Manfred Scheuer neuer Bischof von Linz

Der bisherige Innsbrucker Bischof Manfred Scheuer übernimmt die Diözese Linz. Scheuer tritt damit die Nachfolge von Ludwig Schwarz an. Wer die Diözese Innsbruck übernehmen wird, ist noch offen.

Scheuers Ernennung war am Dienstag Thema im Ministerrat. Laut Konkordat ist der Heilige Stuhl dazu verpflichtet, der Bundesregierung vor einer Bischofsernennung den Namen des Kandidaten mitzuteilen. Die Regierung kann gegen die Ernennung „Gründe allgemein politischer Natur“ geltend machen, was sie in der Regel aber nicht tut.

Zweitgrößte Diözese Österreichs

Nach der Zustimmung der Regierung wird die Ernennung vom Vatikan vermutlich Mittwochmittag offiziell bekanntgegeben. Vorbehaltlich der offiziellen Kundgabe seitens des Vatikans werde es am Mittwoch um 17.00 Uhr im Schloss Puchberg bei Wels eine Pressekonferenz geben, sagte der Pressesprecher der Diözese Linz, Michael Kraml, auf Anfrage zu religion.ORF.at. Der Zeitpunkt der Amtsübernahme in Linz steht noch nicht fest. Als Bischof der Diözese Linz steht Scheuer künftig der zweitgrößten römisch-katholischen Diözese Österreichs (990.000 Katholiken) vor.

Bischof Manfred Scheuer

Diözese Innsbruck/Aichner

In Innsbruck sehr beliebt: „Caritas-Bischof“ Scheuer

Betroffenheit in Innsbruck

Wer ihm in der Diözese Innsbruck nachfolgen könnte, ist noch völlig offen. Man sei trotz allem überrascht von der Nachricht, obwohl Scheuer ja schon auf mehreren Listen für Bischofsbestellungen gestanden habe, sagte der Pressereferent der Diözese Innsbruck, Michael Gstaltmeyr, gegenüber religion.ORF.at. Da gebe es „eine Handvoll Kandidaten“, aber sicher sei nichts. In der Diözese Innsbruck sei man „sehr betroffen“ über den wahrscheinlichen Verlust des Bischofs, man habe sich „sehr aneinander gewöhnt“, so der Pressereferent. „Es kommt nicht von ungefähr, dass Bischof Scheuer der Wunschkandidat von Linz ist.“

Ludwig Schwarz hatte am 4. Juni seinen 75. Geburtstag gefeiert und bereits davor sein Rücktrittsgesuch - gemäß Kirchenrecht - an Papst Franziskus eingereicht. Er übe seinen Dienst gerne aus, freilich würden die körperlichen Kräfte schon ein wenig schwinden und er hoffe, dass der Papst seinen Rücktritt als Diözesanbischof bald annehmen werde, sagte Schwarz anlässlich seines 75. Geburtstags.

Intellektueller mit Faible für Begegnung

Scheuer (60), ein gebürtiger Oberösterreicher, ist seit 2003 Bischof der Diözese Innsbruck. Der als sehr besonnen bekannte Kirchenmann gilt als Intellektueller, der zugleich die persönliche Begegnung mit den Menschen sucht. Die Seelsorge sei dem Bischof ein großes Anliegen, wie Kathpress am Montag schrieb. In seiner Amtszeit als Innsbrucker Diözesanbischof habe er alle 291 Pfarren seiner Diözese besucht.

Der Bischof und gilt als ausgleichend, aufgeschlossen und konzilsverbunden, und er ist in seiner Diözese sehr beliebt. In seiner Diözese wie auch als österreichischer Caritas-Bischof war und ist Scheuer - ganz im Sinn von Papst Franziskus - der Einsatz für Menschen in Not und am Rand der Gesellschaft ein besonderes Anliegen. Dazu passt auch sein Einsatz für Religionsfreiheit und für die verfolgten Christen im Nahen Osten.

„Klartext gegenüber rechten Demagogen“

Entsprechend seiner Rolle als Caritas-Bischof fand Scheuer zuletzt immer wieder klare Worte zur Flüchtlingskrise und mahnte zu mehr Solidarität bei der Aufnahme und Unterbringung von Asylsuchenden im EU-Raum. Auch sprach er sich dafür aus, „Klartext gegenüber rechten Demagogen“ zu reden.

In Oberösterreich bemühte sich Scheuer besonders aktiv um die Seligsprechung des Innviertler NS-Wehrdienstverweigerers Franz Jägerstätter. Im vatikanischen Prozess trat er als Postulator dafür auf. Er kommt auch nach wie vor regelmäßig zum Jägerstätter-Gedenken nach St. Radegund. Der begeisterte Tarock-Spieler nutzte in Tirol in seiner Freizeit auch intensiv die Möglichkeit, dem Himmel auf ganz andere Art und Weise näher zu kommen und war oft in den Bergen unterwegs.

Manfred Scheuer wurde am 10. August 1955 in Haibach geboren. Er studierte in Linz und Rom Theologie und wurde 1980 in Rom zum Priester geweiht. Von 1985 bis 1988 arbeitete er als Assistent bei Gisbert Greshake an der Albert-Ludwig-Universität in Freiburg, wo er nach einer dreijährigen Unterbrechung, während derer er als Spiritual am Linzer Priesterseminar tätig war, auch unterrichtete. Ehe er als Professor für Dogmatik und Dogmengeschichte an die Theologische Fakultät Trier berufen wurde, unterrichtete er außerdem an den Universitäten in Salzburg und St. Pölten.

Schwarz: Zehn Jahre Linzer Bischof

Seit Dezember 2003 ist Scheuer Innsbrucker Bischof, nachdem er am 21. Oktober 2003 von Papst Johannes Paul II ernannt worden war. Seine Agenden in der Österreichischen Bischofskonferenz sind die Bereiche Caritas, Erwachsenenbildung, das Studentenförderungswerk „Pro Scientia“ sowie Ökumene. Für letzteren Bereich ist er gemeinsam mit Kardinal Christoph Schönborn zuständig, wobei Bischof Scheuer die katholische Kirche im Ökumenischen Rat der Kirchen (ÖRKÖ) vertritt und gleichzeitig als dessen Vize-Vorsitzender fungiert.

Bischof Ludwig Schwarz

APA/Matthias Lauber

Bischof Ludwig Schwarz

Ludwig Schwarz wurde von Papst Johannes Paul II. 2001 zum Weihbischof von Wien ernannt. Seine Bischofsweihe erfolgte am 25. November 2001 im Stephansdom. Papst Benedikt XVI. ernannte Schwarz am 6. Juli 2005 zum Bischof von Linz. Die Amtsübernahme erfolgte am 18. September 2005. Er leitete damit die Diözese Linz für gut zehn Jahre.

Schwarz habe im Rahmen einer Pastoralratsversammlung den Wunsch geäußert, nach seiner Emeritierung in Oberösterreich zu bleiben, wie Pressesprecher Kraml zu religion.ORF.at sagte. Sein Wunsch sei es, künftig bei den Don-Bosco-Schwestern in Vöcklabruck zu leben.

religion.ORF.at/APA/KAP

Links: