Erster slowakischer Kardinal Korec gestorben

Die Katholiken der Slowakei trauern um ihren ersten Kardinal, Jan Chryzostom Korec. Der emeritierte Bischof der Diözese Nitra sei am Samstag im Alter von 91 Jahren gestorben, schrieb die slowakische Bischofskonferenz im Internet.

Korec wurde von konservativen Kreisen als herausragende Kirchenpersönlichkeit und unerschrockener Kämpfer für seine Religion verehrt. Kritiker warfen ihm zuletzt aber vor, den im internationalen Vergleich extrem konservativen Kurs der slowakischen Kirche mitgeprägt und die faschistische Vergangenheit der Landeskirche verharmlost zu haben.

Erster Slowakischer Kardinal Korec tot

Telenews / EPA / picturedesk.com

Jan Chryzostom Korec, der erste slowakische Kardinal ist 91 jährig verstorben

In der Zeit des Kommunismus hatte sich Korec offen gegen das tschechoslowakische KP-Regime gestellt und saß dafür von 1960 bis 1968 im Gefängnis. Dennoch kritisierte er nie öffentlich die damalige Kirchenführung, die sich mit dem Regime arrangiert hatte. Nach der Wende wurde er vom Papst 1991 als erster Slowake zum Kardinal erhoben.

Requiem am 31. Oktober im Dom von Nitra

Kardinal Jan Chryzostom Korec, wird am kommenden Samstag, 31. Oktober, 11 Uhr, in der Kathedrale seiner ehemaligen Bischofsstadt feierlich verabschiedet und anschließend in der Krypta beigesetzt. Den Gottesdienst leitet der Erzbischof von Krakau, Kardinal Stanislaw Dziwisz.

Da die Nitraer Emmeramsbasilika eng ist, werden den Teilnehmern am Requiem Plätze sowohl im Hauptschiff als auch in der Unterkirche zugewiesen. Große Projektionsflächen werden auch außerhalb des Domes der Bevölkerung die Teilnahme am Begräbnis ermöglichen.

Gelegenheit zur Verabschiedung am Freitag und Samstag

Bereits am Freitag von 13.00 bis 18.00 Uhr und am Samstag von 8.00 bis 10.30 Uhr haben die Gläubigen Gelegenheit, sich vom in der Kathedrale aufgebahrten Altbischof zu verabschieden. Zahlreiche Trauernde haben sich mittlerweile in das Kondolenzbuch, das ebenfalls im Dom aufliegt, sowie in ein Trauerportal im Internet eingetragen.

Bis zum Begräbnis läuten die Kirchenglocken in der Diözese Nitra sowie in der Diözese Zilina, die im Jahr 2008 nach dem Rücktritt des Kardinals von Nitra abgetrennt und neu errichtet wurde, fünf Minuten lang die Kirchenglocken. Kardinal Korec hatte auch nach seiner Emeritierung im Jahr 2005 in einem Haus im Burgareal gelebt. Zur Wiege des Christentums in der Slowakei hatte er eine enge Beziehung.

Große Trauer auch außerhalb der Slowakei

Der Tod des Altbischofs von Nitra hat auch außerhalb der Slowakei große Trauer ausgelöst. Der Erzbischof von Prag, Kardinal Duka, erinnerte unter anderem daran, dass sich unter den rund 120 in der kommunistischen Zeit von Korec geheim geweihten Priester auch mehrere Dominikaner befanden.

In Österreich gedenkt insbesondere die Salzburger Pfarre Seeham des Verstorbenen. Die im Jahre 880 gegründete Diözese Nitra sei nicht nur die älteste Diözese im östlichen Mitteleuropa, sondern auch die „älteste Tochter Salzburgs“, so die Pfarre am Wochenende.

