Umweltschutz: Katholische Bischöfe treten in Aktion

Knapp zwei Wochen vor der Pariser Weltklimakonferenz engagieren sich katholische Bischöfe in der Umsetzung der päpstlichen Umweltenzyklika. In Österreich strebt man einheitliche Umweltstandards an und Amazonas-Bischöfe fordern den Schutz der Regenwälder.

Auf ihrer jüngsten Herbstvollversammlung in Michaelbeuern haben Österreichs Bischöfe den Klimaschutz in der Kirche zur „Chef-Sache“ gemacht und sich zu koordinierten Klimaschutzmaßnahmen verpflichtet. Damit gebe es erstmals einen Schritt in Richtung eines Gesamtkonzeptes, das alle Diözesen umfasst, freute sich die Sprecherin der kirchlichen Umweltbeauftragten, Hemma Opis-Pieber, im Gespräch mit „Kathpress“.

Ganz oben auf der Prioritätenliste steht die Entwicklung „nachhaltiger Leitlinien“ für die Diözesen. Die Vorgaben sollen künftig als Kompass und Korrektiv dienen, um in allen Bereichen des diözesanen Wirkens den Aspekt der Schöpfungsverantwortung zu beachten. Vorbilder sind hier die Diözesen Linz und Salzburg. In Linz gibt seit 1996 ein Umweltleitbild die Art und Weise nachhaltigen Arbeitens und Wirtschaftens vor, in Salzburg wurden 2007 entsprechende Leitlinien beschlossen.

Energiestrategie für alle Diözesen

Bis 2017 soll in jeder Diözese auch eine Energiestrategie samt konkreter auf die Bedürfnisse der Diözesen zugeschnittenen Regelungen entwickelt werden, so die Bischöfe weiter. Ziel ist eine Steigerung der Energieeffizienz, die nicht nur den Energieverbrauch, sondern auch die Kosten reduzieren soll. Eine öko-soziale Beschaffungsordnung komplettiert die drei Maßnahmen der Bischöfe.

Mit Kriterien wie regionaler Einkauf und faire Produktion sollten Mensch und Umwelt geschont und zugleich durch einen gemeinsamen Einkauf Kosten reduziert werden, so Opis-Pieber. Die Kirche als beachtlicher Wirtschaftsfaktor in Österreich könne über gemeinsame Kaufentscheidungen die Wirtschaft öko-sozial beeinflussen. Wie das in der Praxis aussehen kann, zeige sich etwa am Beispiel des Projektes „Zukunft einkaufen“ der deutschen Kirchen. „Der Bestbieter muss Vorrang vor dem Billigstbieter haben“, erläuterte Opis-Pieper.

Äpfel mit Eifelturm und Schrift "Paris 2015". Präsent zum Weltklimagipfel

Reuters/Christian Hartmann

Zum Klimagipfel in Paris wurden eigene Äpfel gezüchtet, die an alle Teilnehmer verteilt werden sollen

Umsetzung der Enzyklika „Laudato si“

Die kirchliche Expertin wertet die Maßnahmen als Umsetzung dessen, was Papst Franziskus in seiner Umwelt-Enzyklika „Laudato si“ fordert. Die „Sorge um das gemeinsame Haus“ sei darin klar erkennbar. Es gehe auch darum, Arbeit und Wirtschaft in der Spiritualität zu verankern. Die Umweltbeauftragte wörtlich: „Da darf es keinen Widerspruch geben. Wir müssen das leben, was wir predigen.“ Mit den drei Projekten haben die Bischöfe, so Opis-Pieber, ein „ureigenstes Angliegen“ des christlichen Glaubens in die Tat umgesetzt; „wir sollen uns um ein Leben in Fülle für alle Menschen bemühen“.

Auf pfarrlicher und regionaler Ebene gelinge das bereits jetzt immer wieder. Beispiele dafür seien etwa der „FleischfreiTag“ in den Diözesen Linz und Salzburg, die österreichweite Initiative „Autofasten“ und die vielen Projekte, die bei den diözesanen Umweltpreisen eingereicht werden, so Opis-Pieber. Die Fachfrau engagiert sich seit über 20 Jahren im kirchlichen Umweltschutz.

