Kirchenvertreter erwarten viel von Van der Bellen

Nach Kardinal Christoph Schönborn haben auch Michael Bünker, Bischof der Evangelisch-lutherischen Kirche in Österreich, und der orthodoxe Metropolit Arsenios Alexander Van der Bellen zur Wahl zum Bundespräsidenten gratuliert und ihre Erwartungen geäußert.

„Ich gratuliere Alexander Van der Bellen zur Wahl, auch mit Respekt vor dem Mitbewerber Norbert Hofer“, so Bünker in einer Aussendung vom Dienstag. Gleichzeitig dankt der Bischof allen, die von ihrem Wahlrecht Gebrauch gemacht haben: „Dazu haben ja auch die Kirchen in Österreich aufgerufen“, erinnert der Bischof.

Evangelischer Bischof Michael Bünker

APA/Herbert Neubauer

Bischof Bünker wünscht sich, dass Van der Bellen eint und trotzdem klare Positionen bezieht

Dem designierten Bundespräsidenten wünscht Bünker, „dass es ihm gelingt, das Gemeinsame vor das Trennende zu stellen, ohne dabei auf klare Positionen zu verzichten“. Das sei notwendig im Eintreten „für ein offenes und menschliches Österreich im Herzen Europas“.

Hohe Wahlbeteilung positiv

Die hohe Wahlbeteiligung zeige, dass die Österreicherinnen und Österreicher sich ihrer Verantwortung bewusst seien und „über den Zukunftsweg unseres Landes in verantwortungsvoller Weise entschieden haben“, betont der Bischof gegenüber dem Evangelischen Pressedienst. Eine Bundespräsidentenwahl sei eine Personenwahl. Hier, so Bünker, standen zwei Personen zur Entscheidung, die sich deutlich in Positionen und Einstellungen voneinander unterschieden.

Mit Alexander Van der Bellen sei jener Kandidat gewählt worden, der sich für ein weiteres Zusammenwachsen Europas einsetzen will. Bünker: „Das ist aus meiner Sicht sehr zu begrüßen, weil die Evangelischen Kirchen sich seit Jahren für das Zukunftsprojekt Europa auf Basis der Menschenrechte engagieren.“

Arsenios Kardamakis, Kardinal Christoph Schönborn, Michael Bünker (v.r.n.l.)

Kathbild/Franz Josef Rupprecht

Arsenios Kardamakis, Kardinal Christoph Schönborn, Michael Bünker (v.r.n.l.)

Große Herausforderungen

Metropolit Arsenios, Vorsitzender der Orthodoxen Bischofskonferenz in Österreich, gratulierte Alexander Van der Bellen im Namen aller orthodoxen Christen in Österreich zur Wahl. Österreich steht heute im Zeichen großer Herausforderungen, hielt der Metropolit in einer Aussendung fest. Das Erlahmen jener politischen Kräfte, die das Land jahrzehntelang geführt haben, habe nun den aktuellen Ausdruck in einer gesellschaftlicher Polarisierung gefunden, die aus christlicher Sicht besorgniserregend sei.

Der Metropolit von Österreich Arsenios Kardamakis

APA/Georg Hochmuth

Metropolit Arsenios erwartet von Van der Bellen, dass er mit den Kirchen Dialog führt

Das Trennende werde vor das Einende gestellt und es bestehe die Gefahr, zur Lösung komplexer gesellschaftlicher Probleme auf allzu einfache Lösungen zurückgreifen zu wollen, warnte der Metropolit. Es brauche große Reformen in den Bereichen Arbeit, Bildung, Soziales und Integration, „die Kontinuität in der politischen Gestaltung, eine solide Werthaltung und den klaren Blick auf das gemeinsame Wohl aller erfordern“.

Starke Integrationsfigur

In dieser heiklen Situation müsse der neue Bundespräsident als starke Integrationsfigur nach innen und als sensibler Repräsentant nach außen ein Profil unter Beweis stellen, „das aktiv dazu beiträgt, die soziale und kulturelle Erfolgsrolle Österreichs fortzusetzen und zu verstärken“.

Metropolit Arsenios: „Unter dem gemeinsamen Dach eines vereinten Europa kann es der große Beitrag unseres kleinen Landes im 21. Jahrhundert sein, innerhalb seiner eigenen Grenzen und Zuständigkeiten einen Raum des Friedens, der Freiheit, der Sicherheit und des Rechts zu verwirklichen und auf diese Weise dem ganzen Kontinent und der Welt ein Vorbild zu sein.“

Dialog mit Kirchen

Der Metropolit appellierte zugleich an Van der Bellen, das Gespräch mit den Kirchen aktiv zu suchen. „Zu tief reichen die Wurzeln Europas und seiner zentralen Werte in das humanistische, jüdisch-christliche Erbe hinein, als dass bloß protokollarisch freundliche, aber unverbindliche Toleranz ihm Genüge tun könnte“ hielt der Metropolit fest.

Die orthodoxen Christen in Österreich hätten den Wunsch und die Hoffnung, dass es Alexander Van der Bellen als Bundespräsident gelingen möge, innerhalb seiner Möglichkeiten wirksam für Respekt und Toleranz auch gegenüber dem Christentum einzutreten.

Kardinal Christoph Schönborn

APA/ORF/Hans Leitner

Kardinal Schönborn möchte, das Van der Bellen das Land wieder zusammenführt

Schönborn: Miteinander fördern

Kardinal Christoph Schönborn reagierte auf das Ergebnis der Stichwahl um das Bundespräsidentenamt am Montag auch mit einem Appell: „Der neue Bundespräsident muss versuchen, das Land zusammenzuführen. Der Wahlkampf hat stark polarisiert, nicht nur in der Gesellschaft, sondern auch in der Kirche“, gab der Vorsitzende der Bischofskonferenz im Interview mit „Kathpress“ zu bedenken. So hatte etwa der Salzburger Weihbischof Andreas Laun für Hofer geworben und die Katholische Frauenbewegung sich für Alexander Van der Bellen augesprochen.

„Ich vertraue darauf, dass die Österreicher als reife Demokraten jetzt den Weg des Miteinander gehen. Es ist die erste Pflicht des neuen Bundespräsidenten, das zu fördern. Respekt und Verantwortungsbewusstsein sind vom neuen Bundespräsidenten und von allen maßgeblichen politischen Kräften in Österreich jetzt besonders gefordert. An uns Bürgern und Bürgerinnen liegt es, sie dabei zu unterstützen“, sagte Schönborn.

religion.ORF.at/KAP

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