Papst unterhielt sich „herzlich“ mit Vietnams Präsident

Der Präsident der Sozialistischen Republik Vietnam, Tran Dai Quang (60), ist von Papst Franziskus im Vatikan empfangen worden. Nach der gut 15-minütigen privaten „herzlichen Unterhaltung“ lobten beide Seiten das gute Verhältnis zueinander.

Ebenso lobten sie die Zusammenarbeit zwischen der Kirche und dem sozialistischen Staat in verschiedenen Bereichen, wie der Vatikan am Mittwochabend mitteilte. Der „gemeinsame Geist des Dialogs“ und die andauernde Suche nach „angemessensten Mitteln, damit die Beziehungen weiter voranschreiten können“, unterstützten das bestehende Verhältnis.

Präsident des Vietnams  Tran Dai Quang beim Papst

APA/AFP/POOL/Maurizio Brambatti

Der Präsident der Sozialistischen Republik Vietnam, Tran Dai Quang, bei Papst Franziskus

Kontakte 1975 abgebrochen

Vietnam zählt zu den wenigen Ländern, zu denen der Vatikan keine offiziellen diplomatischen Beziehungen unterhält. Nach dem Ende des Vietnam-Krieges hatten die kommunistischen Machthaber die Kontakte 1975 abgebrochen.

Beim üblichen Geschenkeaustausch und Erinnerungsfoto nach dem Termin wirkten Papst Franziskus und Präsident Quang laut anwesenden Journalisten entspannt. Der Papst überreichte dem Präsidenten eine Medaille und seine Schreiben „Evangelii Gaudium“, „Laudato si“ und „Amoris laetitia“. Quang schenkte Franziskus eine kleine Trommel aus Bronze.

Nach der Privataudienz beim Papst traf sich Quang mit Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin und dem vatikanischen Außenminister, Kurienerzbischof Paul Richard Gallagher.

Wiederannäherung seit den 1990er Jahren

Seit den 1990er Jahren gibt es eine Wiederannäherung zwischen Vatikan und Vietnam. Beide Seiten erörtern bei jährlichen Begegnungen grundsätzliche Fragen wie Bischofsernennungen oder den Zugang zu Priesterseminaren.

Beim bisher letzten Treffen im Oktober hatten Hanoi und der Vatikan ihren Willen zu einer weiteren Annäherung bekräftigt und Fortschritte in den Beziehungen gelobt. Ende 2011 ernannte der Vatikan mit dem italienischen Erzbischof Leopoldo Girelli erstmals wieder einen diplomatischen Vertreter für Vietnam. Er hat den Status eines nichtresidierenden Sondergesandten.

„Wichtiger Schritt“ zu bilateralen Beziehungen

Tran Dai Quang ist seit April Präsident Vietnams. Sein Vorgänger Nguyen Minh Triet war 2009 von Papst Benedikt XVI. (2005-2013) im Vatikan empfangen worden. 2014 traf Franziskus mit dem damaligen Ministerpräsidenten Vietnams zusammen, Nguyen Tan Dung. Der Vatikan bezeichnete diese Begegnung damals als einen „wichtigen Schritt“ auf dem Weg zu besseren bilateralen Beziehungen.

Die Vatikanvertreter würdigten nach der Begegnung unter anderem ein konkretes Entgegenkommen der sozialistischen Republik beim Aufbau eines Katholischen Instituts sowie bei der Ausrichtung katholischer Feierlichkeiten. Die Delegation Vietnams verwies auf Verbesserungen beim Thema Religionsfreiheit und würdigte die aktive Rolle der Kirche für die gesellschaftliche Entwicklung des kommunistischen Landes.

Von den gut 90 Millionen Einwohnern Vietnams werden 6 bis 7 Millionen als Christen geführt; die Katholiken sind mit 26 Diözesen und einem Anteil von 7 Prozent an der Gesamtbevölkerung die mit Abstand größte christliche Kirche in Vietnam.

religion.ORF.at/KAP

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