Ausstellung: Luther als Museumswärter

Das Kulturzentrum bei den Minoriten in Graz (KULTUM) zeigt ab Mittwoch eine große Schau mit Exponaten, die sich mit der Bibel befassen. So taucht etwa der Reformator Martin Luther als „Herr Martin“ in der Uniform eines Museumswärters auf.

Am Aschermittwoch wird die Ausstellung „VULGATA. 77 Zugriffe auf die Bibel“ durch den evangelischen Superintendenten Hermann Miklas und den katholischen Bischof Wilhelm Krautwaschl eröffnet. Die Schau ist der Beitrag des Kulturzentrums zum 500. Jahrestag der Reformation.

Inspirationsquelle für Kunst

Rund 100 Werke von 33 internationalen Künstlerinnen und Künstlern als „zeitgenössische Zugriffe auf ein Buch, die Spuren legen für Themen, die letztlich zeitlos und aktuell zugleich sind“ sollen Besuchern das „Buch, das in der Menschheitskultur zu den wesentlichsten Inspirationsquellen der Kunst zählt“, nahe bringen. Die Zahl 77 bezieht sich dabei auf ein biblisches Zahlenspiel, so Kurator Johannes Rauchenberger.

Dorothee Golz: Herr Martin, 2015, C-Print (Diasec), 128x100 cm

Dorothee Golz und Charim Galerie Wien

Dorothee Golz: „Herr Martin“ (2015)

Zur Vorlage Bibel finden die Künstler unterschiedlichste Zugänge - von „Schöpfung und Chaos“ über das „Fremde an der Bibel“, dem „Hohenlied der Liebe“, bis hin zu „Fundamentalismus und Gewalt“ und „die Bibel als Bilderzählung“. In acht Themenkreisen wurden die Exponate zu einem „Ausstellungsparcours“ sortiert.

„Herr Martin“ - ein Museumswärter?

Eines davon ist dem Fortwirken des Kirchenreformators Martin Luthers gewidmet. Im Werk der Wiener Künstlerin Dorothee Golz, die in ihren „digital paintings“ eng an der Grenze von Malerei und Fotografie arbeitet, wird „Herr Martin“ sozusagen zum Kongressteilnehmer am kunsthistorischen Seminar im Museum. „Vielleicht ist er auch einfach nur der Museumswärter, der sich vor seinem Lieblingsbild, der Verführung im Paradies, ablichten lässt“, so der Pressetext.

Maaria Wirkkala: Found a Mental Connection, 2003, Hängebrücke, Tiere, Bibel, Koran, 800x80x80 cm

Vehbi Koc Foundation Contemporary Art Collection, Istanbul

Maaria Wirkkala: „Found a Mental Connection“ (2003)

Bibelgeschichten ins Heute transferiert

Die Geschichten und Inhalte der Bibel in die Gegenwart zu spiegeln, haben sich gleich mehrere Künstlerinnen und Künstler zum Thema genommen. Recht drastisch etwa eine Darstellung der (geplanten) Opferung Isaaks durch Abraham des kroatischen Künstlers Zlatko Kopljar - ein „Gegenbild“ zur latenten Gewaltbereitschaft von Religionen.

Ausstellungshinweis

„VULGATA. 77 Zugriffe auf die Bibel“ im Kulturzentrum bei den Minoriten in Graz (KULTUM) 2. März bis 8. Juli 2017

Auf die Geschichte der Arche Noah nimmt die finnische Kunstschaffende Maaria Wirkkala Bezug. Sie lässt Tierfigürchen auf einer Brücke, ausgehend von zwei Büchern, welche die Brückenköpfe bilden, in die jeweils andere Richtung ziehen. Die beiden Bücher sind eine Bibel und ein Koran.

Zlatko Kopljar: Sacrifice of Isaac (Opferung Isaaks), 1995, C-Print auf Leinen

Zlatko Kopljar

Drastisch: Zlatko Kopljar: Sacrifice of Isaac (Opferung Isaaks), 1995

Schau reist nach Deutschland und in USA

Die Ausstellung „VULGATA. 77 Zugriffe auf die Bibel“ hat weitere Partner: Sie wird im Jahr 2018/19 im neu erbauten „Museum of the Bible“ in Washington übernommen und in der dortigen Schiene „Die Bibel und ihre Wirkungsgeschichte in Kunst und Kultur“ gezeigt. Die Ausstellung findet zudem zum 30. Geburtstag der deutschen Stiftung Bibel und Kultur statt, die „das alte Wissen der Bibel wachhalten und mit dem Heute konfrontieren will“. Vorsitzende ist die Botschafterin beim Heiligen Stuhl, Annette Schavan.

religion.ORF.at

Links: