Neuer Vorstand für Ökumenischen Rat der Kirchen

Mit Anfang des Jahres hat der neue Vorstand des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) seine Arbeit aufgenommen. Neuer ÖRKÖ-Vorsitzender ist der reformierte Landessuperintendent Thomas Hennefeld.

Ihm zur Seite stehen als stellvertretende Vorsitzende der Linzer Bischof Manfred Scheuer und der serbisch-orthodoxe Bischof Andrej (Cilerdzic). Weitere Mitglieder des Vorstands sind die lutherische Oberkirchenrätin Ingrid Bachler, die methodistische Pastorin Esther Handschin, der altkatholische Bischof Heinz Lederleitner und Abuna Lukas von der Koptischen Kirche. Auch ÖRKÖ-Pressesprecher Erich Leitenberger gehört dem Vorstand an. Der neue Vorstand wurde von den Delegierten der 16 Mitgliedskirchen bei der letzten ÖRKÖ-Vollversammlung im Oktober in Wien gewählt.

Thomas Hennefeld

APA/KMA

Thomas Hennefeld

Gesellschaftspolitisches Engagement

Hennefeld möchte vor allem das gesellschaftspolitische Engagement des Ökumenischen Rates fortsetzen, wie er in der ORF-Sendung „Religion aktuell“ sagte. Dafür sei nach wie vor das „Sozialwort des Ökumenischen Rates“, das 2003 veröffentlicht und 2014 im Prozess „sozialwort 10+“ fortgeschrieben wurde, eine gute Grundlage, so Hennefeld.

Der neue ÖRKÖ-Vorsitzende will sich zudem 2017 dafür einsetzen, dass das Reformationsjubiläum 2017 ökumenisch begangen wird. Notwendig sei darüber hinaus auch weiterhin die Arbeit für ein vertieftes Verständnis für die jeweils anderen Kirchen.

Für Fragen von gemeinsamen Interessen

Der „Ökumenische Rat der Kirchen in Österreich“ (ÖRKÖ) besteht seit 1958 und ist ein Gremium, in dem Vertreter der christlichen Kirchen zusammenkommen, um Themen zu beraten, die alle gemeinsam betreffen; etwa den Religionsunterricht oder generell das Verhältnis von Kirche und Staat. Er ist zudem die Stimme, mit der die Kirchen dann sprechen, wenn deutlich zum Ausdruck kommen soll, dass trotz aller konfessioneller Unterschiede und Kontroversen die christlichen Kirchen durch eine gemeinsame und tragfähige Basis verbunden sind.

Die ÖRKÖ-Vollversammlung tritt üblicherweise zwei Mal im Jahr zusammen. Dazwischen führt der Vorstand - der jeweils auf drei Jahre bestellt wird - die Geschäfte.

Ökumenische Gottesdienste

Seit 1959 veranstaltet der ÖRKÖ alljährlich in der Weltgebetswoche für die Einheit der Christen (18. bis 25. Jänner) einen Gottesdienst: jedes Jahr lädt eine andere Kirche zu dieser Veranstaltung ein und der Prediger gehört jeweils einer anderen Konfession an.

Zum Tag des Judentums (17. Jänner) veranstaltet der ÖRKÖ ebenfalls jährlich einen eigenen Gottesdienst. Seit 2008 gibt es zudem alljährlich im September einen Gottesdienst zu der von einigen Mitgliedskirchen eingehaltenen Schöpfungszeit (1. September bis 4. Oktober). Der ÖRKÖ folgt damit Empfehlungen der Zweiten und Dritten Europäischen Ökumenischen Versammlung (Graz 1997 bzw. Sibiu 2007).

Gesellschaftliche Probleme beleuchtet

Von besonderer Bedeutung für die Ökumene war und ist das Sozialwort des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich, das 2003 der Öffentlichkeit vorgestellt worden ist und das nun im Prozess „sozialwort 10+“ fortgeschrieben wird. Nach vierjähriger Vorbereitung wurde 2003 ein von allen, den unterschiedlichen Traditionen angehörenden Mitgliedskirchen gemeinsamer Text veröffentlicht, in dem sie gemeinsam Probleme der Gesellschaft ansprechen und die christlichen Perspektiven dazu deutlich zur Geltung bringen.

Es will kein letztes Wort sein, „sondern eine Einladung an alle, sich den aktuellen Herausforderungen unserer Welt zu stellen und Lösungen zu suchen, die dem Menschen dienen und unsere Welt als Schöpfung Gottes ernst nehmen“, schreibt der ÖRKÖ auf siener Website. Von November 2013 bis November 2014 lief der Prozess „sozialwort 10+“. Die Einladung des ÖRKÖ erging an alle Interessierten, sich mit den Themen des Sozialworts auseinanderzusetzen und neue Herausforderungen zu benennen.

Die Ergebnisse der Beratungen und Diskussionsveranstaltungen wurden weiter behandelt. Ergebnis ist die Broschüre „Solidarische Gemeinde“. Diese bietet Hintergrundinfos zu sozialen Fragen und liefert konkrete Handlungsanregungen, wie die Gemeinden ihr soziales Profil noch schärfen können.

Innereuropäische Kontakte

Regelmäßig entsendet der ÖRKÖ Delegierte zu den Vollversammlungen der Konferenz Europäischer Kirchen (KEK/CEC) und des Weltkirchenrates (ÖRK). Kontinuierliche Kontakte bestehen zudem zu den Ökumenischen Räten in Europa, insbesondere zu jenen der Tschechischen Republik, der Slowakei, von Ungarn und Polen. Weiters besteht ein enger Kontakt zwischen dem ÖRKÖ und dem Koordinierungsausschuss für christlich-jüdische Zusammenarbeit.

Zu einem ökumenischen Erfolgsprojekt ersten Ranges hat sich schließlich die „Lange Nacht der Kirchen“ entwickelt. Der ÖRKÖ hat sich an dieser Initiative, die von der Erzdiözese Wien ausgegangen ist, von Anfang an beteiligt. Bis zu 750 Kirchen zwischen Bodensee und Neusiedlersee haben jedes Jahr im Frühsommer in der „Langen Nacht“ ihre Tore geöffnet und laden alle interessierten Besucher mit einem bunten Programm zu einem Besuch ein. Alle christlichen Kirchen in Österreich beteiligen sich an der Aktion, die inzwischen auch in einigen Nachbarländern durchgeführt wird. Die „Lange Nacht“ findet 2016 bereits zum zwölften Mal statt.

Die Mitgliederkirchen

Dem ÖRKÖ gehören derzeit 16 Kirchen an: „Volle Mitglieder“ sind die Altkatholische Kirche, Anglikanische Kirche, Armenisch-apostolische Kirche, Bulgarisch-Orthodoxe Kirche, Evangelische Kirche A.B., Evangelische Kirche H.B., Evangelisch-methodistische Kirche, Griechisch-Orthodoxe Kirche, Koptisch-Orthodoxe Kirche, Römisch-Katholische Kirche, Rumänisch-Orthodoxe Kirche, Russisch-Orthodoxe Kirche, Serbisch-Orthodoxe Kirche und die Syrisch-Orthodoxe Kirche.

Die äthiopisch-orthodoxe Kirche und der Bund der Baptistengemeinden sind „Mitglieder mit beratender Stimme“. Eine Reihe weiterer Institutionen bzw. Organisationen besitzen Beobachterstatus.

religion.ORF.at/KAP

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