Papst fordert Inklusion von Menschen mit Behinderung

Papst Franziskus hat am Sonntag eine fortwährende Diskriminierung von Menschen mit Behinderung angeprangert und ihre Inklusion gefordert.

Oft herrsche die Einstellung, die Betroffenen seien im „vergoldeten Gehege“ oder in „Reservaten der frömmelnden Fürsorge und des Wohlfahrtsstaates“ besser aufgehoben, weil sie dort den „Rhythmus des künstlichen Wohlbefindens“ nicht störten, sagte Franziskus am Sonntag in einem Gottesdienst für 20.000 Menschen mit Behinderung und Kranke auf dem Petersplatz.

Papst Franziskus umarmt in der Menge auf dem Petersplatz einen Mann mit Down-Syndrom

APA/AFP/Andreas Solaro

Inklusion von Menschen mit Behinderung fordert der Papst

Ministranten mit Down-Syndrom

Zu der Messe waren unter anderen Tausende Menschen mit Down-Syndrom mit ihren Betreuern auf den Petersplatz gekommen. Die Feier war Höhepunkt eines mehrtägigen Heiligjahr-Spezialevents für Behinderte und Kranke. Bei der Messe wirkten Ministranten mit Down-Syndrom mit.

Der Papst betonte, das Leben ohne Gemeinschaft mit Menschen mit Behinderung sei eine „Selbsttäuschung“. Ein solches Leben verkenne den wahren Sinn des Lebens, der auch die Annahme von Leid und Begrenzung verlange. Zugleich kritisierte Franziskus einen übersteigerten Perfektionismus. „Die Welt wird nicht besser, wenn sie nur aus augenscheinlich ‚perfekten‘ Menschen besteht“, betonte er. Nötig sei dazu vielmehr Solidarität unter den Menschen, gegenseitige Annahme und Achtung.

Papst: Entscheidend ist die Liebe

Zugleich wandte sich Franziskus in seiner Predigt entschieden gegen die Behauptung, das Leben von Schwerbehinderten sei nicht lebenswert. Nur weil die Betroffenen „den von der Genuss- und Unterhaltungskultur oktroyierten Lebensstil“ nicht verwirklichten, heiße das nicht, dass sie nicht glücklich sein könnten. Entscheidend für ein glückliches Leben sei die Liebe, die Behinderte und Kranke von ihren Mitmenschen erhielten. Viele von ihnen öffneten sich wieder dem Leben, sobald sie entdeckten, dass sie geliebt werden, erklärte er.

Der Papst warnte zugleich vor überzogenen Hoffnungen auf den medizinischen Fortschritt. Ebenso warnte er vor einem Zynismus, der alles geduldig ertrage oder sich allein auf die eigenen Kräfte verlasse. Weiter sagte der Papst, die Art und Weise, wie man sich mit Leiden und Einschränkungen auseinandersetze, sei ein Gradmesser für die Freiheit, den Erfahrungen des Lebens Sinn zu verleihen, „auch wenn sie uns widersinnig und unverdient erscheinen“.

religion.ORF.at/KAP

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