OÖ: Neuer Altar mit Jägerstätter-Reliquien

Der Linzer Bischof Manfred Scheuer weiht am kommenden Samstag den neu gestalteten Altar der Pfarrkirche von St. Radegund (Oberösterreich), der Heimatgemeinde des NS-Kriegsdienstverweigerers Franz Jägerstätter.

Das Herzstück der Kirche enthält Reliquien des Märtyrers, der 1943 von den Nazis hingerichtet und 2007 seliggesprochen wurde. Mit der Einbettung („Depositio“) der Reliquien wird der Selige zum zweiten Patron der Pfarrkirche, heißt es in einer Ankündigung der Diözese Linz am Mittwoch. Sein Hochfest wird jährlich an Jägerstätters Tauftag, am 21. Mai, gefeiert.

Reliquien in Altar eingebettet

Der Festgottesdienst am Samstag um 16.00 Uhr setzt den Schlusspunkt unter die Renovierungsarbeiten und die ein Jahr andauernde künstlerische Neugestaltung des Altarraums der St. Radegunder Pfarrkirche. Mit Bischof Scheuer zelebrieren Pfarrer Josef Steinkellner und der Prorektor der Katholischen Privat-Universität Linz, Ewald Volgger. Bereits am Freitag werden die Reliquien in den Altar eingebettet.

Begräbnis von Franziska Jägerstätter am Samstag, 23. März 2013, in St. Radegund (OÖ)

APA/Daniel Scharinger

Begräbnis von Franziska Jägerstätter am 23. März 201 in St. Radegund

Die Neugestaltung des Altarraums der Pfarrkirche St. Radegund durch den in Berlin lebenden oberösterreichischen Künstler Christoph Mayer und den Berliner Architekten Petr Barth erfolgte nach dem Liturgieverständnis des Zweiten Vatikanischen Konzils. Altar, Ambo und Taufbecken wurden aus Stein geformt. Er sei „Urmaterial in der Symbolik der Kirche und des christlichen Glaubens“ und zugleich das Material der tragenden Elemente von Konstruktion und Boden der St. Radegunder Kirche, teilte die Diözese Linz mit.

„Jägerstätter teilt Schicksal Jesu“

Der Altar besteht aus zwei ineinander greifenden Sandsteinblöcken, in deren Mitte sich ein kreuzförmiger Hohlraum befindet. Dorthin kommen die Reliquien - Brandreste und Reste der Urne - eines Menschen, „dessen Gewissensentscheidung bis zur äußersten Konsequenz geführt“ habe: „Franz Jägerstätter wurde für seine Glaubensüberzeugung hingerichtet und teilt so das Schicksal Jesu.“

Franz Jägerstätter

APA/Repro/Rubra

NS-Kriegsdienstverweigerer und Märtyrer: Franz Jägerstätter

Reliquien sollten anonym bleiben

Zur Geschichte der Urne und der sterblichen Überreste von Franz Jägerstätter informierte die Diözese Linz wie folgt auf Basis des Pfarrarchivs St. Radegund: Nach der Hinrichtung am 9. August 1943 in Brandenburg an der Havel wurde der Leichnam im Krematorium verbrannt. Entgegen den Bestimmungen zur anonymen Bestattung, wie sie für zum Tode Verurteilte vorgesehen war, beschriftete die Friedhofsverwaltung die Urne mit Namen, Geburts-, Todes- und Kremationsdatum und gab auch noch den Schamottestein mit der Verbrennungsnummer zur eindeutigen Identifikation der Brandleichenreste dazu.

Bestattet wurde die Urne auf dem städtischen Friedhof, wo Schwestern der Franziskanerinnen Blumen am Bestattungsort pflanzten. Sr. Balda brachte die Urne im Juni 1945 auf Wunsch von Franziska Jägerstätter nach Vöcklabruck, wo sie im Juli von Pfarrer Karobath abgeholt werden konnte. Am 9. August 1945 wurde sie an der Kirchenmauer bestattet. Pfarrer Karobath schrieb in die Pfarrchronik: „Meine Nachfolger bitte ich, dieses Grab zu erhalten.“

religion.ORF.at/KAP

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