US-Bischöfe vertrauen in Sachen Abtreibung auf Trump

Die katholischen US-Bischöfe sind zuversichtlich, mit dem designierten US-Präsidenten Donald Trump beim Thema Abtreibung gut zusammenarbeiten zu können. Trump sprach sich zuletzt gegen Abtreibung aus. Das war allerdings nicht immer so.

Die Bischofskonferenz blicke zuversichtlich auf die Zusammenarbeit mit dem gewählten Präsidenten, „um das menschliche Leben von seinem höchst verletzlichen Beginn bis zu seinem natürlichen Ende zu schützen“, betonte der Vorsitzende und Erzbischof von Louisville (Kentucky), Joseph Kurtz, in einer Aussendung am Mittwoch.

Die US-Bischöfe gratulierten Trump zum Wahlsieg, der sich im Wahlkampf klar gegen Abtreibungen ausgesprochen hatte. Er ließ mit der Forderung aufhorchen, dass Abtreibungen verboten werden sollten. Vor seiner Kandidatur unterstützte der künftige US-Präsident allerdings „Planned Parenthood“. Die gemeinnützige Organisation für Frauen ist der größte Anbieter von Abtreibungen in den USA.

Legalisierung rückängig machen

Daher lasse sich zum aktuellen Zeitpunkt schwer sagen, inwiefern Trump etwa mit seiner Haltung zu Abtreibungen auf der Linie der katholischen Kirche liege, sagte der Journalist des „National Catholic Reporter“ (NCR) Thomas Reese am Donnerstag dem Onlineportal katholisch.de. Zudem sagte er, Trump könne als Präsident diesbezüglich ohnehin nicht viel tun.

Donald Trump am Wahltag

Reuters/Mike Segar

Der designierten US-Präsidenten Donald Trump sprach sich zuletzt gegen Abtreibung aus

Hauptsächlich werde es bei dieser Frage um Berufungen der Richter am Supreme Court, dem höchsten US-Gericht, gehen, führte der Journalist aus. „Mit einer Mehrheit könnten die Abtreibungsgegner dort die berüchtigte Roe-Wade-Entscheidung rückgängig machen, durch die Abtreibung generell legalisiert wurde. Aber selbst dann wäre Abtreibung in den USA nicht verboten, sondern es wäre Angelegenheit der Staaten und wir hätten einen Flickenteppich an unterschiedlichen Regelungen.“

Bischöfe für Flüchtlinge

Die Bischöfe sprachen sich in der Aussendung aber auch für den Schutz von Flüchtlingen und Migranten aus. Erzbischof Kurtz bekräftigte auch den Einsatz der Bischöfe für Einwanderer, für die Trump im Wahlkampf kaum bis kein Verständnis gezeigt hat.

„Wir sind fest entschlossen, dass unsere Brüder und Schwestern, die Migranten und Flüchtlinge sind, menschlich willkommen geheißen werden können, ohne dass unsere Sicherheit geopfert wird.“ Er fügte hinzu: „Wir werden auf die gewalttätige Verfolgung aufmerksam machen, die unsere Mitchristen und Menschen anderer Glaubensrichtungen auf der ganzen Welt bedroht, besonders im Nahen Osten.“

Zudem betonten die Bischöfe die Bedeutung der Religionsfreiheit in den USA. Es müsse sichergestellt werden, dass Gläubige ihr Leben rund um „das einzigartige Band der Ehe“, das es zwischen Mann und Frau gebe, gestalten könnten.

Reaktionen ambivalent

Reaktionen zum Wahlausgang kamen auch von Kardinal Sean Patrick O’Malley aus Boston, Blase Joseph Cupich aus Chicago und Schwester Simone Campbell, die als Sprachrohr progressiver US-Katholiken gilt. O’Malley twitterte, Gott möge Trump „gute Gesundheit, Weisheit und Mut für seine Präsidentschaft geben“. Sein Kollege aus Chicago, der künftige Kardinal Blase Joseph Cupich, erinnerte Trump daran, „dass wir für das amerikanische Ideal Verantwortung tragen, allen gegenüber gerecht zu sein“.

Besorgt äußerte sich Schwester Simone Campbell, die als Sprachrohr progressiver US-Katholiken gilt. „Die Bigotterie und der Hass dieses Wahlkampfs sind gefährlich für die Menschen und die Nation“, erklärte sie: „Mein Glaube sagt mir jetzt mehr denn je, dass wir Gräben zwischen uns überbrücken müssen“. Dafür, so der Journalist und Jesuit Thomas Reese, könne die katholische Kirche ihre Erfahrung im Dialog, „besonders mit unseren protestantischen Brüdern und Schwestern“ einbringen: „Wenn wir Republikaner und Demokraten dazu bringen können, so gut miteinander auszukommen wie Katholiken und Protestanten, wären die Vereinigten Staaten ein großartiges Land!“

Religiöse wählten Trump

So ambivalent die Stellungnahmen, so geteilt entschieden sich die US-Katholiken bei den Präsidentschaftswahlen. Trump setzte sich bei ihnen mit 52 Prozent nur knapp gegen Clinton durch, die 45 Prozent an Unterstützung aus diesem Lager erhielt. Unter weißen Katholiken erzielte Trump einen Anteil von 60, bei den Latinos dagegen nur 26 Prozent. Der Siegeszug Trumps bei den Katholiken war die eigentliche Überraschung. Hier hatte praktisch alle Vorwahl-Erhebungen einen Vorsprung Clintons sehen wollen. 2008 und 2012 hatte die Mehrheit der Katholiken Obama die Stimme gegeben.

US-Medien vom Mittwoch zufolge hat Donald Trump bei Amerikanern aller Glaubensrichtungen (Katholiken, nichtevangelikale Protestanten, Evangelikale, Orthodoxe, Juden), die wöchentlich den Gottesdienst besuchen, große Zustimmung erhalten.

religion.ORF.at/KAP

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