Papst nimmt vatikanische Immobilien unter die Lupe

Nach dem neuen Skandal um entwendete Dokumente über die Finanzlage im Vatikan und um Luxuswohnungen, in denen Kurienmitglieder leben, will Papst Franziskus Ordnung im Immobilienimperium des Vatikans schaffen.

Der Papst will alle Gebäude genau unter die Lupe nehmen, über die der Vatikan verfügt, verlautete es aus dem Vatikan. Auf rund zehn Milliarden Euro werden die Immobilien geschätzt, die der Vatikan in Rom und im Ausland, darunter in der Londoner City und in Paris, besitzt. Der Papst will ein Projekt zur stärkeren Zentralisierung bei der Verwaltung der Immobilien durchsetzen, die zur Zeit unter Kontrolle der Güterverwaltung APSA stehen.

Güterverwaltung undurchsichtig

Zu den prestigereichen Objekten des Vatikans zählt der enorme Komplex San Calisto im römischen Viertel Trastevere, wo mehrere Dikasterien der Kurie ihren Sitz haben und viele päpstliche Funktionäre wohnen. Zum Immobilienvermögen des Vatikans gehört auch die päpstliche Universität Gregoriana, das Kinderkrankenhaus „Bambino Gesu“ auf dem Hügel Gianicolo und der Sitz der Kongregation „Propaganda Fide“ vor der Spanischen Treppe im Herzen Roms.

Papst Franziskus verdeckt mit seiner Hand Kinn und Mund

Reuters/Alessandro Bianchi

Papst Franziskus will die Gebäudeverwaltung zentralisieren

Während die Vatikanbank IOR schon ihren dritten, hochdetaillierten Jahresbericht veröffentlicht, gilt die Verwaltung der APSA bis heute als undurchsichtig. Fälle wie jenen des angezeigten früheren IOR-Präsidenten Angelo Caloia, der kirchliche Gebäude unter dem Wert an Scheinfirmen verkauft haben soll, um beim Weiterverkauf zu Marktpreisen den Gewinn privat einzustreichen, soll es mangels Kontrollen in der APSA mehrfach gegeben haben. Auch viele Verwandte und Bekannte von Kirchenmännern wohnen zu Spottpreisen in Immobilien des Vatikans.

Sorge um Privilegien

Dies soll sich nun ändern. Der Papst drängt auf die Erstellung einer vollständigen Liste der Immobilien und einen genauen Bericht über deren Nutzung. Der C-9, der Kardinalsrat, der den Papst in punkto Reformen berät, überprüfe schon seit Monaten ein Projekt, wonach die Verwaltung der Immobilien einem „Asset Manager“ anvertraut werden soll, heißt es im Vatikan. Dieser soll für die Instandhaltung und die Mietverträge zuständig sein und vom Papst selbst ernannt werden.

Das Projekt wurde angeblich wegen interner Widerstände in der Kurie noch nicht umgesetzt. Dikasterienleiter bangen nun um ihre Privilegien, berichten Insider. Doch unter dem Druck des neuen Vatileaks-Skandals dürfte sich einiges ändern und die Umsetzung der Reform im Immobilienbereich beschleunigt werden.

Luxuswohnungen für Kardinäle

Das breitgefächerte und undurchsichtige Immobilienvermögen des Vatikans spielt eine relevante Rolle in der neuen Vatileaks-Affäre, die den Vatikan seit Anfang dieser Woche erschüttert. Während der Papst in einer 50 Quadratmeter kleinen Wohnung lebt, wohnen die meisten Kardinäle in bis zu 700 Quadratmeter großen Luxussuiten, geht aus dem neuen Sachbuch des italienischen Investigativjournalisten Emiliano Fittipaldi „Avarizia“ (Geiz) hervor.

Der frühere vatikanische Staatssekretär, Kardinal Tarcisio Bertone, wies die im Buch enthaltene Behauptung zurück, die Stiftung der vatikanischen Kinderklinik „Bambino Gesu“ habe die Renovierung seiner Wohnung im Vatikan mitfinanziert. Er habe 300.000 Euro aus eigener Tasche zu der Renovierung beigesteuert, wie es die vatikanische Verwaltung von ihm gefordert habe, erklärte der 80-jährige Kardinal. Zugleich wies Bertone Medienberichte zurück, wonach sein Appartement 700 Quadratmeter groß sei. Es umfasse 296 Quadratmeter. Außerdem wohne er darin mit drei Ordensfrauen zusammen, erklärte der 80-Jährige. Laut Fittipaldi soll die Stiftung der Kinderklinik 200.000 Euro zur Renovierung von Bertones Wohnung beigesteuert haben.

religion.ORF.at/APA

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