Ruandas Kirche entschuldigt sich für Genozid

Die katholische Kirche in Ruanda entschuldigt sich für ihre Rolle beim Völkermord von 1994. Kirchenmitglieder, auch Geistliche, hätten den Völkermord entweder mitgeplant, unterstützt oder mit ausgeführt.

Die Kirche als Institution sei damals zwar nicht Partei gewesen, heißt es in einer gemeinsamen Erklärung der neun ruandischen Bischöfe zum Abschluss des von Papst Franziskus ausgerufenen Heiligen Jahres. Allerdings hätten Kirchenmitglieder, auch Geistliche, den Völkermord entweder mitgeplant, unterstützt oder mit ausgeführt.

Die Kirche bedauere die Taten all jener Gläubigen, die damals am Genozid beteiligt waren, so die Erklärung der Bischofskonferenz, die laut den Berichten landesweit in Gottesdiensten verlesen wurde.

Eine Jesus-Figur von einem Rosenkranz liegt auf Totenschädeln in der katholischen Kirche in Ntarama (Ruanda)

APA/EPA/dpa Stephen Morrison

Die katholische Kirche in Ntarama dient als Gedenkstätte. Dort wurden am 15.4.1994 mehr als 5.000 Menschen ermordet

800.000 Tote in 100 Tagen

Während des Völkermords 1994 im ostafrikanischen Ruanda wurden binnen drei Monaten bis zu 800.000 Tutsi und gemäßigte Hutu von radikalen Hutu-Milizen ermordet. Viele Menschen wurden auch in Gotteshäusern umgebracht, in die sie sich geflüchtet hatten. Sie wurden zum Teil von Hutu-Priestern oder Ordensleuten an ihre Verfolger ausgeliefert.

Eine generelle Beteiligung der Kirche an dem Massenmord wies der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Bischof Philippe Rukamba von Butare, zurück. „Wir wissen, dass Kirchenmitglieder eine Rolle beim Völkermord spielten, Menschen töteten und deren Besitz plünderten. Jedoch stimmen wir nicht zu, dass die Kirche selbst eine Rolle im Genozid spielte.“

Kirchen heute gegen Hassreden

Experten und Opfer begrüßten am Montag die Entschuldigung. „Es ist ein positiver Schritt, dass die Kirchenführer vereint auftreten und sich entschuldigen“, zitiert die ruandische Zeitung „New Times“ den Vorsitzenden von Ruandas „Kommission gegen Völkermord“ (CNLG), Jean-Damascene Bizimana.

„Die Entschuldigung verdeutlicht ihre Position für alle, die Zweifel gegen die Kirche und ihre Einstellung zum Genozid hegten“, so Bizimana. Zudem lobte er den Einsatz der Kirche, die heute vor allem in den sogenannten Sozialen und in traditionellen Medien gegen Hassrede eintrete.

Opferverein: „Längst überfälliger Schritt“

Auch der Präsident des Opfervereins IBUKA („Erinnerung“) begrüßt dem Bericht zufolge die offizielle Entschuldigung; sie unterstütze Ruanda bei der Nationenbildung. Wenngleich ein Schritt in die richtige Richtung, sei dieser längst überfällig gewesen. „Einige Priester und andere Kirchenleute dachten, sie kämen ungeschoren davon, da die Kirche bislang schwieg. Das ist nun vorbei.“

religion.ORF.at/KAP/KNA

Mehr dazu:

Links: