Berichte über Papst-Gesundheit: Kurie wittert Komplott

Kurienmitglieder wittern ein Komplott hinter den Berichten über eine angebliche Erkrankung des Papstes. Die Rede ist von einer „Strategie“, um Papst Franziskus zu verleumden und seine Position zu schwächen.

Der argentinische Bischof Victor Manuel Fernandez, einer der engsten Vertrauten des Papstes, sprach von einer „Strategie der Apokalypse“ gegen Franziskus, nachdem eine italienische Zeitung berichtet hatte, beim Papst sei ein gutartiger Gehirntumor festgestellt worden.

„Ein bekanntes Spiel“

„Das ist eine Strategie, um jenen zu verleumden, der Macht hat. Man spricht schlecht über ihn, man verbreitet unglaublich falsche Nachrichten, damit mehr Personen anfangen zu denken, dass unbedingt ein Wechsel erfolgen muss, dass die diffamierte Person schwach und am Ende ihres Wegs ist. Das ist ein bekanntes Spiel. Deswegen glaube ich, dass Franziskus sich nicht beeindrucken lassen wird“, sagte der 53-jährige Bischof im Interview mit der römischen Tageszeitung „La Repubblica“ (Donnerstag-Ausgabe).

Erfolg des Papstes „stört“ viele

Laut Fernandez sei Franziskus mit Personen konfrontiert, die mit den Linien seines Pontifikats nicht einverstanden seien. Der Erfolg des Papstes bei der letzten Reise nach Kuba und in die USA habe viele „gestört“. „Dieser Erfolg macht wahrscheinlich jemandem zu schaffen, der jetzt nichts anderes tun kann, als die Figur des Papstes zu schwächen. Das ist eine alte Strategie, die nicht einmal allzu originell ist“, kommentierte Fernandez.

Papst Franziskus auf dem Petersplatz in Rom

APA/EPA/Osservatore Romano Handout

Gerüchte über eine Erkrankung des Papstes kursierten zuletzt in den Medien

Der deutsche Kardinal Walter Kasper vermutet, dass eine Strategie zur Beeinflussung der bis Sonntag laufende Familiensynode hinter den Gerüchten über den Gesundheitszustand des Papstes stecken. „Diese Gerüchte sind nur ein unbeholfener Versuch, die Synodenarbeiten zu beeinflussen, genau wie es in den vergangenen Tagen mit der Veröffentlichung eines privaten Briefes von 13 Kardinäle an den Papstes der Fall war. Ein Brief, über den von Anfang an viele Zweifel aufgetreten waren“, so Kasper im Interview mit „La Repubblica“.

„Nur Staubwolken“

„Ich glaube, dass es sich nur um Staubwolken handelt, die aufgewirbelt wurden, um die Arbeiten zu behindern“, sagte der deutsche Synodenteilnehmer der Zeitung „La Repubblica" (Donnerstag-Ausgabe)."Aber niemand wird es schaffen, den Heiligen Vater und die Synodenväter zu manipulieren.“

Die italienische Zeitung „Il Resto del Carlino“ hatte am Mittwoch berichtet, beim Papst sei ein gutartiger Hirntumor festgestellt worden. Der Vatikan wies das zurück. „Einige Personen sind nervös und blicken mit Sorge auf den Ausgang der Synode. Außerdem gefällt dieser Papst einigen nicht, das ist offensichtlich“, sagte Kasper dem „Corriere della Sera“. „Vielleicht haben sie versucht, uns zu beeinflussen. Aber das ist ein zweckloser Versuch.“

Kasper: „Geht ihm blendend“

Laut Kasper gehe es dem Heiligen Vater sehr gut. „Meiner Ansicht nach geht es ihm blendend. Er arbeitet jeden Tag, er macht keine Pause, er ist nie tatenlos. Er steht früh morgens auf und geht spät schlafen. Täglich trifft er Staats- und Regierungschefs, Vertreter der Institutionen und vor allem normale Leute bei den Generalaudienzen. Angesichts seiner fast 79 Jahre sollte er sich vielleicht ein wenig schonen“, so Kasper.

Nach Ansicht der Vatikan-Zeitung „L’Osservatore Romano“ steckt hinter der in dieser Woche verbreiteten Pressemeldung über die angebliche Tumorerkrankung des Papstes ein Manipulationsversuch. In einem namentlich nicht gekennzeichneten Artikel unter der Überschrift „Falsche Nachrichten“ heißt es in der Papstzeitung (Donnerstag-Ausgabe): „Der gewählte Zeitpunkt offenbart die manipulative Absicht, die hinter dem Staubaufwirbeln steckt.“

Als weiteres Indiz für die gute Gesundheit des Papstes zitiert das Blatt eine Äußerung des vatikanischen Innenministers, Erzbischof Giovanni Angelo Becciu. Dieser hatte am Vortag getwittert: „Ich habe gestern Abend den Papst getroffen. Es geht ihm bestens und er ist gut in Form! Was ist das für ein Lärm über seine Gesundheit?“

„Sehr delikater Augenblick“

Es sei ein „sehr delikater Augenblick“, so der Jesuit Antonio Spadaro, Direktor der Zeitschrift „Civilta Cattolica“ und enger Vertrauter des Papstes, in einem Radio-Vatikan-Interview.

Denn „die Beziehung zwischen Kirche und Welt“ stehe momentan „auf dem Spiel“. Die Veröffentlichung ist seiner Meinung nach kein Zufall. Der deutsche Kardinal Walter Kasper kommentierte den Vorgang laut italienischen Presseberichten mit den Worten: „Wahrscheinlich hat man damit die Synode stören wollen.“

religion.ORF.at/APA/KAP

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