„Theologischer Preis“ an Jan und Aleida Assmann

Der „Theologische Preis“ der „Salzburger Hochschulwochen“ geht heuer an die deutschen Kulturwissenschaftler und Ägyptologen Jan und Aleida Assmann.

Die renommierte Auszeichnung wird im Rahmen der heurigen Hochschulwoche am 3. August in Salzburg vergeben, heißt es auf der Website der „Salzburger Hochschulwochen“. Die Laudatio wird der Schweizer Publizist Iso Camartin halten. Der „Theologische Preis“ wird heuer zum elften Mal vergeben. Im vergangenen Jahr war die Koranforscherin Angelika Neuwirth ausgezeichnet worden; weitere Preisträger der mit 5.000 Euro dotierten Auszeichnung sind unter anderen Walter Kasper, Karl Lehmann, Johann Baptist Metz und Jose Casanova.

Arbeiten über das „kulturelle Gedächtnis“

In der Jury-Begründung heißt es, dass die beiden Wissenschaftler insbesondere mit ihren Arbeiten zur Theorie und Geschichte des „kulturellen Gedächtnisses“ einen wichtigen Beitrag auch zur „theologischen Theoriebildung“ geleistet hätten. Die Arbeit der Wissenschaftler eröffne ein „vertieftes Verständnis unterschiedlicher Gedächtnisformen und ihres Zusammenspiels“ und würden somit dazu beitragen, besser zu verstehen, „wie Gesellschaften, Religionen, Identitäten sich formieren, stabilisieren, tradieren“.

Eine Theologie, die das Bewusstsein für historische und kulturelle Zusammenhänge schärfen wolle, komme nicht umhin, „sich von diesen Arbeiten herauszufordern, zu informieren, zu inspirieren zu lassen“, so die Jury. Bei aller Eigenständigkeit blieben ihre Arbeiten außerdem stets aufeinander verwiesen, begründete die Jury die Vergabe des Preises an das Forscher-Paar.

Biografische Notizen

Aleida Assmann wurde am 22. März 1947 als Tochter des Neutestamentlers Günther Bornkamm im nordrhein-westfälischen Bielefeld geboren. Sie studierte Anglistik und Ägyptologie in Heidelberg und Tübingen. Nach der Promotion 1977 im Fach Anglistik habilitierte sie sich 1992 in Heidelberg. Seit 1993 lehrte sie Anglistik und Allgemeine Literaturwissenschaft an der Universität Konstanz. Es folgten mehrere Gastprofessuren, unter anderem an den renommierten Universitäten von Princeton (2001), Yale (2002-2005) und 2005 an der Universität Wien. Ihr Forschungsschwerpunkt liegt in den Bereichen der Kulturanthropologie und den Wechselwirkungen von Erinnerung, Gedächtnis und Vergessen.

Ihr Ehemann, Jan Assmann, mit dem sie fünf Kinder hat, wurde am 7. Juli 1938 im niedersächsischen Langelsheim geboren. Assmann studierte Ägyptologie, Klassische Archäologie und Gräzistik in München, Heidelberg, Paris und Göttingen. Bis 1971 arbeitete er unter anderem als Stipendiat der Deutschen Forschungsgemeinschaft am Deutschen Ägyptologischen Institut in Kairo. 1971 habilitierte er sich - es folgte ein Ruf auf den Lehrstuhl für Ägyptologie an der Universität Heidelberg, den er bis zu seiner Emeritierung 2003 inne hatte. Seither hat er eine Honorarprofessur für allgemeine Kulturwissenschaft an der Universität Konstanz inne. Es folgten außerdem Gastprofessuren in Paris, Jerusalem und den USA.

Auszeichnungen und Debatten

Jan Assmann wurde vielfach ausgezeichnet - etwa 1996 mit dem Max Planck Forschungspreis und 1998 mit dem Deutschen Historikerpreis. Außerdem wurde ihm 1998 ein Ehrendoktorat der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Universität Münster verliehen.

Für Aufsehen und Debatten sorgte sein Buch „Die Mosaische Unterscheidung. Oder: der Preis des Monotheismus“, in dem Assmann die „mosaische Unterscheidung“ zwischen dem einen Gott und den falschen Göttern der ägyptischen Kosmologie als Initialzündung einer bis heute andauernden Konfliktgeschichte und als Quelle von Intoleranz, Gewalt, Hass und Ausgrenzung beschreibt. Notwendig sei daher eine Art Selbstrelativierung der monotheistischen Religionen, um ihr immanentes Gewaltpotenzial einzuhegen - was Assmann scharfe Kritik von theologischer Seite einbrachte.

Zuletzt hatte Assmann 2012 bei einem Podiumsgespräch in Wien mit den Dogmatiker Jan-Heiner Tück diese These aufgegriffen und korrigiert: „Wenn es dem Weiterkommen der Debatte dient, dann nehme ich den Begriff der Relativierung zurück und spreche statt dessen von einem Perspektivenwechsel.“

Hochschulwochen über „Leidenschaften“

Die „Salzburger Hochschulwochen“, die vom 1. bis 7. August stattfinden, stehen heuer unter dem Motto „Leidenschaften“. Auch heuer werden zu der renommierten Veranstaltung in der Mozartstadt wieder bis zu 800 interessierte Zuhörer erwartet.

Unter den hochkarätigen Referenten sind etwa der Paderborner Theologe Klaus von Stosch, die Würzburger Alttestamentlerin Barbara Schmitz, der italienische Architekturtheoretiker Vittorio Magnago Lampugnani, der US-amerikanische jüdische Religionswissenschaftler Yaakov Ariel, der Wiener Astrophysiker Franz Kerschbaum und der Tübinger Literaturwissenschaftler Georg Braungart. Den Festvortrag zum Abschluss der Hochschulwochen wird heuer der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, halten.

religion.ORF.at/KAP

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