Papst: Menschen in Not haben Recht auszuwandern

Menschen in Not, in deren Heimatländern Raubbau an Mineralien und Agrarprodukten betrieben wird, haben nach den Worten von Papst Franziskus ein Recht zur Auswanderung nach Europa.

Der Westen sei an der dadurch bedingten Migration mitschuldig, „weil wir ihren Boden ausbeuten und dort nicht investieren, damit die Menschen selber etwas davon haben“, sagte das katholische Kirchenoberhaupt in einem Interview mit der Mailänder Straßenzeitung „Scarp de’ tenis“ (Tennisschuhe), das der Vatikan am Dienstag im Blick auf den bevorstehenden Mailand-Besuch des Papstes am 25. März veröffentlichte. Wichtig sei es, die Not hinter der Auswanderung zu sehen.

Welt aus den Augen anderer sehen

Franziskus sagte, bei der Konfrontation mit Not gehe es zunächst darum, zu verstehen. Dazu müsse man die Welt aus den Augen anderer Menschen sehen, sich ihre Schuhe anziehen, wie ein italienisches Sprichwort sage. „Oft sind wir Sklaven unseres Egoismus“, so der Papst. Das Verstehen sei deshalb nicht einfach, aber notwendig.

Papst Franziskus begrüßt einige Fans

Reuters/Osservatore Romano Handout

Papst Franziskus: „Hilfe ist immer richtig“

Es müssten alle aufgenommen werden, die man aufnehmen könne, so der Papst zur Frage nach zahlenmäßigen Begrenzungen bei der Aufnahme von Asylwerbern. Nicht weniger wichtig sei aber die Art der Aufnahme, schließlich müsse Aufnehmen auch Integration bedeuten, da Migranten sonst in Ghettos landen würden. Diese Integration fehle. „Jedes Land muss also sehen, wie viele Menschen es aufnehmen kann. Man kann nicht aufnehmen, wenn es keine Möglichkeit zur Integration gibt.“

Obdachlose: Im Zweifel immer helfen

Obdachlose brauchten ebenso Integration wie Migranten, betonte der Papst. Weil aber jeder seine eigene Geschichte habe, müsse man sich jeder und jedem einzeln nähern, „um einen Weg der Hilfe zu finden und anzupacken“. Weiters gelte es, den Anderen als Person zu sehen, egal wo und wie er lebe. Auf die Frage, was er sage, wenn er einem Obdachlosen begegne, antwortete der Papst deswegen: „Erst einmal Guten Tag, wie geht es?“

Gerichtet an jene, die an der Wirksamkeit von Almosen auf der Straße zweifeln, sagte der Papst: „Hilfe ist immer richtig.“ Es gebe viele Argumente, um sich selbst dafür zu rechtfertigen, keine Almosen zu geben, etwa „Soll ich etwa Geld geben, damit er dann das Geld ausgibt und Wein trinkt?“ Wenn dieser Schluck Wein das einzige Glück im Leben des Betroffenen sei, „dann ist auch das gut“, so Franziskus.

Nicht nur Geld geben

Almosenverweigerer, die mit dem Alkoholkauf argumentierten, sollten lieber überlegen, welches heimliche Glück sie selbst verborgen hielten. Immer komme es auch darauf an, nicht nur Geld zu geben: „Geld hinwerfen, ohne in die Augen zu sehen, das ist keine christliche Geste“, stellte Franziskus klar.

Zuletzt ging es in dem Interview auch um Mailand, die Stadt, in der das Magazin erscheint und die Papst Franziskus Ende März besuchen wird. Er selber sei erst einmal in Mailand gewesen, in den 1970er Jahren, um den Dom zu sehen, sagte er. Deswegen freue er sich auf den Besuch. „Das ist meine Erwartung: Ich wünsche mir, viele Menschen zu treffen.“

religion.ORF.at/KAP

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