Symposium: Woche der Wirksamkeit

Unter dem Titel „Woche der Wirksamkeit - Inspiration für Leadership und Wandel“ hat hat das Kardinal König Haus vom 23. bis 28. Oktober Führungskräfte aus allen Bereichen der Gesellschaft zum gemeinsamen Denken über ihr Wirken eingeladen.

Rund 50 Impulsgeberinnen und Impulsgeber waren bei der Woche der Wirksamkeit im Kardinal König Haus involviert. Ziel war es, einen Raum zum wirkungsvollen Austausch zu öffnet. „Ob wir wirklich noch etwas bewirken können oder dem Diktat der Sachzwänge erlegen sind“ war die Frage, die die Veranstaltung überspannte. „Und wenn wir wirken wollen, wie kann das funktionieren?“

religion.ORF.at war als Medienpartner vor Ort und präsentiert einige der Keynotes als Video-on-Demand im Internet.

Christian Marte: Thema Mut

Erhalten wir hohle Systeme aufrecht? Was würden wir anfangen, wenn wir ganz neu anfangen könnten? Diese Fragen stellt sich P. Christian Marte als Leiter des Veranstalters Kardinal König Haus (in Kooperation mit „Stille in Wien“ und Akademie für Sozialmanagement).

Sharda S. Nandram: Courage for simplifying organizations in a VUCA world

Learning from Buurtzorg Nederland

In this Lecture the practice of Buurtzorg, one of the most talked about cases in community care, will be presented as a model of simplifying organizations. Sharda S. Nandram has developed a new Organizational Theory which has given direction and inspiration to a lot of people working for Buurtzorg.

The presentation will focus on simplifying organizations, especially for navigating the Volatility, Uncertainty, Complexity and Ambiguity through the approach of Integrative Self-Management. It aims to answer the question how to transform existing systems towards an Integrative and Holistic Self-Managed paradigm.

Established organizations have already built a lot of legacy, history and leadership. Any small change is a step too much for them. Solutions that have worked effectively elsewhere are not accepted. It needs courage to let go existing frameworks and explore new approaches. Learning from the practice of Buurtzorg Nederland means to discover alternative ways of organizing management. Challenges of Self-Management and the opportunities it gives will be explored while celebrating the local context of organizations.

Sr. Edith-Maria Magar: Mut zum Machbaren

Von der Verantwortung, im Loslassen Wirksamkeit zu sichern

Angesichts der Entwicklung, dass die Ordensgemeinschaften über immer weniger Mitglieder verfügen, mit denen sie die Zukunft in den Werken gestalten können, setzten die Waldbreitbacher Franziskanerinnen einen ungewöhnlichen und mutigen Schritt. Sie übertrugen im Jahr 2011 die gesamten Werke des Ordens in die Marienhaus-Stiftung.

Bereits 1903 hatten die Franziskanerinnen die Marienhaus GmbH Waldbreitbach gegründet und als deren Rechtsträger lenkte der Orden bis 2011, also 108 Jahre lang, die Geschicke von 14.000 Mitarbeitenden des Gesundheitswesens.

Seit 2011 stehen nicht mehr Ordensfrauen, sondern weltliche Frauen mit christlichem Wertefundament an der Spitze der Einrichtungen. „Wir hatten den Mut zu erkennen, dass wir hier und jetzt unsere Sendung an die Realität anpassen müssen.“

Bereits Anfang der Neunziger Jahre wurde ein systemischer Organisationsentwicklungsprozess innerhalb der gesamten Organisation initiiert, um diesen Schritt sorgfältig vorzubereiten. Die Fortführung der Intention der Ordensgründerin Rosa Flesch war den Ordensfrauen ein zentrales Anliegen. Um das Wesentliche ihrer Erbschaft zu bewahren und in die Zukunft zu entlassen, wurden Leitungspositionen mit kompetenten und christlich engagierten Führungskräften besetzt, die selbst keine Ordensleute sind – „wer es am besten kann, soll es tun.“

Wie das gelingen konnte, welche Kräfte in diesem Veränderungsprozess wirksam wurden, welche Ressourcen und Stolpersteine den Ordensfrauen auf ihrem Weg begegnet sind und was dieser Prozess des Loslassens innerhalb des Ordens und in den Werken der Stiftung bewirkt hat, darüber berichtet Sr. Edith-Maria mit Erfahrungen aus erster Hand.

Andy Icochea Icochea: Superar – Freude wirkt!

Wie der Zugang zu Musik Kinder und Gesellschaft verändern kann

Am Beispiel von Superar soll sichtbar werden, wie die Freude an der Musik wirksam wird, um soziale, religiöse und nationale Grenzen zu überwinden. Superar ist eine europäische Initiative, die sich zum Ziel gesetzt hat, musikalische Grundausbildung und Förderung für Kinder und Jugendliche in breiten Schichten der Gesellschaft zu verankern.

