Elbs: „Amoris laetitia“ betont Haltung Jesu

„Amoris laetitia“, das nachsynodale Schreiben von Papst Franziskus zu Ehe und Familie, setzt nach den Worten von Bischof Benno Elbs „nicht auf neue Regeln. Es geht um unsere Haltung.“

Es gehe darum, „den Lebensweg, den Menschen wählen, zu respektieren und darin jeweils das Gute zu suchen“. In jeder menschlichen Situation, „auch wenn sie noch so weit außerhalb von Vorgaben liegt“, seien Chancen auffindbar, so der Vertreter Österreichs bei der Weltbischofssynode im Herbst 2015.

Anlass zur Gewissenserforschung

Diese „Haltung Jesu den Menschen gegenüber“ einzuüben ist laut Elbs eine ständige Herausforderung für Seelsorger. Auch für ihn selbst seien die Synode und „Amoris laetitia“ Anlass zur Gewissenserforschung: „Wie gehe ich mit Menschen um?“

Der Feldkircher Bischof Benno Elbs

APA/Dietmar Stiplovsek

Der Feldkircher Bischof Benno Elbs

Der Feldkircher Bischof äußerte sich in einem Interview mit der Kooperationsredaktion österreichischer Kirchenzeitungen anlässlich seines neuen, im Styria-Verlag erschienenen Buches „Wo die Seele atmen lernt. Ein neuer Blick auf Ehe und Familie mit Papst Franziskus“. Der Band richte sich an Familien und Seelsorger, sei aber auch eine Verbeugung vor den 30.000 Österreichern, die sich vor der ersten der beiden Familiensynoden an der großen Umfrage zu Beziehungen, Ehe und Familie beteiligten: „Da wollte ich danke sagen.“

Sehr über „Amoris laetitia“ gefreut

Er habe sich sich sehr über „Amoris laetitia“ gefreut, weil Papst Franziskus vieles aus der weltweiten Befragung, aber auch den Synodenberatungen aufgenommen habe, versicherte Elbs. In seinem Buch sei es ihm darum gegangen, den seelsorglichen Ansatz des Schreibens herauszuarbeiten. „Vieles, was in ‚Amoris laetitia‘ vertreten wird, haben Seelsorger/innen oft schon vorher gemacht“, sagte der Vorarlberger Bischof. „Für sie ist das Papstschreiben ein Zeichen der Wertschätzung ihrer Arbeit.“

Am Leben der Menschen orientieren

Es gebe freilich auch innerkirchlichen Widerstand, „bei dem zum Teil auf bedenkliche Art abgelehnt wird, was Papst Franziskus vertritt“. Elbs erwähnte Seelsorger, die meinten: „Ich weiß, wie die Welt funktioniert und wie Familie zu sein hat - und die Menschen haben sich danach zu richten.“ Dabei müsse sich die Seelsorge doch an Jesus Christus und am Leben der Menschen orientieren, hielt der Bischof dem entgegen. Zeigten Seelsorger diese problematische Haltung, würden Menschen „verletzt und gedemütigt“, und die Kirche werde zur „Zollstation“, wie Papst Franziskus sage.

Theologisch begründeten Widerstand gegen den Papst gebe es auch „in gewissen Internetforen und einschlägigen Kreisen“, aber „das tangiert die Gläubigen gering oder gar nicht“, wie Elbs anmerkte.

Wirklichkeit „wunderbar komplex“

Der Bischof hält es mit dem Papst, laut dem die Wirklichkeit „wunderbar komplex“ sei. „In einer solchen Wirklichkeit können Gesetze und Regeln nur Leuchttürme oder Leitplanken sein. Ein Ja/Nein-Schema für jeden Fall wäre bequem, aber das Leben ist anders“, betonte Elbs.

Sein neues Buch „Wo die Seele atmen lernt: Ein neuer Blick auf Ehe und Familie mit Papst Franziskus“ ist zum Preis von 22,90 Euro ab kommender Woche im Buchhandel erhältlich. Im „Styria“-Verlagstext ist von einem „radikalen Blickwechsel“ in „Amoris laetitia“ die Rede: „Die Freude (an) der Liebe rückt ins Zentrum, Hinhören und Ermutigung ersetzen moralischen Druck, einladende Seelsorge stellt den Menschen in den Mittelpunkt.“ Bischof Benno Elbs plädiere für ein konsequentes Weiterdenken dieses „Kurses der offenen Türen für Partnerschaft, Ehe, Familienpastoral und nicht zuletzt das Miteinander in Kirche und Welt“.

religion.ORF.at/KAP

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