Schottische Bischöfe bitten um Vergebung für Missbrauch

Die katholische Kirche in Schottland hat nach einem Kommissionsbericht zu Kindesmissbrauch die Opfer um Vergebung gebeten. Die Bischöfe seien „schmerzerfüllt“ angesichts des Leidens der Opfer.

Sexueller Missbrauch von Minderjährigen sei ein „schreckliches Verbrechen“, umso mehr, wenn es innerhalb der Kirche und durch Geistliche verübt werde, sagte der Vorsitzende der Schottischen Bischofskonferenz, Erzbischof Philip Tartaglia, am Dienstag in Glasgow. Die Bischöfe seien „beschämt und schmerzerfüllt“ angesichts des Leidens der Opfer. „Wir bitten um Vergebung.“

Am gleichen Tag hatte eine unabhängige Kommission die katholische Kirche Schottlands aufgefordert, „Unrecht“ im Zuge des Skandals um sexuellen Missbrauch anzugehen. Noch anhängige Fälle müssten „absolut vorrangig“ behandelt und die Opfer entschädigt werden, heißt es im Abschlussbericht der sogenannten McLellan-Kommission. Zudem müsse die Kirche ihre Schutzmaßnahmen verbessern.

Aufruf zur Entschuldigung

Der Kommissionsvorsitzende Andrew McLellan, ein reformierter Geistlicher, hatte bei der Vorstellung des Berichts die katholischen Bischöfe aufgerufen, sich „unmissverständlich und unwiderruflich“ bei den Opfern zu entschuldigen. Die katholische Kirche müsse sich den Verletzungen der Betroffenen stellen, sich „mit ihrer dunklen Seite auseinandersetzen und Heilung für sich selbst suchen“ und Schritte suchen, um ihre „Glaubwürdigkeit wiederherzustellen“.

Der in der Bischofskonferenz für Kinderschutz zuständige Bischof Joseph Toal sagte zu, die Empfehlungen des Berichts „vollauf“ zu akzeptieren. Kleriker und Laienmitarbeiter in der Kirche würden fortlaufend geschult; die Verhinderung von Kindesmissbrauch sei eine Priorität „auf allen Ebenen“, so Toal. Erzbischof Tartaglia kündigte an, die Ergebnisse der Kommission und die geplanten Maßnahmen der Kirche würden am kommenden Wochenenden in allen Pfarren mitgeteilt.

Unabhängige Untersuchungskommission

Die Untersuchungen der Kommission war von der Schottischen Bischofskonferenz als eine der Konsequenzen nach einer Serie von Skandalen initiiert worden. Der zwölfköpfigen Untersuchungskommission wurde dazu von Seiten der Kirche Unabhängigkeit zugesichert. Neben dem Kommissionsvorsitzende Andrew McLellan wirkten u.a. Vertreter der schottischen Polizei und die frühere schottische Kinder- und Jugendanwältin Kathleen Marshall mit.

Vor der Veröffentlichung des McLellan-Berichts hatte die Schottische Bischofskonferenz Zahlen über Fälle von Missbrauch und Misshandlung für die Jahre 2006 bis 2012 vorgelegt. Demnach gab es in diesem Zeitraum 46 Hinweise; mehr als die Hälfte bezogen sich auf Vorfälle sexueller Art. In 61 Prozent der Fälle folgte auf die Hinweise keine strafrechtliche Verfolgung. Zahlen für die Jahre 1947 bis 2005 sollen demnächst vorlegt werden.

2013 war der Erzbischof von Edinburgh, Keith Michael Patrick O’Brien, wegen des Verdachts auf sexuellen Missbrauch zurückgetreten. Er verzichtete auch auf die Teilnahme an der Papstwahl und verlor im März 2015 auch seine Rechte und Privilegien als Kardinal. Einen ähnlichen Fall hatte es zuletzt 1927 gegeben.

religion.ORF.at/KAP

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