Medien: Russland will Religionsunterricht ausbauen

Russlands Regierung will Medienberichten zufolge den orthodoxen Religionsunterricht an Schulen stark ausbauen. Die russisch-orthodoxe Kirche fordert das seit langem.

Wie die Tageszeitung „Kommersant“ (Dienstag-Ausgabe) berichtet, plant das Bildungsministerium, das bisher auf die vierte Klasse beschränkte Wahlfach „Grundlagen der orthodoxen Kultur“ künftig von der ersten Klasse bis zur Matura anzubieten. Ein entsprechendes Konzept werde derzeit erarbeitet.

Bildungsministerin weiß „kein Fünkchen“

Bildungsministerin Olga Wasiljewa bestritt allerdings entsprechende Pläne. „Wir werden das nicht kommentieren, weil wir davon kein Fünkchen wissen“, sagte sie der Nachrichtenagentur Interfax. Die bekennende orthodoxe Christin Wasiljewa war früher an der Russischen Akademie des Öffentlichen Dienstes für religiöse Schulungen von Beamten verantwortlich.

Die russisch-orthodoxe Kirche drängt seit langem auf mehr Religionsunterricht an Schulen. 2012 wurde das Fach „Grundlagen der religiösen Kulturen und säkularen Ethik“ landesweit eingeführt. Alle Viertklässler müssen es eine Stunde pro Woche besuchen. Dabei werden bis zu sechs verschiedene Kurse angeboten. Die meisten Schüler wählen laut Statistiken den Ethikkurs oder „Grundlagen der orthodoxen Kultur“. Zudem gibt es Kurse für Islam, Buddhismus und Judentum sowie einen Überblick über die Weltreligionen.

Schulfach Religion im Kommunismus verboten

Das neue Fach stieß in großen Teilen der russischen Bevölkerung anfangs auf Skepsis. Inzwischen erhält das Wahlfach „Grundlagen der orthodoxen Kultur“ laut russischen Medien deutlich mehr Zuspruch bei Eltern von Viertklässlern. Es gibt jedoch starke Unterschiede zwischen den Regionen.

Nach der Oktoberrevolution 1917 hatten die Kommunisten das Schulfach Religion verboten. Erst nach dem Jahr 2000 boten manche Regionen wie Moskau wieder orthodoxe Religionskunde an. Atheisten und andere Religionsgemeinschaften protestierten massiv gegen das Pflichtfach.

religion.ORF.at/KAP/KNA

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