UNO: Myanmar verfolgt muslimische Rohingya

Die UNO hat Myanmar (Burma) vorgeworfen, die muslimische Rohingya-Minderheit zu verfolgen. Im vergangenen Jahr hatten Wissenschaftler der Yale University die UNO zum Handeln aufgefordert.

Soldaten aus Myanmar hätten „Männer getötet, Kinder umgebracht, Frauen vergewaltigt, Häuser niedergebrannt und geplündert“, sagte John McKissick vom Flüchtlingshochkommissariat der Vereinten Nationen (UNHCR) am Donnerstag dem Sender BBC. Bis zu 30.000 Rohingya seien in wenigen Wochen über die Grenze nach Bangladesch geflüchtet.

Angesichts deren Not gibt es zunehmend internationale Appelle an die Regierung von Bangladesch, die Grenze zu öffnen. Dies sei für die Regierung in Dhaka jedoch „schwierig“, weil sie damit die Regierung Myanmars „ermuntern würde, die Gräueltaten fortzusetzen“, sagte McKissick. Ein Sprecher von Myanmars Präsident Htin Kyaw warf dem UNHCR-Vertreter daraufhin mangelnde „Professionalität“ vor und forderte, die UNO solle sich auf „konkrete und wahre Fakten“ beziehen, nicht auf „Beschuldigungen“.

Aus Myanmar geflüchtete muslimische Rohingya in Bangladesch vor einem Flüchtlingslager

Reuters/Mohammad Ponir Hossain

Geflüchtete Rohingya aus Myanmar warten auf Einlass in ein Flüchtlingslager in Bangladesch (21.11.2016)

Buddhistische Mehrheit sieht Rohingya als illegal an

Rohingya, die in Bangladesch angekommen sind, schildern ausführlich, wie Regierungssoldaten Myanmars ihre Dörfer überfallen. In seinem Dorf hätten die Soldaten mindestens 300 Männer umgebracht, sagte der Flüchtling Mohammad Ayaz der Nachrichtenagentur AFP. Dutzende Frauen seien vergewaltigt worden. Die Armee Myanmars hatte im Oktober Truppen in das Siedlungsgebiet der Rohingya an der Grenze zu Bangladesch entsandt, nachdem es dort eine Serie koordinierter Angriffe auf Grenzposten gegeben hatte.

Die Rohingya sind eine nicht anerkannte muslimische Minderheit im buddhistischen Myanmar in Südostasien. Die meisten von ihnen sind nicht als Staatsbürger anerkannt, und die Vorurteile, die ihnen seitens der buddhistischen Bevölkerung entgegengebracht werden, sind groß. Die Regierung bezeichnet sie als „Bengalen“ und betrachtet die muslimische Minderheit als illegal Immigrierte, die aus dem benachbarten Bangladesch stammten, selbst wenn viele von ihnen in Myanmar geboren sind.

Seit Generationen ansässig, aber keine Staatsbürger

Die Zahl der Rohingya wird auf etwa eineinhalb Millionen geschätzt. Während der britischen Kolonialherrschaft stellten die Rohingya in der Rakhine-Region am Golf von Bengalen die Bevölkerungsmehrheit. Sie selbst berufen sich auf eine autochtone Abstammung aus der Region, ihre Vorfahren seien bereits vor 1.000 Jahren zum Islam konvertiert. Myanmars Regierung leugnet die Herkunft aus dem Land und behauptet, dass die Rohingya erst vor kurzem aus dem Raum des historischen Bengalen (heute Bangladesch und einige östliche indische Bundesstaaten) eingewandert seien.

Die burmesischen Behörden verweigern ihnen die Staatsbürgerschaft. Seit der Öffnung des Landes nach dem Ende der Militärdiktatur 2011 schüren vor allem buddhistische Mönche den Hass auf die Bevölkerungsgruppe. Hasskampagnen wie die des radikalen Mönchs U Wirathu und seiner nationalistischen Bewegung „969“ trugen mit Kampagnen und Flugblättern dazu bei.

Luftansicht eines fast völlig zerstörten Rohingya-Dorfes

Reuters/Human Rights Watch

Viele Rohingya fliehen aus ihren völlig zerstörten Dörfern (Aufnahme vom 10.11.2016)

Untersuchung aus 2015 belegt Gräuel

2015 legten Studenten und Professoren der renommierten amerikanischen Yale-Universität eine Untersuchung vor, wonach die muslimische Minderheit der Rohingya in der einstigen Militärdiktatur Myanmar systematisch „ausgerottet“. Sie forderten damals die UNO zum Handeln auf.

Juristisch sei Tatbestand des Völkermordes erfüllt und entspreche seiner gängigen Definition, so die Wissenschaftler. Die „Lowenstein Clinic“ an der Yale Law School ist laut einem Bericht der Schweizer Nachrichtenseite NZZ.ch in den vergangenen acht Monaten der Frage nachgegangen, ob der Regierung in Myanmar Völkermord an den mehr als eine Million Muslimen vorgeworfen werden kann.

Die Juristen analysierten die Situation der Rohingya anhand der Unterlagen des arabischen Fernsehsender Al Jazeera und der Menschenrechtsorganisation Fortify Rights. Die Organisation Fortify Rights, für die die Analyse durchgeführt wurde, forderte damals eine Untersuchung der Vereinten Nationen: „Rohingya sind existenziell bedroht und ihre Lage wird immer schlimmer“, sagte Fortify Rights-Direktor Matthew Smith. „Es ist an der Zeit, dass die internationale Gemeinschaft etwas tut.“

religion.ORF.at/APA/AFP

Mehr dazu:

Link: