Nach Terror: Anzeige gegen türkische Religionsbehörde

Nach dem Anschlag auf einen Istanbuler Club hat ein Zusammenschluss aus Organisationen Strafanzeige gegen den Chef der türkischen Religionsbehörde Diyanet gestellt. Der Grund ist die Freitagspredigt von Diyanet, in der Neujahrsfeiern als unislamisch kritisiert werden.

Die von Diyanet vor dem Angriff herausgegebene Freitagspredigt habe das Volk zu „Hass und Feindschaft“ aufgewiegelt, heißt es zur Begründung, wie die Nachrichtenagentur DHA am Montag berichtete. Daher sei gegen den Chef der Behörde, Mehmet Görmez, bei der Staatsanwaltschaft in Ankara Anzeige erstattet worden.

Der Leiter des türkischen Religionsamtes, Mehmet Görmez

APA/Herbert Pfarrhofer

Mehmet Görmez, Leiter von Diyanet

Die Behörde habe zudem die öffentliche Sicherheit gefährdet und gegen die in der türkischen Verfassung verankerten Grundprinzipien des Laizismus verstoßen.

Neujahrsfeier „unislamisch“

Hintergrund ist die von Diyanet herausgegebene Predigt vom 30. Dezember, die auf der Website der Religionsbehörde veröffentlicht und - wie immer freitags - in Moscheen im ganzen Land verlesen wurde.

Darin wurden die Feiern zum Neujahrsfest als unislamisch kritisiert. Unter anderem hieß es: „Es ist bedenklich, dass die ersten Stunden des neuen Jahres mit zu anderen Kulturen und Welten gehörenden Neujahrsfeierlichkeiten zur Verschwendung missbraucht werden.“

Attentat verurteilt

Es sei unziemlich für einen Gläubigen, „illegitimes Benehmen und Verhalten“ zur Schau zu stellen. Dazu gehöre etwa ein Verhalten, das nicht mit „unseren Werten“ übereinstimme.

Nach dem Anschlag hatte Görmez die Tat umgehend scharf verurteilt. Ein solches „Massaker“ sei mit „keinem muslimischen Gewissen“ vereinbar, hieß es in einer Mitteilung.

Mehr als 100.000 Beamte

Die Religionsbehörde Diyanet untersteht direkt dem türkischen Regierungschef. Sie verwaltet die Moscheen im Land und entsendet auch Imame in andere Länder.

Laizisten kritisieren, dass die Behörde andere religiöse Strömungen, etwa die Minderheit der Aleviten, schlechter behandle. Diyanet beschäftigt mehr als 100.000 Beamte und ist mit einem großen Budget ausgestattet.

religion.ORF.at/dpa/AFP