Katholischer Familienpionier Schattovits verstorben

Der frühere Präsident des Katholischen Familienverbands Österreichs (KFÖ), Helmuth Schattovits, ist am Donnerstag im Alter von 76 Jahren verstorben. Schattovits wurde auch „Vater des Kinderbetreuungsgeldes“ genannt.

In der von 1970 bis 1978 ausgeübten Position des KFÖ-Präsidenten, aber auch später als Leiter des „Instituts für Ehe und Familie“ (IEF) der Österreichischen Bischofskonferenz und als Geschäftsführer des Österreichischen Instituts für Familienforschung (ÖIF) hat er die Familienpolitik der vergangenen Jahrzehnte maßgeblich mitgeprägt und war - wie sein Nachfolger als KFÖ-Präsident, Alfred Trendl, erinnerte - „Vater des Kinderbetreuungsgeldes“.

Helmuth Schattovits, KFÖ-Präsident Alfred Trendl und BM Reinhold Mitterlehner

KFÖ/Beer

Helmuth Schattovits (links) erhielt 2012 die Kinderbetreuungsgeldtorte überreicht von Klemens. Auch im Bild: KFÖ-Präsident Alfred Trendl (Mitte) und BM Reinhold Mitterlehner (ÖVP) (rechts)

Grundstein für die wissenschaftliche Familienforschung

Schattovits’ Nachfolger beim IEF, Prof. Günter Danhel, würdigte gegenüber „Kathpress“ den Verstorbenen dafür, den Grundstein für die wissenschaftliche Familienforschung in Österreich gelegt zu haben. Ohne selbst forscherisch tätig zu sein, habe Schattovits durch seine organisatorischen und Management-Fähigkeiten, durch Kooperationen mit dem Familienministerium und das Ausschöpfen von Fördertöpfen hier viel erreicht.

Die unter seiner Ägide durchgeführten Tagungen in Strobl am Wolfgangsee hätten die Familienforschung als interdisziplinären Wissenschaftsbereich etabliert und ihr auch politische Anerkennung verschafft, wies Danhel hin. Bei dessen Pensionierung im Jahr 2001 würdigten u.a. Ex-Familienministerin Maria Rauch-Kallat und der damalige dritte Nationalratspräsident Werner Fasslabend Helmuth Schattovits als „Bannerträger der Familienpolitik in Österreich“.

Wermutstropfen im Wirken Schattovits’

Günter Danhel wies auch auf zwei Wermutstropfen im Wirken Schattovits’ hin: Innerkirchlich sei sein Engagement für ein wissenschaftliches Fundament der Familienpolitik nicht immer ausreichend gewürdigt worden.

Einiges an Know-how sei mit ihm vom IEF in das 1994 an der Universität Wien angesiedelte unabhängige ÖIF abgewandert, dessen Initiator und erster Geschäftsführer Schattovits war. Und sein Versuch, durch einen Vorzugswahlkampf in der ÖVP-Familienpolitik Fuß zu fassen, sei zu seiner Enttäuschung gescheitert, erinnerte Danhel.

Erfolg beim Kinderbetreuungsgeld

Nachhaltiger Erfolg war Schattovits jedenfalls beim Kinderbetreuungsgeld beschieden, erklärte KFÖ-Präsident Trendl am Donnerstag. Bei seiner Einführung 2002 noch „politisch umstritten“, werde es heute nicht mehr infrage gestellt.

Konzipiert habe Schattovits diese Unterstützung für alle Eltern als Zuwendung nach dem Prinzip „Jedes Kind ist gleich viel wert“ und gemäß dem Grundsatz der Wahlfreiheit, ob Kinderbetreuung innerhalb der Familie oder außerhäuslich erfolgt.

Auch Mitglied des Päpstlichen Familienrates

Geboren wurde Helmuth Schattovits am 14. Juli 1939 in Edlitz im Burgenland. Er maturierte 1957 bei den Schulbrüdern in Wien-Strebersdorf, während seines Studiums der Betriebswissenschaften an der Wiener Technischen Universität war er Vorsitzender der Österreichischen Hochschülerschaft an der TU.

Er wurde Universitäts-Assistent am Institut für Arbeits- und Betriebswissenschaften. Dazwischen - von 1969 bis 1970 - leitete er das Büro des damaligen Unterrichtsministers Alois Mock (ÖVP). Danach folgten Stationen des deklarierten Katholiken im Familienverband, IEF und ÖIF, zudem gehörte er bis 1987 gemeinsam mit seiner Ehefrau Renate dem Päpstlichen Familienrat an.

Nicht zuletzt war Schattovits Initiator und Mitbegründer der Gemeinschaft B.R.O.T. („Beten-Reden-Offensein-Teilen“) und damit „Vater“ von mittlerweile drei integrativen Wohnprojekten in Wien, das zuletzt gebaute davon in der Seestadt Aspern.

religion.ORF.at/KAP