Prälat-Ungar-Anerkennungspreis für „kreuz und quer“

Der mit 20.000 Euro höchstdotierte Journalistenpreis, der Prälat-Leopold-Ungar-Preis, ist am Donnerstagabend vergeben worden. Den Anerkennungspreis in der Kategorie TV erhielt u.a. Gernot Lercher für die „kreuz und quer“-Doku „Die Waldmenschen“.

Die Doku beschäftigt sich mit den Guarani, der größten indigenen Volksgruppe Brasiliens. Guarani heißt übersetzt Waldmenschen. Sie sehen sich als Beschützer des Waldes, nicht nur für sich, sondern für die gesamte Menschheit. In tiefer Verbundenheit mit dem Land ihrer Ahnen liegen ihre sprichwörtlichen Wurzeln ‒ ihre spirituelle Heimat ‒ in den einst weitläufigen Waldgebieten Brasiliens. Bäume sind für sie beseelte Wesen.

In vielen früheren Stammesgebieten der Guarani gibt es jedoch schon lange keinen Wald mehr. Mato Grosso do Sul, der „Große Wald des Südens“, steht exemplarisch dafür. Die Wälder, die diesem Bundesstaat einst den Namen gegeben haben, wurden zugunsten von Sojafeldern und Viehweiden weitgehend gerodet, die Guarani zugleich von ihrem Land vertrieben und in Reservate gezwungen. Seit der Kolonialisierung Südamerikas haben die Guarani nahezu ihr gesamtes Land verloren. Noch ist ihr Widerstand nicht gebrochen.

Verzweifelter Kampf um ein Stück Erde

An den äußersten Rand der Gesellschaft gedrängt und ihrer Lebensgrundlage beraubt, besetzen Stammesgruppen immer wieder Land- und Waldgebiete, die sie als ihren ursprünglichen Grund und Boden erachten. Die Folge sind gewaltsame Konflikte mit Großgrundbesitzern. Auseinandersetzungen, die in den vergangenen Jahren Hunderte Opfer unter den Guarani gefordert haben.

Im Bundesstaat Mato Grosso do Sul besuchte und dokumentierte Lercher ihren verzweifelten Kampf um ein Stück Erde und ihre tiefe, spirituelle Verbundenheit mit der Natur.

Mit dem Prälat-Leopold-Ungar-Journalistenpreis werden im Gedenken an den ehemaligen Caritas-Präsidenten herausragende journalistische Leistungen prämiert, die Toleranz und Verständnis im Umgang mit gesellschaftlichen Randgruppen fördern und sich mit sozialpolitischen Themen wie Armut, Obdachlosigkeit, Migration, Flucht, Alter, Krankheit oder Diskriminierung auseinandersetzen. Die Verleihung fand heuer bereits zum 13. Mal statt.

Zahlreiche ORF-Preisträger

Die Hauptpreise erhielten Sibylle Hamann (Falter) Nicole Kampl, Jürgen Pettinger und Lisa-Marie Gotsche (ORF) sowie Thomas Seifert („Wiener Zeitung“) und Marlene Groihofer (radio klassik). Vergeben wird der Preis alljährlich von der Caritas und der Raiffeisenlandesbank Niederösterreich-Wien.

Hamann wurde für Ihren Beitrag „Elf Monate mit Fatima“ in der Wochenzeitung „Falter“ in der Kategorie Print ausgezeichnet. Preisträger in der Kategorie TV sind Nicole Kampl, Jürgen Pettinger und Lisa-Marie Gotsche für „Heimat-Verbunden. Durch Krieg und Flucht getrennt“, eine „DOKeins - Reportage“ im ORF. In der Kategorie Hörfunk überzeugte Marlene Groihofer die Jury mit „Die Einzige, die überlebt hat“, gesendet im Format „Passionswege“ auf „radio klassik Stephansdom“. In der Kategorie Online wurde heuer der Hauptpreis an Thomas Seifert für sein Virtual-Reality-Projekt „360° eXodus“ vergeben.

Neben Gernot Lercher wurden auch Robert Gordon und Julia Kovarik („ORF Am Schauplatz“) mit dem Anerkennungspreis in der Kategorie TV ausgezeichnet. Die Anerkennungen im Bereich Hörfunk gingen an Ursula Theiretzbacher („Ö1 Journal Panorama“) sowie Peter Lachnit und das Team der „Ö1 Diagonal“-Redaktion. Nadja Hahn und Elisabeth Stratka (ORF) und Tori Reichel (VICE Alps) erhielten Anerkennungspreise in der Kategorie Online.

religion.ORF.at/APA

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