Salzburg: Sonderausstellung zum Turiner Grabtuch

Eine Sonderausstellung zum Turiner Grabtuch ist ab sofort im Bischofshaus in Salzburg zu sehen. Kernstücke der Ausstellung sind das Grabtuch in einer originalgroßen Kopie und eine entsprechende Figur.

20 Stelen, sieben Exponate und acht Sitzwürfel laden zur Auseinandersetzung mit dem Turiner Grabtuch und damit zusammenhängenden, häufig gestellten Fragen ein. Die Ausstellung möchte nicht nur Erwachsene, sondern auch Schüler ansprechen, wie es in einer Aussendung der Erzdiözese Salzburg am Donnerstag hieß. Der Titel der Ausstellung lautet „Wer ist der Mann auf dem Tuch? Eine Spurensuche“.

Rätselhaftes Leinen

Das Turiner Grabtuch ist 4,36 mal 1,10 Meter groß und zeigt den Doppel-Abdruck eines kräftig gebauten, 1,81 Meter großen Mannes mit langen Haaren, Schnurr- und geteiltem Backenbart. In den Haaren und im Gesicht sind Blutspuren sichtbar, die Gesichtszüge lassen auf zahlreiche Verletzungen wie Schwellungen unter dem Auge und am Unterkiefer schließen. Auf der rechten Seite des Oberkörpers sieht man eine Schnittwunde, die einen großen Blutfleck hinterließ. Weiters weist der Körper zahlreiche Verletzungen auf, die von Geißelungen her rühren.

Das Turiner Grabtuch (Ausschnitt)

Reuters/Claudio Papi

Eine originalgroße Kopie des Turiner Grabtuchs ist auf Wanderausstellung und bis 20. Februar in Salzburg zu sehen

Seit mehr als hundert Jahren versuchen Wissenschaftler aus aller Welt das Geheimnis des Turiner Grabtuchs zu enträtseln: Ist das Grabtuch echt, oder ist es eine Fälschung aus dem Mittelalter? Lag in der Leinen-Stoffbahn vor 2.000 Jahren wirklich der Leichnam Jesu vor seiner Auferstehung? Auch wenn es keine letzten wissenschaftlichen Beweise gibt, sind viele Menschen davon überzeugt, dass es sich um das Grabtuch Jesu handelt.

Frage der Echtheit zweitrangig

Einig sind sich die Forscher, dass der „Mann des Grabtuchs“ alle Merkmale der in der Bibel beschriebenen Kreuzigung aufweist. Trotzdem: Das Grabtuch wird von der Katholischen Kirche offiziell nicht als Reliquie anerkannt. Im vatikanischen Sprachgebrauch wird von einer „Ikone“ gesprochen.

Ausstellung

Die Ausstellung ist bis 20. Februar von Montag bis Freitag von 10.00 bis 17.00 Uhr und am Samstags von 10.00 bis 18.00 Uhr geöffnet.

Erzbischöfliches Palais Kapitelplatz 2, 5020, Salzburg

Der Eintritt ist frei. Spenden an den Malteser Hospitaldienst sind erbeten.

Die Frage der „Echtheit“ ist für die Kirche allerdings auch sekundär. Das Grabtuch ist nicht Grundlage oder Beweis für den christlichen Glauben, kann diesen aber fördern. Papst Franziskus erklärt sich die große Anziehungskraft der Ikone damit, dass „der Mann des Grabtuchs uns einlädt, Jesus von Nazareth zu betrachten“.

Es gehöre zu seiner „Philosophie, das Haus für Veranstaltungen zu öffnen“, betonte der Salzburger Erzbischof Franz Lackner bei einer Pressekonferenz zur Ausstellung am Donnerstagnachmittag. Ihn selbst verbinde mit dem Turiner Grabtuch eine „Begegnung, die für mein Glaubensleben nicht unwichtig war“.

„CSI Golgotha“

Der Historiker, Vatikankorrespondent und Autor Michael Hesemann bezeichnete das Turiner Grabtuch als „großes Mysterium der Christenheit“. Es gibt „kein anderes Tuch, über das derart gründlich, umfassend, intensiv und interdisziplinär geforscht wurde“, betonte Hesemann, der die Ausstellung wissenschaftlich betreut und die Ausstellungsführer ausbildete. In Anlehnung an eine US-amerikanische Fernsehserie nannte Hesemann die als „Spurensuche“ betitelte Ausstellung „CSI Golgotha“. Die Ausstellung enthülle „Spuren, die die Menschen früher gar nicht finden konnten“.

Organisiert wird die Ausstellung vom Malteser-Orden. Sie sei als Wanderausstellung konzipiert, „um ganz bewusst auf die Menschen zuzugehen“, wie Bettina von Trott, die Kuratorin der Ausstellung, erläuterte. „Wir geben nicht die Antworten, sondern wir bringen Fakten und lassen Fragen offen“, betonte die Kuratorin. Sie erfahre „unglaubliche Reaktionen“ mit der Ausstellung, die bis ins übernächste Jahr ausgebucht sei.

Salzburg ist bereits der 12. Ausstellungsort. Bisherige Stationen waren u.a. Freiburg im Breisgau, Augsburg, Altötting und Dresden. Auch im Kärntner Schloss Tanzenberg war die Ausstellung bereits zu sehen, im Anschluss an Salzburg wird sie nach München weiterziehen. Der Malteser Hospitaldienst verstehe die Ausstellung als „Weg, um Menschen im Glauben zu berühren“, so von Trott.

religion.ORF.at/KAP

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