Katholische Heiratsvermittlerin kommt ins Wiener Rathaus

Die jahrelange Jagd nach Vorzugsstimmen hat sich nun für die konservative christliche Juristin Gudrun Kugler ausgezahlt: Sie wird für die ÖVP in den Wiener Gemeinderat einziehen.

Gudrun Kugler, die Vorsitzende der ÖVP-Frauen im 15. Wiener Gemeindebezirk, erhielt 2.276 Vorzugsstimmen. Das reicht für eine parteiinterne Vorreihung aus. Wirklich überraschend ist das bei genauerer Betrachtung nicht, erreichte sie doch bei der Nationalratswahl 2013 in der ÖVP die meisten Vorzugsstimmen hinter dem damaligen Spitzenkandidaten Michael Spindelegger und Aushängeschild Sebastian Kurz.

Gudrun Kugler

Isabelle Saurer

Gudrun Kugler, die Gründerin der katholischen Heiratsplattform „KathTreff“, zieht für die ÖVP in den Wiener Gemeinderat ein.

Bereits 2005 von ÖVP nominiert

Damals sorgte ihre Kandidatur jedoch für Kritik von SPÖ und Grünen. Vor zehn Jahren warf ihr beispielsweise die damalige Frauen- und nunmehrige Gesundheitsstadträtin Sonja Wehsely (SPÖ) vor, „in der radikalen Abtreibungsgegner und Abtreibungsgegnerinnen-Szene nachweislich fest verankert“ zu sein.

„Im Wiener Gemeinderat gibt es keinen Platz für frauenfeindlichen Fundamentalismus“, sagte Wehsely damals. Einer der Gründe für die rote Kritik: Die radikale Anti-Abtreibungsorganisation „JA zum Leben“ sprach damals eine Wahlempfehlung für Kugler aus.

Kugler unterstrich im Interview mit der APA, dass sie sich damals in Stellungnahmen „klar“ davon distanziert habe: „Eine Gruppe hat mich mit absurden Argumenten, die ich nie geteilt habe und die haarsträubend waren, unterstützt.“ Der Gemeinderätin in spe zufolge habe besagte Organisation übrigens im aktuellen Wahlkampf die FPÖ unterstützt.

Dem Gewissen, Überzeugungen und Wählern verpflichtet

Weiters beteuerte Kugler im APA-Interview, weder radikal noch frauenfeindlich zu sein: „Wer mir die Chance gibt und sich die Forderungen ansieht, wird sehen, dass er das meiste davon mittragen kann.“

Sie kann allerdings nicht zu 100 Prozent ausschließen, nicht gegen die Parteilinie zu stimmen: „Ich bin zuallererst meinem Gewissen, meinen Überzeugungen und auch meinen Wählern verpflichtet, aber ich glaube, dass es keinen Konflikt geben wird.“ Denn ihre Überzeugungen würden Eins zu eins mit jenen der ÖVP übereinstimmen. Das sei beispielsweise beim Thema Abtreibung der Fall.

Gegen Abtreibung und „Homoehe“

„Im ÖVP-Grundsatzprogramm steht drinnen: ‚Wir lehnen die Abtreibung ab‘“, zitierte Kugler. Und diese Meinung vertrete sie. Was das Stichwort „Homoehe“ betrifft, so betont sie: „Es gibt viele Arten von Liebe. Es gibt aber eine Art der Liebe, die für den Staat ganz besonders interessant ist: Das ist die, in der Kinder entstehen und deswegen finde ich es sinnvoll, die derzeitige Gesetzeslage beizubehalten.“

Die 1976 geborene Juristin und Theologin veröffentlichte mehrere Bücher und betreibt die katholische Heiratsvermittlung „KathTreff“. Dort bloggt sie auch „für christliche Singles“ und gibt Tipps für die Partnersuche, etwa „Angeln im Bikini! Wie Frauen auch im Sommer gute Männer finden - und dabei deren Seelenfrieden nicht gefährden“.

religion.ORF.at/APA

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