Italien führt Register für Imame ein

Die italienische Regierung hat sich mit den Vertretern der größten islamischen Gemeinschaften und Verbänden über die Einführung eines Registers für Imame geeinigt. Imame müssen sich verpflichten, auf Italienisch zu predigen, um staatlich anerkannt zu werden.

Italien will eine Art staatliches Diplom und ein Register für Imame einführen. Voraussetzung soll sein, dass die Geistlichen einen Kurs über staatsbürgerliche und rechtliche Fragen absolviert haben. Im Gegenzug sollen sie unter anderem die Möglichkeit zur Seelsorge in Haftanstalten erhalten. Weiter erhielten die Geistlichen Ansprechpartner auf staatlicher Seite, an die sie sich bei Fragen oder Problemen wenden könnten.

Nur Imame, die sich an die nationalen Gesetze halten und die Integration fördern, sollen in das vom Innenministerium geführte Register eingetragen werden. Um als Imam anerkannt zu werden, müssen islamische Prediger volljährig sein, ihren Wohnsitz in Italien haben, die italienische Sprache beherrschen, keine Probleme mit der Justiz haben und die „Prinzipien der Integration in die nationale italienische Gemeinschaft“ teilen. Sie müssen sich hinzu verpflichten, auf Italienisch zu predigen.

„Hassprediger bekämpfen“

„Diese Einigung ist ein wichtiger Schritt zur Förderung des Dialogs unter den Religionen in Italien“, sagte Innenminister Angelino Alfano nach Angaben der römischen Tageszeitung „Il Messaggero“ (Dienstag-Ausgabe).

Damit wolle man das Phänomen der „Hassprediger“ bekämpfen, hieß es in Rom. Vor allem die ausländerfeindliche Oppositionspartei Lega Nord warnt immer wieder vor der Gefahr fundamentalistischer Propaganda in improvisierten Moscheen.

Wenig reguläre Moscheen

Muslime treffen sich regelmäßig in Garagen, Lagerhallen oder Kellern, um zu beten, da es nicht viele Moscheen im Land gibt. Allein in Rom wurden 30 improvisierte Gebetshäuser gezählt, in ganz Italien sind es nach Angaben des Innenministeriums rund 700.

Die Zahl der Moscheen in Italien ist stark beschränkt, sie befinden sich lediglich in Rom, Segrate, Ravenna. Colle di Val d’Elsa in der Toskana, Palermo und Catania. Die meisten islamischen Zentren befinden sich in Bologna, Novara und Venedig. 1,65 Millionen Muslime leben laut Innenministerium zurzeit in Italien.

Sorge über Rassismus

Alfano äußerte sich besorgt über einen „rassistischen und islamfeindlichen Wind“, der derzeit in Europa wehe. Zugleich verwies er darauf, dass 2015 sieben Imame wegen Aufstachelung zu Gewalt aus dem Land gewiesen worden seien.

Die Grundrechte der italienischen Verfassung gälten für alle Bürger unabhängig von ihrer Glaubensrichtung, so der Minister. „In Italien herrscht volle Kultfreiheit, aber die Regeln des Kults dürfen nicht zu unseren Gesetzen und Regeln in Widerspruch stehen.“ Die Regierung wünsche „einen neuen Typ von Imam, der sich seiner öffentlichen Rolle bewusst ist“.

religion.ORF.at/APA/KAP

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