Kostenfreie, hochwertige und intensive Musikförderung in den Fächern Chor und Orchester soll allen Kindern und Jugendlichen zugänglich gemacht werden, vor allem auch jenen, die wenig oder eingeschränkten Zugang zu kultureller Förderung haben.

Regelmäßiges gemeinsames Musizieren bildet nicht nur die Stimme und das Musikverständnis der TeilnehmerInnen, sondern stärkt sie auch in wichtigen Zusatzkompetenzen wie Konzentration, Leistungsbereitschaft, Selbstbewusstsein und Kreativität. In der Zusammenarbeit werden Gemeinschaftssinn, Kommunikationsfähigkeit, Rücksichtnahme, Toleranz und Kritikfähigkeit gefördert.

Im Laufe des Vormittags werden die Teilnehmer und Teilnehmerinnen durch den musikalischen Leiter Andy Icochea Icochea immer wieder selbst musikalisch aktiviert.

Der Verein Superar wurde 2009 in Wien von Caritas der Erzdiözese Wien, Wiener Konzerthaus und Wiener Sängerknaben gegründet. Aktuell betreut Superar rund 1200 Kinder und Jugendliche an 16 Standorten in Österreich sowie 820 Kinder und Jugendliche an 11 Standorten in der Slowakei, der Schweiz, Liechtenstein, Rumänien und Bosnien. Superar ist Teil des Netzwerkes Sistema Europe.

Michael Musalek: Mut zur Kosmopoesie

Martin Heidegger nannte den Menschen einen „geworfenen Entwurf“. Er verwies damit darauf, dass wir nicht nur in unsere jeweilige Lebenssituation geworfen sind, sondern als Menschen auch zum Neuentwurf unseres Lebens befähigt sind. Max Scheler ging noch einen Schritt weiter, wenn er den Menschen als einen „Vollzieher“ bzw. „Macher“ bezeichnete. Wir Menschen sind nicht nur zu einem Weltentwurf fähig, sondern auch dazu diesen dann in die Tat umzusetzen.

Diese Kosmopoiesis (Weltenneuschaffung) ist unsere zentrale Lebensaufgabe. Die Welt ist nicht so wie sie ist, sondern so wie sie von uns geschaffen wird. Wenn wir an der Weltenneuschaffung nicht teilnehmen, dann heißt das nicht dass die Welt so bleibt wie sie ist, sondern nur, dass wir anderen den Vortritt im Schaffungsprozess lassen. Neues zu schaffen braucht Mut – Mut im Sinne von Risikobereitschaft aber auch im Sinne etwas mit Kraft und Herz umzusetzen. Vor allem diese letztere Form des Mutes ist unabdingbare Voraussetzung dafür, nicht nur irgendeine, sondern eine für uns alle schönere und damit lebenswertere Welt im Schönen zu schaffen; mit anderen Worten: den Schritt von einer bloßen Kosmopoiesis zur Kosmopoesie zu vollziehen.

Franz Schuh: Thema Wandel

Franz Schuh ist ein vielfach ausgezeichneter Schriftsteller, Kritiker und Kulturpublizist. Der gebürtige Wiener, der Philosophie, Geschichte und Germanistik studierte, ist vielfach ausgezeichnet. Er erhielt unter anderem 1985 den Staatspreis für Kulturpublizistik, 1987 den Preis der Stadt Wien für Publizistik, 2000 den Jean-Amery-Preis und 2006 den Medienpreis Davos. Franz Schuh war Lehrbeauftragter an der Universität für angewandte Kunst Wien, an der Uni Klagenfurt und am Mozarteum, Generalsekretär der Grazer Autorenversammlung und Programmleiter im Buchverlag Deuticke.

Tomáš Sedláček, Oliver Tanzer:

Effectiveness – from Illusion to Reality

Die Lehre von der Ökonomie ist seit Aristoteles der Versuch, die Wirksamkeit wirtschaftlicher Aktion zu beschreiben, zu systematisieren und zu steuern. Wie immer, wenn der Mensch allgemein Gültiges aus dem Speziellen abzuleiten versucht, gelingt das nur auf dem Weg der Verallgemeinerung. Und so geschieht es auch in der Ökonomie in Form der Behauptung, der These, der Theorie und der mathematischen (logischen) Darstellung.

Die Kritik, dass die logischen Konzepte die Realität nicht abzubilden vermögen, ist allgemein bekannt. „Wir meinen aber, dass auch das Konzept des Common Sense, des Hausverstandes oder des Behaviourismus nicht ausreicht um zu den wirklichen Steuerungselementen der Wirtschaft und Gesellschaft vorzudringen. Wir müssen vielmehr das Unbewusste und Irrationale erfassen um verstehen zu können, wie und warum wir handeln, als Einzelne, aber auch als Kollektive in den Märkten. Während wir glauben rational wirksam zu sein, können und konnten wir nie die eigentlichen Konsequenzen unseres Handelns – und unseres Handels – einschätzen.“

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