Kirche trauert um Flüchtlingshelferin Maria Loley

Die Gründerin der „Bewegung Mitmensch - Flüchtlingshilfe Poysdorf“, Maria Loley, ist am Donnerstag gestorben. Die 1924 geborene Flüchtlingshelferin setzte sich ihr Leben lang für Schutzsuchende ein und wurde deshalb ein Briefbombenopfer von Franz Fuchs.

Loley ist im St. Vitusheim im niederösterreichischen Laa an der Thaya im 92. Lebensjahr friedlich eingeschlafen, wie die Heimverwaltung auf „Kathpress“-Anfrage bestätigte. Kardinal Christoph Schönborn würdigte die Katholikin in einer Stellungnahme als einen „Menschen, der für mich das Evangelium inkarniert hat - auch in seinem unerbittlichen Anspruch an die Menschlichkeit, mit dem sie ja bei manchen angeeckt ist, bis hin zum Briefbombenattentat durch Franz Fuchs“.

Maria Loley in der Sendung „Feierabend“ vom 24.12.2014,
Länge 10 Minuten

„Sie trägt das Evangelium in sich“

Loley engagierte sich seit 1945 in der Flüchtlingshilfe und votierte bis zuletzt dafür, Menschen auf der Flucht eine besondere Zuwendung zukommen zu lassen. „Christus war die Mitte ihres Lebens. Ihm ist sie äußerst konsequent nachgefolgt“, so der Wiener Erzbischof gegenüber „Kathpress“. Für ihn und viele andere Menschen - besonders auch solche, die der Kirche wenig verbunden waren - sei Maria Loley „ein starker Bezugspunkt“ gewesen.

Maria Loley bei ihrer Entlassung aus dem Krankenhaus (1995)

APA/Ulrich Schnarr/hds

Maria Loley war unermüdlich im Einsatz für Flüchtlinge

Kennengelernt habe er Maria Loley Anfang der 1990er-Jahre, als ihre Flüchtlingsarbeit schon weithin bekannt war, sagte der Kardinal: „Ich durfte ihr einen diözesanen Orden verleihen und wusste noch nicht viel von ihr, außer dass sie in Poysdorf unter ziemlichem Widerstand ihr Flüchtlingswerk aufgebaut hatte. Ihre Dankesworte bei der Ordensverleihung haben mich aber tief berührt, so dass ich damals spontan sagte: Diese Frau trägt das Evangelium in sich.“

Unermüdlicher Einsatz für Flüchtlinge

Schönborn erinnert sich auch dankbar „an die für uns so segensreichen Jahre, als Maria Loley nach ihrer ,Flucht’ aus Poysdorf im Priesterseminar der Erzdiözese Schutz gesucht und gefunden hatte - sie ist dort vielen Seminaristen wie eine Mutter geworden“. In diesen Jahren gelang auch die große Entfaltung ihrer „Bewegung Mitmensch“.

Wörtlich sagte der Wiener Erzbischof: „Ich konnte so ganz intensiv ihre Flüchtlingsarbeit miterleben. Einer der Höhepunkte war für mich, als mehrere hundert Christen aus dem Iran in Wien strandeten und wir mit dem damaligen Innenminister einen Aufenthaltstitel für die ganze Gruppe verhandeln konnten. Ich erinnere mich mit Bewunderung, mit wie viel Kraft, Kompetenz und Inbrunst sie für Menschen in Not eingetreten ist, an ihre schier unerschöpflichen Kräfte, wenn es galt, für andere, nicht nur Flüchtlinge, da zu sein.“

Engagiert trotz Krankheit

Beeindruckt war Kardinal Schönborn auch davon, „wie Maria trotz des Alters und der Krankheit bis zum Schluss unermüdlich in ihrem Einsatz für die Menschen war“. Ununterbrochen habe bei ihr das Telefon geläutet, ständig sei sie im Austausch mit ihren Schützlingen, aber auch den vielen Helferinnen und Helfern gewesen, die sich ihr angeschlossen und „ihr Werk weitergeführt haben und weiterführen werden“.

Dieses Hilfswerk sei in der gegenwärtigen Flüchtlingskrise „voll gefordert und hochaktiv“. So sei Maria Loley „durch ihre Menschlichkeit und die vielen guten Früchte ihres großen Engagements zum Segen für unzählige Menschen und zur mitreißenden Zeugin der frohen Botschaft geworden“.

Opfer von Franz Fuchs

Die gebürtige Poysdorferin Maria Loley war ausgebildete Fürsorgerin und bis 1975 in St. Johann im Pongau und Mistelbach tätig. Schon damals engagierte sie sich in der Flüchtlingshilfe. Kraft für ihr Engagement schöpfte sie aus ihrem Glauben. Dieser gab ihr auch noch Kraft als sie alters- und krankheitsbedingt kaum noch gehen konnte.

1994 erhielt Loley den erstmals vergebenen Preis des UN-Hochkommissariats für Flüchtlinge (UNHCR). Ein Jahr später wurde sie mit dem Bruno-Kreisky-Anerkennungspreis für Menschenrechte ausgezeichnet und vom ORF-Landesstudio Niederösterreich zur „Frau des Jahres 1994“ gewählt.

Die Frau, die in einzigartiger Weise auf ihren Nächsten eingegangen ist, wurde am 16. Oktober 1995 Opfer einer Briefbombe des Extremisten Franz Fuchs. Der Zeigefinger, den sie damals verloren hatte, gehe ihr manchmal ab, dem Attentäter habe sie aber verziehen, sagte sie: „Jesus sagt sinngemäß, dass keiner sein Jünger sein kann, der nicht von Herzen seinem Bruder verzeiht.“ Anlässlich von Loleys 80. Geburtstags überreichte ihr Kardinal Christoph Schönborn im Jahr 2004 den „Stephanusorden in Gold“.

religion.ORF.at/KAP

Mehr dazu:

Link: