Fake-Ausgabe des „Osservatore Romano“: Ermittlungen

Nach der Verbreitung einer gefälschten, papstkritischen Ausgabe der Vatikan-Zeitung „Osservatore Romano“ hat der Vatikan Ermittlungen aufgenommen. Die Vatikan-Gendarmerie untersuche den Fall, wie italienische Medien am Samstag meldeten.

Am Freitag hatte die Tageszeitung „Il Messaggero“ über die Fake-Ausgabe berichtet, die in den vergangenen Tagen per anonymer E-Mail an Kardinäle, Bischöfe, weitere Geistliche und „Ehrenleute“ gesendet worden war.

Fake Osservatore Romano

Screenshot cruxnow.com

Nach der Verbreitung einer gefälschten, papstkritischen Ausgabe der Vatikan-Zeitung „Osservatore Romano“ hat der Vatikan Ermittlungen aufgenommen

Fake Antwort: „Ja und Nein“

Auf dem Titel des falschen „Osservatore“: Ein Artikel, in dem Papst Franziskus auf die Fragen von vier Kardinälen zu seinem Schreiben „Amoris laetitita“ antwortet - und zwar nicht mit „Ja“ oder „Nein“, wie gefordert, sondern mit der Antwort „Ja und Nein“. Die Kardinäle hatten im November öffentlich Zweifel zu „Amoris laetitia“ geäußert und mehr Klarheit im Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen gefordert.

Der Direktor des echten „Osservatore“, Giovanni Maria Vian, bezeichnete die Fake-Ausgabe laut Medien als schlecht gemachte „Schmähschrift“ von „Stümpern“. Die Grafik der Original-Vatikanzeitung sei viel eleganter und der echte „Osservatore“ verwende das „Latein der Kurie“ anstatt der philosophisch-mittelalterlichen Sprache der Fälschung. Vian vermutete einen „Kreis von Laien außerhalb des Vatikan“ als Urheber der Fake-Zeitung.

Ermittlungen auch gegen Wild-Plakatierer

Vatikan und italienische Polizei ermitteln zudem an einem anderen Fall ungewöhnlicher, öffentlicher Papst-Kritik: Vor einer Woche hatten in der Nacht zum Samstag Unbekannte mehr als 200 papstkritische Plakate in mehreren römischen Stadtteilen aufgehängt.

Auf ihnen war Franziskus mit einem finsteren Gesichtsausdruck zu sehen. Unter dem Foto stand in römischem Dialekt: „Franziskus, du hast Kongregationen unter kommissarische Leitung gestellt, Priester entlassen, den Malteserorden und die Franziskaner der Immakulata enthauptet, Kardinäle ignoriert, aber wo bleibt deine Barmherzigkeit?“

Der Text der Plakate spielte offensichtlich auf kirchliche Vorgänge an, die in konservativen Kreisen zu Kritik am Papst geführt hatten; etwa den Rücktritt des Malteser-Großmeisters Matthew Festing auf Drängen von Franziskus und die Zweifel der Kardinäle zu „Amoris laetitia“, die auch in der Fälschung des „Osservatore“ Thema waren.

Italienische Medien vermuten hinter der Aktion Italiens politische Rechte und konservative katholische Kreise, die den Reformkurs von Franziskus ablehnen. Konkrete Hinweise auf die Täter sind bisher nicht bekannt.

religion.ORF.at/KAP

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