Die Diözese Nitra entstand aus einer Anfang des 9. Jahrhunderts vom Salzburger Erzbischof Adalram geweihten Kirchengründung des Slawenfürsten Pribina. Der kürzlich verstorbene Salzburger Erzbischof Georg Eder hatte die alten Bande neu geknüpft. In der Folge besuchte Kardinal Korec mehrmals die Mozartstadt sowie die Pfarre Seeham. Korec hatte sich stets für das Pfarrleben interessiert und für die Pfarre gebetet.

Auch Kritik an politischer Haltung von Kardinal Korec

Der Tenor der Nachrufe auf Kardinal Korec in den slowakischen Medien geht dahin, dass mit ihm eine der bedeutendsten Gestalten der slowakischen Geschichte abgetreten ist. Die Wertschätzung des Jesuiten habe sich beispielsweise darin gezeigt, dass er Papst Johannes Paul II. motiviert habe, die kleine Slowakei dreimal zu besuchen, während er größere Länder links habe liegen lassen.

Ministerpräsident Robert Fico wiederum sieht es als höhere Fügung an, dass Jan Chryzostom Korec an dem Tag verstorben ist, an dem die Geburt von Ludovit Stur vor zweihundert Jahren gefeiert wurde. Korec sei wie Stur, der Revolutionär von 1848, eine Integrationsfigur gewesen, die dem Land fehlen werde.

Gerade die politische Positionierung Korec’ - sein gutes Einvernehmen mit dem sozialdemokratischen Ministerpräsidenten, aber auch mit dem Staatsgründer Vladimir Meciar - stößt so manchem Kommentator auf. Am deutlichsten fasste Tomas Galis in der Tageszeitung „Dennik N“ die Vorbehalte zusammen.

Nach der Revolution von 1989 sei aus dem „Mann, der zumindest unter Katholiken gewaltigen Respekt genoss, ein Mann geworden, dessen Einstellungen viele Gläubige abstieß“, so Galis. Der Christdemokrat Vladimir Palko sei nicht der Einzige gewesen, der Korec vorgeworfen habe, zumindest den Anschein zu erwecken, dass er den autokratisch auftretenden Vladimir Meciar unterstütze.

Selbst im Episkopat sei man gegenüber dem Meciarismus geteilter Meinung gewesen, so Galis weiter: Auf der einen Seite Korec und der Tyrnauer Erzbischof Jan Sokol und auf der kritischen anderen Seite Rudolf Balaz, der Bischof von Banska Bystrica. Da habe es dann auch schon niemanden mehr überraschen können, dass Korec im Präsidentschaftswahlkampf des Jahres 2014 nicht den bürgerlichen Parteilosen Andrej Kiska, sondern dessen linkspopulistischen Rivalen Robert Fico unterstützt habe.

Versuch, das Bild von Jozef Tiso, reinzuwaschen

Während über diese und auch frühere Affären in zehn oder zwanzig Jahren Gras gewachsen sein könnte, so stehe fest, „dass das Bild von Kardinal Korec nach dem Jahr 1989 am meisten durch sein Bemühen getrübt wurde, das Oberhaupt eines anderen totalitären Regimes, Jozef Tiso, reinzuwaschen“. Der Vorwurf, dadurch die slowakischen Deportationen von Juden nach Auschwitz zu rechtfertigen, könne „durch die Unterschrift unter die Verurteilung der Deportationen im Jahre 1987 nicht aufgewogen“ werden.

Abgesehen von der versöhnlichen Grundeinstellung des Dissidenten und späteren Kardinals gibt es aber einen gemeinsamen Nenner seiner mitunter widersprüchlich erscheinenden Präferenzen. Frantisek Miklosko, einer von Korec’ Weggenossen in der Kirche des Schweigens und nach der Wende Parlamentspräsident, erblickt ihn darin, dass Korec „wollte, dass es eine selbständige Slowakei gibt“. „Für den Priester Jan Chryzostom Korec bildeten Christentum, nationales Bekenntnis und soziale Gesinnung eine untrennbare Einheit“, so Miklosko.

religion.ORF.at/dpa/KAP