Ältester Textdruck von „Stille Nacht“ aufgetaucht

Die Weihnachtszeit wirft ihre Schatten voraus: In einem Wiener Antiquariat ist heuer ein bisher nicht bekannter Textdruck des Weihnachtslied-Klassikers „Stille Nacht“ aufgetaucht.

Die in Salzburg beheimatete Stille-Nacht-Gesellschaft berichtete in einer Aussendung von der betreffenden Flugschrift „Vier schöne neue Weihnachtslieder“, auf deren Titelblatt auch „Das Vierte: Stille Nacht, heilige Nacht, alles schläft, etc“ angekündigt sowie ein Hinweis auf die Entstehungszeit zu finden ist: „Steyr, gedruckt und zu haben bei Joseph Greis.“

Dieser Joseph Greis war - wie Michael Neureiter, Präsident der Stille-Nacht-Gesellschaft, herausfand - zu Beginn des 19. Jahrhunderts Setzer in einer Buchdruckerei in Steyr und ab 1827 auch Inhaber der ersten Buchhandlung in der oberösterreichischen Stadt. Er starb 1835 im 62. Lebensjahr.

Das Cover eines Liederbuchs Anfang 19. Jahrhundert

Stille Nacht Gesellschaft

Das Cover des Liederbüchleins mit vier Weihnachtsliedern

Flugschrift ohne Jahreszahl

Die mit keiner Jahreszahl versehene Flugschrift entstand somit in zeitlicher Nähe zum 1816 entstandenen Gedicht des Hilfspfarrers Joseph Mohr, das in der Vertonung des Dorfschullehrers und Organisten Franz Xaver Gruber erstmals am Heiligen Abend 1818 in der Kirche St. Nikola in Oberndorf bei Salzburg erklang und in der Folge zum weltweit beliebtesten Weihnachtslied „Stille Nacht, heilige Nacht“ wurde. Die Flugschrift dürfte der früheste bekannte Textdruck des Liedes sein, teilte Michael Neureiter mit. „Ein zweites Exemplar konnte ich im Oberösterreichischen Volksliedwerk finden.“

Der Text von „Stille Nacht“ in der Greis-Flugschrift weist alle sechs Strophen auf, in der gleichen Reihenfolge wie das Mohr-Autograph und die vier Gruber-Autographe, von denen eines nur fünf Strophen aufweist. Anders die wohl älteste Liedfassung mit Noten, die 1832-34 von August Robert Friese in Dresden aufgelegt wurde: Sie enthält drei Strophen in der Reihenfolge 1,6,2.

Innenansicht der  "Stille Nacht-Kapelle" in Oberndorf bei Salzburg

APA/Barbara Gindl

Die „Stille Nacht-Kapelle“ in Oberndorf bei Salzburg

Jubiläumsjahr „Stille Nacht 1818-2018“

Zum Jubiläumsjahr „Stille Nacht 1818-2018“ laufen bereits viele Vorbereitungen, wie die Stille-Nacht-Gesellschaft ankündigte. So läuft derzeit ein Kurs, der Fremdenführern, Mitarbeitern im Tourismusverband, in Museen oder in einer Bildungseinrichtung „in der grenzüberschreitenden Stille-Nacht-Region Salzburger Land, Oberösterreich, Bayern und Tirol“ Basiswissen über den Weihnachtslied-Klassiker vermittelt.

Über das Ziel der Jubiläumsfeiern 2018 erklärte Neureiter: „Wir arbeiten daran, dass es in den einzelnen Entstehungsorten und Erinnerungsstätten des Lieds eine abgestimmte Schwerpunktsetzung mit den jeweiligen Besonderheiten und Alleinstellungsmerkmalen gibt.“ So könne es laut Neureiter gelingen, dass 2018 die drei Entstehungsorte Mariapfarr, Lamprechtshausen/Arnsdorf und Oberndorf gemeinsam mit anderen Erinnerungsstätten „die Entstehung des Lieds, seine Herkunft und seine Botschaft zum Klingen bringen“.

religion.ORF.at/KAP/APA

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