Kirchenstatistik: Zahl der Katholiken leicht rückläufig

Die Mitgliederzahl der römisch-katholischen Kirche in Österreich ist leicht zurückgegangen. Leicht gestiegen sind dabei sowohl die Austritte, als auch die Eintritte. Das ergeben die am Dienstag von den österreichischen Diözesen veröffentlichten Statistiken.

Mit Stichtag 31. Dezember 2015 gibt es in Österreich 5,21 Millionen Angehörige der römisch-katholischen Kirche. 2014 waren es laut amtlicher Statistik der Österreichischen Bischofskonferenz noch knapp 5,27 Millionen Katholiken. Das entspricht einem Rückgang von 1,02 Prozent. Die amtliche Kirchenstatistik 2014 wurde ebenfalls am Dienstag veröffentlicht. Maßgebliche Faktoren für den leichten Rückgang der Katholikenzahl sind aber nicht nur das Verhältnis von Austritten zu Kircheneintritten, sondern auch von Taufen zu Sterbefällen sowie von Zuzügen zu Wegzügen. Alle Zahlen für 2015 sind vorläufige Angaben, die erst in der amtlichen Version definitiv veröffentlicht werden.

Zahl der Austritte um 2,48 Prozent gestiegen

Die Zahl der Kirchenaustritte ist demnach 2015 gegenüber dem Vorjahr leicht gestiegen, wobei die Diözesen unterschiedliche Entwicklungen melden. In einigen Diözesen gab es einen leichten Rückgang, andere verzeichnen einen leichten Anstieg an Austritten, wieder andere kommen fast genau auf die gleiche Anzahl wie im Jahr zuvor. Insgesamt traten 2015 56.365 Personen aus der katholischen Kirche aus. 2014 waren es laut amtlicher Statistik 55.003. Das entspricht einem Anstieg von 2,48 Prozent.

Die Kirchenaustritte bewegen sich damit auch 2015 im Rahmen der vergangenen Jahre, abgesehen von 2010. 2013 verließen 54.869 Personen die Kirche, 2012 waren es 52.336, 2011 59.023 und 2009 53.269. 2010 musste die Kirche 85.960 Austritte verzeichnen - einen historischen Höchststand -, was damals zu einem Gutteil auf das Bekanntwerden von Missbrauchsfällen im kirchlichen Bereich zurückzuführen war.

Luftaufnahme vom Stephansdom

APA/Helmut Fohringer

Der Stephansdom in Wien

Leichter Anstieg auch bei Kircheneintritten

Mit Stichtag vom 31. Dezember 2015 wurden 5.026 Personen in die Kirche wieder oder neu aufgenommen. Das ist etwas mehr (plus 0,62 Prozent) als 2014 (4.995). 2013 konnte die Kirche 4.771 Eintritte verzeichnen, 2012 waren es 4.477. Die Eintritte in die katholische Kirche nehmen damit seit Jahren leicht zu.

579 Personen machten zudem von ihrem Recht auf Widerruf Gebrauch. Damit sind Menschen gemeint, die zunächst ihren Austritt erklärt hatten, nach einem Kontakt mit kirchlichen Verantwortlichen und innerhalb einer Dreimonatsfrist aber wieder Abstand von diesem Schritt nahmen. 2014 machten 615 Personen von ihrem Recht auf Widerruf Gebrauch, 2013 waren es 552. Bei den Angaben handelt es sich um vorläufige Zahlen. Kleinere Korrekturen werden noch erwartet, da noch nicht in allen Diözesen die Daten für die letzten Monate des Vorjahres umfassend vorliegen. Erfahrungsgemäß werden die Zahlen der Kircheneintritte (Aufnahmen und Wiederaufnahmen) und der Widerrufe noch leicht steigen.

Zu jener Zahl an Personen, die aus freien Stücken der katholischen Kirche beitreten, müssen auch noch jene hinzugezählt werden, die sich im Erwachsenenalter (ab 14 Jahren) taufen lassen. Hier gibt es für 2015 noch keine Daten. Die Zahlen der Jahre zuvor weisen aber auf einen mittelfristigen Anstieg bei den Erwachsenentaufen hin: 2014: 305, 2013: 322, 2012: 247; 2011: 237.

Mehr Taufen und Trauungen

Nach der amtlichen Kirchenstatistik für das Jahr 2014, die ebenfalls am Dienstag veröffentlicht wurde, ergibt sich, dass seelsorgliche Kennzahlen wie die Zahl der sonntäglichen Messbesucher oder die Zahl der Firmungen und Erstkommunionen zurückgehen. Andererseits ist zugleich ein Anstieg bei Taufen und kirchlichen Trauungen zu beobachten.

Die Zahl der Taufen ist 2014 im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. 2014 wurden 48.582 Taufen verzeichnet, 2013 waren es 48.098. Ein klarer Trend lässt sich über die vergangenen Jahre aber nicht ableiten (2012: 48.645, 2011: 49.275, 2010: 48.781).

Ebenfalls gestiegen ist die Zahl der kirchlichen Trauungen: Von 11.155 (2013) auf 11.322 (2014). Wie bei den Taufen ist aber auch bei den Trauungen kein eindeutiger Trend abzulesen ist, denn von 2011 (11.951) auf 2012 (12.364) hatte es einen Anstieg gegeben, dann eine deutliche Abnahme 2013 (11.155). Die Zahl der kirchlichen Begräbnisse ist 2014 (51.005) gegenüber 2013 (53.164) deutlich zurückgegangen.

Weniger Priester

Die veröffentlichte Statistik enthält neben den Katholikenzahlen unter anderem auch Angaben über den Klerus, die Ordensleute und die Pfarren sowie Daten zum seelsorglichen Leben der Kirche. Die Zahl der in Österreich wirkenden Priester ist laut der aktuellen Kirchenstatistik für 2014 leicht auf 3.898 zurückgegangen. (2013: 3.933, 2012: 3.998, 2011: 4.035). Die aktuelle Gesamtzahl setzt sich aus 2.044 Diözesanpriestern, 347 ausländischen Priestern und 1.507 Ordenspriestern zusammen. Nicht enthalten sind weitere 142 Diözesanpriester aus Österreich, die in anderen Ländern der Welt ihren priesterlichen Dienst versehen.

Sowohl die Zahl der in Österreich wirkenden Diözesanpriester (auch Weltpriester genannt) wie auch der Ordenspriester geht leicht zurück. Heimische Weltpriester: 2014: 2.044, 2013: 2.066, 2012: 2.090. Ordenspriester: 2014: 1.507, 2013: 1.525, 2012: 1.553. Kein eindeutiger Trend ergibt sich bei den ausländischen Priestern: 2014: 347, 2013: 342, 2012: 355.

Amt des Diakons gewinnt an Bedeutung

Stetig im Wachsen ist hingegen die Zahl der ständigen Diakone, also jener, oft verheirateter Männer, die unter anderem seelsorgliche Dienste und Predigten in Gottesdiensten übernehmen. Die amtliche Statistik für 2014 weist 691 aus (2013: 656, 2012: 634, 2011: 628).

Die Zahl der Ordensbrüder ist mit 455 deutlich gegenüber 2013 (504) gesunken. Aus den vorliegenden Daten ergibt sich, dass die Zahl der Ordensmänner in Österreich (Ordensbrüder und Ordenspriester) leicht abnimmt: 2014: 1.962, 2013: 2.029, 2012: 2.071. Für die Ordensfrauen in Österreich weist die amtliche Statistik 2014 4.073 Schwestern aus. Die Zahl der Ordensfrauen in Österreich nimmt seit Jahren leicht aber stetig ab (2013: 4.241, 2012: 4.359).

Die statistischen Daten zu den Ordensangehörigen sind mit Vorbehalt zu betrachten, da sich Ordensprovinzen oft über mehrere Länder erstrecken, und die Zuordnung einzelner Ordensmitglieder zu bestimmten Ländern nicht einfach ist.

Stabile Seelsorgestrukturen

Von Stabilität geprägt ist das österreichweit nach wie vor sehr dichte Netz von Pfarrgemeinden: Insgesamt weist die Statistik für 2014 4.326 Pfarren und sonstige kirchliche Seelsorgestellen aus (2013 4.327, 2012: 4.324), davon 3.077 Pfarren und 1.249 sonstige Seelsorgestellen.

Rückläufig sind allerdings die Zahlen bei Erstkommunionen und Firmungen, was vor allem demografische Gründe hat. Die Erstkommunionen gingen von 52.610 (2013) auf 51.138 (2014) zurück, die Firmungen von 49.921 (2013) auf 48.876 (2014). Leicht rückläufig ist auch die Zahl der sonntäglichen Gottesdienstbesucher. Wurden an den sogenannten „Zählsonntagen“ 2014 zwischen 577.000 und 623.000 Messbesucher gezählt, waren es 2013 zwischen 582.000 und 629.000.

In der amtlichen Statistik ausgewiesen ist auch das starke ehrenamtliche Engagement in der Vorbereitung auf die Sakramente. Die Zahl der Personen, die in der Erstkommunionvorbereitung und Firmvorbereitung tätig sind, ist relativ hoch, geht aber auch parallel zu den abnehmenden Zahlen der Erstkommunionkinder und Firmkandidaten zurück: 14.792 Personen waren 2014 in der Erstkommunionvorbereitung tätig, (2013: 15.032), 9.100 standen als Firmhelfer zur Verfügung (2013: 9.269).

religion.ORF.at/KAP

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