Indien: Missionierungsvorwurf gegen Minderheiten

Christen und Muslime in Indien haben die Behauptung eines Regierungsvertreters zurückgewiesen, die Zahl der Hindus nehme durch Konvertierungen zu Minderheitsreligionen ab.

Der Vorwurf des Staatssekretärs im Innenministerium, Kiren Rijiju, sei verantwortungslos, sagte der Sprecher der Erzdiözese New Delhi, Savari Muthu, dem katholischen Pressedienst UCAN am Donnerstag. Die christliche Bevölkerung wachse nicht. Auch der protestantische „Nationale Rat der Kirchen in Indien“ nannte die Äußerung des Politikers der hindu-nationalistischen BJP „geschmacklos“.

„Minderheiten vermehren sich“

Staatssekretär Kiren Rijiju hatte über Twitter erklärt, die Zahl der Hindus sinke, „weil sie niemals Menschen konvertieren“. Weiter hieß es in dem Tweet: „Anders als in einigen Nachbarländern vermehren sich die Minderheiten in Indien.“

Eine katholische Nonne in Hyderabad, Indien, hält einem Buben ein Holzkreuz an die Stirn

APA/AFP/Noah Seelam

Katholiken in Hyderabad, Indien

Hafeez Ahmed Hawari, ein Sprecher der muslimischen Gemeinschaft in New Delhi, sagte laut UCAN, Minderheiten würden von der Regierung der hindu-nationalistischen BJP unterdrückt. „Man verweigert uns unsere Rechte. Die hinduistischen Organisationen verfolgen das Ziel einer hinduistischen Nation.“

Zunahme von Gewalt

Menschenrechtler und kirchliche Hilfsorganisationen prangerten zuletzt vermehrt eine Zunahme von Gewalt gegen religiöse Minderheiten in Indien an. Der seit 2014 regierende Premier Narendra Modi spreche sich zwar offiziell für Pluralismus aus, schweige aber zu radikalen Äußerungen und Übergriffen. Viele Täter gehen den Angaben zufolge straflos aus. Muslime, Christen und moderate Hindus beklagten einen wachsenden Druck.

Laut der Volkszählung von 2011 leben in Indien rund 1,2 Milliarden Menschen. Nach Angaben von UCAN sank die Zahl der Hindus in den zehn Jahren seit dem vorherigen Zensus von 2001 leicht von 80,5 Prozent auf 79,8 Prozent. Der Bevölkerungsanteil der Christen lag den Angaben zufolge unverändert bei 2,3 Prozent, der Anteil der Muslime stieg um ein Prozent auf 14,2.

religion.ORF.at/KAP/KNA

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