Für den Schutz der Regenwälder

Mehr als 25 Bischöfe aus den Anrainerstaaten des Amazonas-Regenwaldes in Lateinamerika haben ihre Besorgnis über die Zerstörung eines der wichtigen Ökosysteme der Welt ausgedrückt. „Wir müssen dringend Maßnahmen ergreifen, um den Prozess der Zerstörung aufzuhalten und die ursprüngliche Natur wiederherzustellen“, sagte der brasilianische Kardinal Claudio Hummes am Mittwoch (Ortszeit) in Bogota beim Treffen des Netzwerkes Panamazonica REPAM (Renewable Energy Policies Advocacy and Monitoring), das die Arbeit von Kirchen in acht Ländern Lateinamerikas bündelt.

Der abgeholzte Regenwald in Brasilien

Reuters/Paulo Whitaker

Der brasilianische Regenwald wird zugunsten von Feldern oder Staudämmen rigoros abgeholzt

Die Rechnung für die Zerstörung der Umwelt zahlten einmal mehr die Ärmsten der Armen, kritisierte Hummes, der Vorsitzender des Netzwerkes ist. Mit mehr als 500.000 Unterschriften will Panamazonica eigenen Angaben zufolge die Akteure des Klimagipfels im Dezember in Paris an ihre diesbezügliche Verantwortung erinnern.

Kardinal: „Krise unserer Zivilisation“

Auf große Herausforderungen beim Regenwald-Schutz in Amazonien wies auch Kurienkardinal Peter Turkson in seiner Grußbotschaft zum REPAM-Treffen in Bogota hin. Der Präsident des Päpstlichen Rates für Gerechtigkeit und Frieden verglich die großen sozialen und ökologischen Fragen Amazoniens mit dem Terror in Paris, Beirut, Bagdad und Syrien. All dies seien Belege für eine „Krise unserer Zivilisation“.

Turkson rief auch dazu auf, an den weltweiten Klima-Märschen am 29. November teilzunehmen. Die Aktion sei gedacht als ein „weltweiter Ruf für unser großes Haus, für unsere Schwestern und Brüder, die Opfer der Klima- und Umweltkrise sind, und für alle künftigen Generationen“.

Orthodoxer Patriarch kommt zu Klimagipfel nach Paris

Der ökumenische Patriarch Bartholomaios I. wird anlässlich des Weltklimagipfels die französische Hauptstadt besuchen. Das Oberhaupt der orthodoxen Kirche von Konstantinopel steht am 3. Dezember einem ökumenischen Gottesdienst zur Weltklimakonferenz in der Pariser Kathedrale Notre Dame vor.

Bartholomaios wird bereits am 1. Dezember in Paris sein und am ehemaligen Kolleg der Zisterzienser, dem heutigen College des Bernardins im Quartier Latin der französischen Hauptstadt, ab 20 Uhr zum Thema „Eine Spiritualität der Ökologie“ sprechen. Das Kirchenoberhaupt fragt nach möglichen theologischen Impulsen zu einer Ökologie der sozialen Gerechtigkeit.

„Örthman“ gegen die Abstumpfung

Für die Dreikönigsaktion, das Hilfswerk der Katholische Jungschar, meldet sich seit kurzem ein Superheld namens „Örthman“ wöchentlich per Internet-Kurzfilm zu Wort. Er wirbt für einen nachhaltigen Lebensstil, für die Überwindung der „Klimadepression“ und für Protest-Aktionen in Richtung Politik und Konzerne. "Viele fühlen sich überfordert und machtlos von ständigen Horrorszenarien und Moralappellen rund um den Klimawandel.

Fotoaktion

Dienstag 24.11.2015, ab 7:30 Uhr
Parlament, Dr. Karl Renner-Ring 3, 1017 Wien,
(vor dem Ministerrat)

Um dem Abstumpfen und Verdrängen vorzubeugen, müssen Menschen aktiviert und in die Lösung eingebunden werden", erklärte Wasserbauer den ungewöhnlichen Zugang. Für den von einem Kabarettisten dargestellten Comic-Helden gebe es Rückendeckung von ganz oben: „In ‚Laudato si‘ steht, wir sollen uns nicht die Freude und Hoffnung nehmen lassen angesichts der Größe der Probleme.“

Mit einer Fotoaktion verdeutlicht das österreichische Bündnis „System Change, not Climate Change!“, dem auch die DKA angehört, wie multinationale Konzerne und Finanzmarktakteure den Klimagipfel in Paris zu ihren Gunsten beeinflussen. „System Change, not Climate Change!“ wurde in Österreich von Finance & Trade Watch, Attac Österreich, Alternatiba, FIAN, ÖBV-Vía Campesina und der Dreikönigsaktion initiiert und wird mittlerweile von über 80 Organisationen unterstützt.

religion.ORF.at/KAP

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