Israel: Christen demonstrieren für Bildungsgleichheit

Tausende christliche Araber haben am Sonntag in Jerusalem gegen Diskriminierung im israelischen Schulsystem demonstriert. Sie versammelten sich vor dem Büro des Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu.

Seit Beginn des neuen Schuljahrs am 1. September seien rund 33.000 Schüler in landesweit 47 christlichen Schulen dem Unterricht ferngeblieben, berichtete die israelische Zeitung „Haaretz“. Die hauptsächlich von katholischen, aber auch von anderen christlichen Trägern betriebenen Schulen sind seit dem Beginn des neuen Schuljahrs in einem unbefristeten Streik. Sie werfen dem Erziehungsministerium vor, Budgets für christliche Schulen auf unfaire Weise gekürzt zu haben.

Demonstranten: „Wir verlangen Gleichbehandlung“

„Die Regierung hat die öffentlichen Zuschüsse von ehemals zwei Dritteln auf nur noch 29 Prozent der Gesamtkosten zurückgefahren “, erklärte der Franziskanerpater Abdel Massih Fahim von der katholischen Schulaufsicht zur Begründung. Der Sprecher der katholischen Bischofskonferenz in Israel, Wadie Abunassar, ergänzte am Rande der Demonstration: „Die Schulen der ultraorthodoxen Juden haben den gleichen Rechtsstatus wie wir: anerkannt, aber nicht staatlich. Und die werden zu hundert Prozent mit öffentlichen Mitteln finanziert, wobei viele nicht einmal die Grundfächer lehren. Wir verlangen Gleichbehandlung.“

Demonstration israelischer Christen gegen Kürzungen des Schulbudgets

APA/EPA/Abir Sultan

Vom Ausstand betroffen sind 33.000 Schüler - drei Fünftel Christen und zwei Fünftel Muslime - sowie rund 3.000 Lehrkräfte. Die Verhandlungen über eine bessere Finanzausstattung laufen seit eineinhalb Jahren ohne spürbare Annäherung. Am Donnerstag hatte auch Papst Franziskus bei einer Privataudienz für den israelischen Staatschef Reuven Rivlin auf eine „angemessene Lösung“ gedrängt - mehr dazu in Christen in Israel: Papst traf Präsident Rivlin.

Neben Familien mit Kindern in Schuluniform nahmen an der Kundgebung auch zahlreiche Würdenträger der verschiedenen Konfessionen in Amtstracht teil. Sie hielten Spruchbänder mit Parolen wie „Schwarzer September - keine Schule“ in die Höhe. Unterstützt wurden sie von einem Dutzend arabisch-israelischen Parlamentsabgeordneten.

Ein Drittel arabischer Studenten aus christlichen Schulen

Ihr Fraktionschef Ayman Odeh, selbst Absolvent einer christlichen Bildungseinrichtung, verwies im Gespräch mit AFP auf die hohe Unterrichtsqualität der christlichen Schulen: „Sie machen zwar nur vier Prozent der arabischen Schulen in Israel aus, aber aus ihnen kommt ein Drittel aller arabischen Studenten. Und 87 Prozent aller Araber im israelischen Hightechsektor sind Absolventen christlicher Schulen.“

Nur etwa 160.000 der rund acht Millionen Israelis sind Christen, das entspricht einem Anteil von rund zwei Prozent. Die 160.000 Christen mit israelischer Staatsangehörigkeit fühlen sich im Heiligen Land zunehmend bedrängt und benachteiligt. Zur Verunsicherung beigetragen haben in den vier vergangenen Jahren mehrere Dutzend Sachbeschädigungen an Kirchen und Klöstern im Land. Dabei wurden zumeist Brandsätze auf die Portale geworfen und Parolen gegen „Götzendiener“ hinterlassen. Nur ein geringer Teil der Anschläge wurde aufgeklärt und geahndet.

religion.ORF.at/APA/AFP/dpa

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