Digitale Bibelübersetzung für Blinde kommt

Der Text der neuen Einheitsübersetzung soll nun auch digital veröffentlicht werden, wie das Deutsche Liturgische Institut Trier zuletzt mitteilte.

Das ist zu einem großen Teil den Bemühungen der katholischen Blindenorganisationen im deutschen Sprachraum zu verdanken, die im Herbst 2016 eine entsprechende Resolution an die zuständigen Bischofskonferenzen und Verlage gerichtet haben. Darin werden „einfache, offizielle und generelle Zugangsformen für alle Blinden und Sehbehinderten“ gefordert.

Aktives Mitfeiern durch barrierefreien Zugang

Die Arbeitsgemeinschaft der katholischen Blindenvereinigungen im deutschen Sprachraum hat sich während ihrer Jahrestagung im Oktober 2016 in Brixen mit dem barrierefreien Zugang zu den verschiedenen Büchern für liturgische Dienste, im Blick auf eine aktivere Mitfeier der Liturgie, befasst und eine Petition verabschiedet.

Die angeschriebenen österreichischen Bischöfe - Erzbischof Franz Lackner als „Liturgiebischof“ und Bischof Alois Schwarz als für die Behindertenpastoral Zuständiger - hätten sich umgehend positiv geäußert, berichtete Heinz Keller, Stellvertretender Vorsitzender des Blindenapostolats Österreich (BAÖ), gegenüber „Kathpress“.

2016 Einheitsübersetzung ab 2018 verbindlich

Die im Dezember 2016 veröffentlichte neue Einheitsübersetzung der Heiligen Schrift soll ab Advent 2018 - mit Beginn des neuen Lesejahres - verbindlich im Gottesdienst verwendet werden. Überarbeitet werden jetzt Messlektionare und Stundenbücher, nicht aber das erst vor wenigen Jahren neu herausgegebene Gotteslob.

Dass die Texte und Noten der offiziellen Ausgaben liturgischer Bücher blinden und sehbehinderten Gläubigen - darunter Priester, Diakone, Ordensleute, Theologen, Gottesdienstleitende, Kirchenmusiker sowie andere haupt- und ehrenamtlich Mitarbeitende - nun elektronisch zugänglich gemacht werden, ermögliche zahlreichen Menschen eine einfachere und intensivere Mitfeier der Liturgie.

Die digitale Aufarbeitung und der unkomplizierte Zugang zu den Texten ist für viele Blinde Voraussetzung, um auf ihren elektronischen Geräten - meist Computer mit angeschlossener „Braillezeile“ oder Tonausgabe - arbeiten zu können.

Besondere Aufmerksamkeit für besondere Bedürfnisse

Papst Benedikt XVI. hat bereits 2010 im nachsynodale Schreiben „Verbum Domini“ gefordert, „jenen besondere Aufmerksamkeit zu widmen, die aufgrund ihrer persönlichen Verfassung Probleme haben, an der Liturgie tätig teilzunehmen, wie zum Beispiel die Blinden und die Gehörlosen“.

Trotz Anfragen aus dem gesamten deutschsprachigen Raum zur Textbeschaffung aus liturgischen Büchern für eine aktive Mitfeier der Gottesdienste bzw. zur Übernahme eines liturgischen Dienstes - etwa als Kantor oder Lektor - habe es bislang keine offizielle Regelung zum unmittelbaren Zugang zu den offiziellen liturgischen Büchern für diesen Personenkreis gegeben.

In Österreich leben laut einer Befragung des Bundesministeriums für Soziales und Konsumentenschutz (2007-2008) rund 318.000 sehbehinderte Menschen (www.blindenverband.at). Nicht jeder stark Sehbehinderte und Blinde beherrscht die Blindenschrift, nicht jeder verfügt über einen Internetzugang oder ein Smartphone - dennoch sind viele PC-Nutzer dank der technischen Möglichkeiten der Sprach-, Braille- oder Großbildschirm-Unterstützung.

religion.ORF.at/KAP