprecher.

Bademode für fromme Muslimin

Die Idee für einen modernen und auch schicken Badeanzug für fromme Musliminnen hatte die libanesisch-australische Designerin Aheda Zanetti, die den Burkini im Jahr 2003 erfand. Zanetti soll den Badeanzug mit integrierter Kopfbedeckung eigentlich nur für sich selbst entworfen haben, damit sie mit ihren Kindern schwimmen gehen könne, wie sie in Interviews angab.

Junge Frau mit Surfbrett in Burkini an einem kalifornischen Strand

AP/Chris Carlson

Die islamische Badebekleidung für Frauen ist auch als Bodykini bekannt

Bodykini, Hasema und „Swimming Hijab“

Das Wort ist eine Neuschöpfung und setzt sich aus „Burka“ und „Bikini“ zusammen, es gibt aber auch den Begriff Bodykini. Dieser Ausdruck wird etwa von IGGiÖ-Frauensprecherin Baghajti bevorzugt. Das Wort Burkini führe zu Assoziationen mit der negativ besetzten Burka, sagte sie bereits im Jahr 2009 der APA gegenüber.

Auf jeden Fall ist der Burkini nicht der erste Einfall in Sachen islamische Bademode. So war beispielsweise in Ägypten schon vorher ein nach muslimischer Anschauung korrekter Badeanzug unter den Namen „Sharia Swimsuit“ oder „Swimming Hijab“ auf dem Markt. Die Türkei kennt ähnliche Bademoden bereits seit Beginn der 1990er Jahre unter dem Namen „Hasema“.

Junge Frau im Meer, mit buntem Burkini bekleidet

Giorgio Montersino unter cc by-sa

Ein modischer Burkini

Gemeinsam haben sie alle, dass sie jener Auslegung der Scharia entsprechen, dass Frauen im Beisein (fremder) Männer ihren Körper bis auf Gesicht, Hände und Füße bedecken beziehungsweise Sorge tragen sollen, dass die Konturen des Körpers nicht deutlich sichtbar sind. Wer in Österreich streng muslimische Badekleidung finden will, wird derzeit eher nur in Onlineshops fündig werden.

Andreas Mittendorfer und Johanna Grillmayer, religion.ORF.at