Russisch-orthodoxer Patriarch Kyrill I. in Antarktis

Als erster russisch-orthodoxer Patriarch hat Kyrill I. am Mittwoch überraschend die Antarktis besucht. Dort feierte er mit russischen Polarforschern einen Gottesdienst und posierte mit Pinguinen.

Wie russische Medien am späten Abend meldeten, flog er von Punta Arenas in Südchile zur etwa 120 Kilometer vor dem antarktischen Festland gelegenen Waterloo-Insel. Er besuchte dort auf Einladung russischer Polarforscher deren Bellingshausen-Station und feierte in der russisch-orthodoxen Dreifaltigkeitskirche einen Gottesdienst.

Der russisch-orthodoxe Patriarch Kyrill I. in der Antarktis

APA/AFP/Moscow Patriarchate/Igor Palkin

Der russisch-orthodoxe Patriarch Kyrill I. in der Antarktis

Ort von „spezieller spiritueller Bedeutung“

Die Antarktis sei ein Ort von „spezieller spiritueller und humanitärer Bedeutung für die ganze Welt“, sagte Kyrill. Sie sei der einzige Ort der Welt „ohne Staatsgrenzen, ohne Waffen, ohne feindliches Wetteifern, jedoch gekennzeichnet durch Zusammenarbeit und das Gefühl, eine Familie zu sein“. Deshalb sei die göttliche Trinität, der die Kirche in der Antarktis geweiht ist, „das logische Sinnbild dieser Kooperation“. „Wenn wir auf die Trinität schauen, können wir die Trennungen dieser Welt überwinden“, sagte Kyrill.

Für seinen von der Kirche zuvor nicht angekündigten Antarktis-Abstecher unterbrach Kyrill seine Lateinamerika-Reise. Die 2004 geweihte Dreifaltigkeitskirche ist dem Moskauer Patriarchat zufolge das südlichste Gotteshaus, in dem regelmäßig Messen gefeiert werden. Die Kirche wurde aus Zedern- und Lärchenholz nahe der Forschungsstation mit einem 15 Meter hohen traditionellen Zwiebelturm errichtet. Rund ein Dutzend russische Polarforscher arbeiten in der 1968 eröffneten Bellingshausen-Station.

Brasilia: Rousseff empfängt Kyrill

Der Patriarch besucht seit vergangener Woche Lateinamerika. Auf dem offiziellen Programm standen zunächst nur Kuba, Paraguay und Brasilien, nicht jedoch Chile und die Antarktis. Der Besuch Kyrills in Brasilien beginnt am Freitag mit einem Empfang durch Staatspräsidentin Dilma Rousseff in der Hauptstadt Brasilia, wie das Moskauer Nachrichtenportal Sputnik am Donnerstag berichtete. Kyrills Lateinamerikareise hatte am vergangenen Donnerstag in Kuba begonnen. Höhepunkt war die Begegnung mit Papst Franziskus in Havanna - mehr dazu in Patriarch Kyrill I. bei Fidel Castro.

Von der Hauptstadt Brasilia reist der Patriarch am Samstag nach Rio de Janeiro weiter. Programmpunkte in Rio sind unter anderem ein Gebet bei der Christusstatue auf dem Berg Corcovado, ein Gottesdienst in der russisch-orthodoxen Pfarrkirche sowie ein Treffen mit Kardinal Orani Joao Tempesta. Am Sonntag kommt Kyrill nach Sao Paulo, wo er den Gottesdienst in der antiochenisch-orthodoxen Kathedrale leiten wird.

Viele russische Auswanderer

Wie das Moskauer Patriarchat meldete, hatte 1921 - vier Jahre nach der kommunistischen Revolution - mit der Ankunft von rund 1.200 russischen Flüchtlingen eine Immigrationswelle nach Brasilien begonnen. Kyrill wird auf der Lateinamerikatour von Außenamtsleiter Metropolit Hilarion, dem Leiter der synodalen Abteilung für Beziehungen mit der Gesellschaft und den Medien, Wladimir Legoida, und Patriarchatssprecher Alexander Wolkow begleitet. Es handelt sich um den ersten Besuch des russischen Kirchenoberhaupts in Brasilien.

Nach einem vollen Terminkalender auf Kuba, wohin Kyrill auf Einladung des kubanischen Präsidenten Raul Castro reiste, verbrachte er zwei Tage in Paraguay. Dort feierte er eine Messe in der russisch-orthodoxen Kirche Mariä Himmelfahrt - einer der wenigen Gebetshäuser seiner Gemeinschaft, die im Land vorhanden sind. Er besuchte die Gräber der russische Soldaten im Chaco-Krieg auf dem La-Recoleta-Friedhof und traf sich mit Präsident Horacio Cartes.

religion.ORF.at/KAP

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