„Maria keine Jungfrau“: Nonne erhielt Todesdrohungen

Die spanische Ordensfrau Lucia Caram hat mit ihrer Aussage, Maria sei nicht zeit ihres Lebens Jungfrau gewesen, für Wirbel gesorgt. Obwohl sie sich bei ihren Kritikern entschuldigte, erhielt sie Morddrohungen.

Die aus Argentinien stammende Caram ist in Spanien ein Medien- und Twitter-Star und tritt oft in Kochsendungen auf, meldet sich aber auch regelmäßig politisch zu Wort. In der am Sonntag ausgestrahlten spanischen Fernsehsendung „Chester in Love“ sagte die Dominikanerin, sie glaube, dass Maria in Josef verliebt gewesen sei und dass die beiden ein „normales Paar“ gewesen seien. „Und Sex zu haben ist eine normale Sache“, so die Nonne.

Die spanische Ordensfrau Lucia Caram

APA/AFP/Josep Lago

Die spanische Ordensfrau Lucia Caram: Josef und Maria waren „normales Paar“

„Es ist schwer zu glauben und zu akzeptieren“, sagte die Ordensfrau, die auf Twitter 180.000 Follower hat, weiter. „Wir sind in den Regeln gefangen, die wir erfunden haben, ohne zur wahren Botschaft gelangt zu sein.“ Caram, die in einem katalanischen Orden lebt, war im Alter von 27 aus Argentinien nach Spanien emigriert. Sie äußerte sich bereits mehrmals zum Thema Sexualität, wie der britische „Guardian“ am Donnerstag in seiner Onlineausgabe berichtete.

Sex gottgegeben und „ein Segen“

Sex sei ein gottgegebener, wesentlicher Teil jedes Menschen und ein Mittel zur Selbstentfaltung, so Caram. Das sei allerdings etwas, womit die (römisch-katholische, Anm.) Kirche lange Probleme gehabt habe. „Ich glaube, dass die Kirche lange Zeit eine armselige Haltung dazu hatte und es ein bisschen unter den Teppich kehrte“, zitiert der „Guardian“ die Ordensfrau. „Es war kein Tabuthema, sondern etwas, das als schmutzig oder geheim angesehen wurde. Es war die Verleugnung von etwas, wovon ich glaube, dass es ein Segen ist.“

Lucia Carams Äußerungen riefen im Internet eine Welle von Ärger hervor, darunter eine Onlinepetition, die ihren Ausschluss aus dem Orden fordert. Trotz der Entschuldigung für ihre umstrittenen Aussagen beschuldigte die Nonne auch ihre Kritiker, sie absichtlich missverstanden zu haben. Sie habe Morddrohungen erhalten, sagte sie am Mittwoch laut der spanischen Website Religion Digital.

Bischof „bedauert Verwirrung“

Auch der zuständige Bischof der Diözese Vic habe auf die Worte der Ordensfrau reagiert, indem er via Stellungnahme daran erinnerte, „dass die Jungfräulichkeit Marias seit Gründung der Kirche ein Glaubensartikel“ gewesen sei. Das sei beim Zweiten Konzil von Konstantinopal (553, Anm.) als Dogma proklamiert worden, und dieses werde von den römisch-katholischen und den orthodoxen Christen eingehalten, so das Schreiben laut „Guardian“.

„Wir erinnern die Menschen daran, dass diese Bemerkungen nicht mit dem Glauben der Kirche konform gehen und bedauern die Verwirrung, die sie bei Gläubigen verursacht haben könnte“, so der Bischof in Bezugnahme auf Carams Aussagen.

Diese sagte über die Kritik, wie sie es sehe, habe Maria Josef offensichtlich geliebt. „Ich wollte sagen, dass es mich nicht schockieren würde, wenn sie eine normale Paarbeziehung mit Josef, ihrem Ehemann, gehabt hätte“, so die Nonne auf Religion Digital. Das habe viele Menschen empört, vielleicht, weil es keine Gelegenheit zur Klarstellung gegeben habe.

„Häretiker-Basher“

Sie fügte hinzu, auch wenn sie sich bei allen, die sich angegriffen gefühlt hätten, entschuldigt habe, sei sie doch auch besorgt über die „bruchstückhafte, ideologische und perverse“ Art, in der ihre Bemerkungen interpretiert worden seien. „Einige Häretiker-Basher, die nach Rache dürsten und von Hass getrieben sind“ hätten Lügen über sie verbreitet und „ernsthafte Drohungen, auch gegen mein Leben“, ausgesprochen.

Die selbst ernannte „Pain-in-the-arse-nun“ (etwa „Nervensägen-Nonne“) lehnte sich in der Vergangenheit schon mehrmals gegen Vorgesetzte auf. Sie setzt sich auch öffentlich für die Unabhängigkeit der Region Katalonien ein.

religion.ORF.at

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