Pakistan: Verurteilter Christin Anhörung verweigert

Der wegen Blasphemie-Vorwürfen zum Tod verurteilten Christin Asia Bibi ist ihre letzte Chance auf Berufung genommen worden. Die katholische Kirche ruft nun zu Gebeten für eine Begnadigung auf.

„Ich flehe jeden an, für sie zu beten. Wir beten für einen Gerichtentscheidung zugunsten dieser unschuldigen Frau“, sagte Emmanuel Yousaf Mani, Nationaldirektor der Kommission für Gerechtigkeit und Frieden der pakistanischen Bischofskonferenz, gegenüber dem römischen Onlineportal „AsiaNews“.

Mani hatte am Donnerstag dem Termin am Höchstgericht in Islamabad beigewohnt, bei dem die vor sechs Jahren verurteilte Frau ihre letzte Chance auf Berufung gegen das Todesurteil gehabt hätte. Erneut kam die Anhörung nicht zustande - zumal einer der Richter, Iqbal Hameed ur Rehman, seine Teilnahme verweigerte. Er erklärte sich selbst als befangen, da er im Fall des früheren Governeurs von Salmaan Taseer in der Urteilsfindung mitgewirkt hätte. Tasee war von seinem eigenen Leibwächter erschossen worden, der die Kritik des Politikers am Blasphemiegesetz als Tatmotiv angab.

Fragwürdiges Verfahren seit sechs Jahren

Das Gericht habe bei der Anhörung „im Grunde gar nichts getan“, erklärte Mani gegenüber „AsiaNews“. „Ich weiß nicht, warum Bibis Fall überhaupt mit jenem des ermordeten Governeurs in Verbindung gebracht wurde“. Der Anwalt der Verurteilten habe für die Katholikin sprechen wollen, dies sei ihm aber nicht gestattet worden.

Asia Bibi, eine heute 50-Jährige Landarbeiterin, hatte im Juni 2009 während der Feldarbeit in ihrem Dorf für ihre muslimischen Kolleginnen Wasser aus einem Brunnen geholt. Zwei von ihnen beschwerten sich anschließend darüber, dass sie als Christin auch aus dem Gefäß getrunken und damit das Wasser verunreinigt habe. Außerdem habe sie den Propheten Mohammed beleidigt. Sie wurde daraufhin wegen Blasphemie angezeigt, verhaftet und im November 2010 in erster Instanz zum Tod durch den Strang verurteilt. Im Oktober 2014 bestätigte ein Berufungsgericht das Urteil, im Juli 2015 setzte der Oberste Gerichtshof die Todesstrafe aus und machte damit den Weg frei für die erneute Anhörung.

Sabatina James: Richter hatte Angst

Es sei davon auszugehen, dass der Richter „Angst hatte, das Opfer freizusprechen, da er befürchtet von islamischen Fundamentalisten hingerichtet zu werden“, kommentierte die in Pakistan geborene, nach Österreich-Aufenthalten nun in Deutschland lebende Islamkritikerin Sabatina James am Donnerstag auf Facebook die jüngsten Vorfälle. Bisher hätten es nur zwei pakistanische Politiker gewagt, sich öffentlich für Asia Bibi einzusetzen, und beide seien ermordet worden.

James Angaben zufolge gab der von der Menschenrechtsaktivistin gegründete Verein „Sabatina eV“ Bibi Rechtsbeistand vor Ort durch den Anwalt Naeem Shakir, der sie auch bei der bislang letzten Verhandlung vor dem Hohen Gericht vertreten hatte. Werde im Falle eines Zustandekommens der Anhörung Bibis vor dem Höchstgericht das Todesurteil erneut bestätigt, so könne nur noch eine Begnadigung des pakistanischen Präsidenten helfen.

Bischof: „Zeugenaussagen nicht zuverlässig“

Der katholische Bischof der pakistanischen Diözese Faisalabad, Joseph Arshad, bezeichnete die Zeugenaussagen gegen Asia Bibi als „nicht zuverlässig“. Es gebe zudem bislang keinen anderen Fall in Pakistan, bei dem jemand aufgrund von Blasphemie gehängt worden sei. „Die Gerechtigkeit sollte maßgeblich sein und das Recht seinen eigenen Lauf nehmen“, so die Forderung des Bischofs.

Der geplatzten Anhörung von Bibi in Islamabad waren enorme Sicherheitsmaßnahmen vorhergegangen. Tausende Polizisten waren zur Verhinderung von Unruhen stationiert, nachdem islamistische Hardliner den Druck auf die Regierung für die Verurteilung und Urteilsvollstreckung an Bibi erhöht hatten - unter anderem mit Demonstrationen. In einer Erklärung hieß es, man werde im Falle einer Freilassung der Frau auf die Straße gehen, die Regierung an der Weiterarbeit behindern und eine Gegenregierung aufstellen. Drohungen wurden auch für alle Unterstützer Bibis ausgesprochen, darunter auch Botschafter. Ähnlich setzten sich auch 150 sunnitische Kleriker in einer gemeinsamen Erklärung für eine Bestrafung der Christin nach den Scharia-Gesetzen ein.

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religion.ORF.at/KAP

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