Krampusläufe: Tradition trifft Tourismus

Sein großer Tag ist der 5. Dezember, doch in Teilen Österreichs treibt er schon seit einiger Zeit sein Unwesen: der Krampus. Eine teuflische Tradition, die längst zum Tourismusfaktor wurde - „Problem-Krampusse“ inklusive.

Die Krampustradition war und ist ein rurales Phänomen - mit wohl steigender Tendenz. Man trifft den Gehörnten im städtischen Bereich nur noch selten, 46 Prozent der Wiener ist der Krampus einer Umfrage vom Vorjahr zufolge sogar „völlig egal“. Doch in den Bundesländern, vor allem Tirol, Salzburg, Oberösterreich, Steiermark und Kärnten, spielen die traditionellen, oft auch modern überformten Krampusläufe eine ungebrochen große Rolle. Dabei mischen sich auch ältere Traditionen wie die Perchtenumzüge in das Geschehen.

Der zottelige „Tuifl“

Theologisch gesehen gibt der Krampus nicht allzu viel her: Der Begleiter des heiligen Nikolaus ist schlicht ein Wiedergänger des Teufels mit Ursprüngen in vorchristlicher Zeit. Etwa in Tirol wird er darum auch „Tuifl“ genannt, die Umzüge „Tuifltratzen“ („tratzen“ heißt so viel wie ärgern, quälen).

Krampus in Kappl, Tirol

Reuters/Dominic Ebenbichler

Krampus mit Teufelsbezug im Paznaun, Tirol

Die zotteligen, abstoßenden Verkleidungen mit Fellkostümen, Holz- oder Kunststofffratzen und Hörnern, in denen meistens junge Männer stecken, haben ihre Vorbilder in der künstlerischen Darstellung des Mittelalters - einer Zeit, als man in Europa noch wirklich an den Teufel glaubte. Von der Kirche und der Inquisition verboten, überdauerten die heidnisch unterfütterten Bräuche in abgelegeneren Gegenden bis heute.

Krampusläufe als Touristenattraktion

Heute mischen sich unter die Krampusse, deren Läufe um den 5. Dezember ihren Höhepunkt erreichen, häufig auch Perchten, die eigentlich während der Raunächte (Zeitraum zwischen Weihnachten und dem Dreikönigstag am 6. Jänner) ihren Auftritt haben. Die Krampusläufe haben auch eine Bedeutung als Touristenattraktion.

Krampusse im Salzburgischen laufen durch den Schnee

APA/Franz Neumayr

Schrecken oder Touristenspaß? Krampusse im Salzburgischen

Viele Regionen werben mit den bunten und lauten Umzügen, bei denen es auch hoch hergehen kann. So schreibt etwa die steirische Region Schladming-Dachstein auf ihrer Website über ihren „legendären Krampusumzug“, bei dem „bis zu 1.000 Krampusse und Höllengeschöpfe“ Angst und Schrecken verbreiten. Erwähnt werden aber auch die „wertvollen handgeschnitzten Masken, maßgeschneiderten Anzüge, Hörner und Glocken“. Das Öblarner Krampusspiel sei sogar in die UNESCO-Liste des Immateriellen Weltkulturerbe aufgenommen worden, informiert die Seite.

Maskenchirurg und Krampusinen

In Kärnten gibt es eine eigene „Maskenklinik“ für wertvolle, bei den Umzügen beschädigte Krampusmasken. Dort werden die Masken mit moderner Technik auch „verschönert“ und aufgepeppt - mehr dazu in Der Schönheitschirurg für den Krampus. Larvenschnitzer lassen auch aktuelle Einflüsse in ihre Kunst einfließen - so ähneln viele heutige Fratzen eher Hollywood-Monstern als traditionellen „Schiachperchten“.

Einen weiteren Trend ortet der Maskenschnitzer Harald Hofer aus Döbriach (Kärnten): Immer mehr Frauen wollen aktiv, nicht mehr als Opfer, an dem wilden Treiben teilnehmen. Die „Krampusine“ komme gruselig einher, aber auch mit diversen erotischen Komponenten, wie falschen Wimpern oder einer Corsage, so der Künstler gegenüber kaernten.ORF.at - mehr dazu in Der Krampus ist immer öfter weiblich.

Larvenschnitzer beim Bemalen einer Krampusmaske (Salzburg)

APA/Barbara Gindl

Larvenschnitzer beim Bemalen einer Krampusmaske (Salzburg)

Auch in Osttirol gibt es eine große Krampustradition. Schaulaufen und Umzüge finden von Lienz bis Anras statt, hier gibt es auch aufwendige Feuervorführungen und Feuerwerk. Spezielle Bräuche wie das Tischziehen - Freiwillige stehen hinter einem massiven Tisch und versuchen, den anstürmenden Krampussen standzuhalten - und Ringkämpfe mit den Perchten machen auch häufig Schlagzeilen wegen ihres hohen Verletzungspotenzials. Dabei sind die Krampusläufe oft durchorganisiert, 100 „Passen“, Gruppen mit einem Nikolaus, (mindestens) einem Krampus und weiteren Gestalten, gibt es allein in Salzburg.

Nummern für „Problem-Krampusse“

Immer wieder kommen rund um die Krampusläufe Gewaltexzesse mit Verletzten vor. Infolgedessen werden etwa im Salzburger Anif, einer weiteres Hochburg des Treibens, krampusbezogene Angstseminare angeboten. Der bürokratische Aufwand rund um die traditionellen Umzüge wird immer größer, mit immer strengeren Auflagen und Sicherheitsvorkehrungen. Im Vorjahr wurden, nachdem im Pinzgau fünf Jugendliche von Krampuspassen verletzt worden waren, alle entsprechenden Gruppen registriert und die Krampusse mit Nummern versehen - um künftig „Problem-Krampusse“ besser ausfindig machen zu können.

Johanna Grillmayer, religion.ORF.at

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