Neapel: Blutwunder besiegelt Ende von Finanzstreit

In Neapel hat sich wieder das traditionelle Blutwunder des heiligen Januarius (San Gennaro) ereignet. Fast gleichzeitig konnte ein Streit über Kirchenfinanzen zwischen der Erzdiözese und einem katholischen Bürgerkomitee beigelegt werden.

Zum Abschluss einer Prozession mit den Reliquien des Stadtpatrons am frühen Samstagabend durch die Straßen der süditalienischen Stadt teilte Kardinal Crescenzio Sepe mit, dass sich das in einer Glasampulle aufbewahrte eingetrocknete Blut des frühchristlichen Märtyrers verflüssigt habe.

Die Reliquie des heiligen San Gennaro in der Kathedrale von Neapel, Italien

Reuters/Ciro De Luca

Die Reliquie des heiligen San Gennaro in der Kathedrale von Neapel, Italien

Unmittelbar vor der Prozession regelten die erzbischöfliche Kurie und ein katholisches Bürgerkomitee laut italienischen Medien eine länger andauernde Auseinandersetzung, die die Zuständigkeiten für die Güter- und Finanzverwaltung der Januarius-Kapelle betraf. Zu dem Anlass war eigens Innenminister Angelino Alfano nach Neapel gereist.

Verflüssigung als Hoffnungszeichen

Das Abkommen zwischen der Erzdiözese und der „Deputazione di San Gennaro“ wird nun nach Angaben Alfanos zur Prüfung dem Staatsrat vorgelegt, einem Verfassungsorgan für verwaltungsrechtliche Fragen. Kommentatoren werteten die Verflüssigung der Blutreliquie als Hoffnungszeichen für einen guten Ausgang.

Die Verflüssigung geschieht üblicherweise am Fest des Heiligen am 19. September und am 16. Dezember, dem Gedenktag einer Warnung vor dem Vesuv-Ausbruch 1631. Die Prozession, die jährlich am Tag vor dem ersten Mai-Sonntag stattfindet, erinnert an die Übertragung der Überreste des Januarius aus den nach ihm benannten Katakomben. Das „Blutwunder“ ist seit dem Mittelalter belegt. Sein Ausbleiben gilt bei Neapolitanern als schlechtes Omen.

Normalerweise fest verklumpt

Januarius (italienisch „San Gennaro“), ist der Patron von Neapel und der Region Kampanien. Er wurde der Überlieferung nach zur Zeit der Christenverfolgungen unter dem römischen Kaiser Diokletian am 19. September 305 enthauptet. Das Blut im Reliquiar des Heiligen ist normalerweise fest verklumpt. Für das Phänomen der Verflüssigung gab es naturwissenschaftliche Erklärungsversuche, die jedoch keine allgemeine Anerkennung fanden.

Zuletzt hatte Papst Franziskus bei einem Besuch in Neapel im März des Vorjahres das Wunder „ausgelöst“, nachdem er das Gefäß mit der Ampulle ergriffen und geküsst hatte - mehr dazu in Papst Franziskus löst in Neapel „Blutwunder“ aus.

religion.ORF.at/KAP/KNA