Christkind-Aufregung: Schönborn verteidigt Pfarrer

Kardinal Christoph Schönborn hat sich hinter einen niederösterreichischen Pfarrer gestellt, der mit seinen Aussagen über das Christkind in der „Kronen-Zeitung“ und anderen Boulevardblättern für Aufregung sorgte.

Ja, wir glauben an ein Christuskind, aber die Geschenke zu Weihnachten besorgen die Eltern: Diese sinngemäße Aussage eines niederösterreichischen Pfarrers bei einer Adventfeier mit Volksschulkindern sorgte in der vergangene Woche für Schlagzeilen in mehreren Boulevardzeitungen. Kardinal Schönborn hat den betroffenen Geistlichen nun öffentlich gegen Anwürfe des „Kronen Zeitung“-Kolumnisten Michael Jeannee verteidigt und sich - ebenso wie die Pfarre und der Elternverein - vor den Pfarrer aus seiner Diözese gestellt.

Kardinal Christoph Schönborn

kathbild/Franz Josef Rupprecht

Kardinal Christoph Schönborn stellte sich hinter einen Pfarrer, der wegen seiner Aussagen zum Christkind in Kritik geraten war

Diplomatische Antwort vielleicht besser

„Man kann durchaus der Meinung sein, dass hier eine diplomatische Antwort (‚Fragt doch Eure Eltern!‘) besser gewesen wäre. Aber nichts rechtfertigt das Ausmaß an Beschimpfung, das der Pfarrer in den letzten Tagen erleben musste“, schrieb der Wiener Erzbischof in einem auch von der Erzdiözese Wien auf ihrer Website veröffentlichten Leserbrief an die Redaktion der „Kronen Zeitung“.

In seiner Kolumne „Post von Jeannee“ hatte der Journalist geschrieben, es gebe „schwerlich Dümmeres, Unsensibleres und Kontraproduktiveres in Zeiten wie diesen, da unser Kreuz, unser Glaube, unsere Tradition permanent ‚hinterfragt‘ werden“, er frage sich, „was zum Teufel“ Hochwürden eingefallen sei, „anvertrauten Kids das Christkind madigzumachen“. Jeannee ließ in gewohnter Form auch noch ein „Dumpfbacke mit Kragerl“ in Richtung des Pfarrers folgen.

Schönborn schreibt selbst regelmäßig für die „Kronen Zeitung“, er formuliert in der auflagenstärksten österreichischen Tageszeitung an jedem Sonntag „Gedanken zum Sonntagsevangelium“. Er stellte sich jetzt hinter seinen Pfarrer: „Er macht Fehler wie alle anderen auch - doch vor allem leistet er gute und wichtige Arbeit, die oft unbedankt bleibt.“

Kritik an aggressiven Beleidigungen

Ausdrücklich nahm der Kardinal in seinem Leserbrief auf die am 1. Dezember in dem Blatt erschienene Kolumne Jeannees Bezug, in der dieser den niederösterreichischen Priester in teils wüsten Worten beschimpfte. Die Zeilen seien „eine der aggressivsten Tiraden gegen den Pfarrer“ gewesen. Ohne Kenntnis der Tatsachen habe Jeannee den Pfarrer „heruntergemacht und beleidigt“, kritisierte Schönborn. „Wir dürfen uns nicht daran gewöhnen, dass Aggression in unseren Medien alltäglich wird“, betonte er in seinem Leserbrief.

Eltern forderten zurecht einen achtsamen Umgang mit jenem Zauber, den das Christkind im Leben der Kinder darstellt, fügte der Wiener Erzbischof hinzu: „Achtsamkeit sollte aber auch Prinzip des guten Journalismus sein, gerade in Zeiten der Polarisierung.“

religion.ORF.at/KAP/APA

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