Diözese Linz: Ablehnung von Yoga heute veraltet

Die Diözese Linz distanzierte sich am Montag deutlich von den Aussagen eines oberösterreichischen Pfarrers, der Yoga als „satanisch“ bezeichnet hatte. „Die pauschale Ablehnung der Möglichkeit einer christlich verantwortbaren Yoga-Praxis ist heute veraltet“, schrieb die Diözese.

Die Diözese Linz bezog sich dabei auf die Expertise des Wiener Religionswissenschaftlers Karl Baier. Der Diskussion um Yoga war die öffentlich geäußerte Überzeugung des Pfarrers von Windischgarsten (OÖ.), Gerhard Maria Wagner, dass „jedes Yoga im Grunde satanisch ist“ und in katholischen Bildungshäusern verpönt sein sollte - eine Einschätzung, von der sich die Diözese am Montag klar distanzierte.

„Christen auch Yoga-Lehrende“

„Die in Geschichte und Gegenwart vertretenen Arten von Yoga sind zu unterschiedlich, als dass sie sich theologisch über einen Kamm scheren ließen“, wird in der Aussendung die mit Unterstützung deutschsprachiger Bischofskonferenzen verfasste Erläuterung Baiers zum Thema „Yoga. Geschichte und Verhältnis zum Christentum“ zitiert.

Eine Frau in Yogaposition "Baum" auf einer Wiese neben einem Bach. Im Hintergrund ein Kirchturm

APA/der daberer. das biohotel/Ferdinand Neumüller

Auch Christen praktizieren Yoga

Der Fachmann sieht das Thema entspannt: Es gebe mittlerweile seit Jahrzehnten theologisch versierte Christen, „die nicht nur Yoga praktizieren, sondern auch als Yoga-Lehrende tätig sind“. Gerade körperzentriertes Yoga „stellt praktizierende Christen vor keine religiösen Probleme, da auf die Vermittlung expliziter religiöser Inhalte fast vollständig verzichtet wird“. Insofern dabei vermittelte Haltungs- und Atemübungen zu innerer Ruhe und Sammlung hinführen, könne ein „Raum für die Erfahrung der Anwesenheit Gottes“ geöffnet werden.

Nostra Aetate: Wertschätzung anderer Religionen

Die Diözese Linz erinnerte an die Erklärung „Nostra Aetate“ des Zweiten Vatikanischen Konzils über das Verhältnis der Kirche zu den nicht-christlichen Religionen, wo Wertschätzung gegenüber dem Hinduismus zum Ausdruck gebracht werde. Hindus - so die Konzilsväter schon in den 1960er Jahren - „suchen durch aszetische Lebensformen oder tiefe Meditation oder liebend-vertrauende Zuflucht zu Gott Befreiung von der Enge und Beschränktheit unserer Lage“. Aszetik bezeichnet die Lehre vom Streben nach christlicher Vollkommenheit.

Damit fallen laut Religionswissenschaftler Baier auch zentrale Praktiken des Yoga unter das, was „von christlicher Seite Anerkennung und Respekt gebührt“. Das Konzilsdekret „Ad Gentes“ regte sogar dazu an, „von den östlichen Traditionen des aszetischen und kontemplativen Lebens zu lernen“.

Dogmatiker: Pauschalverurteilung „ungeheuerlich“

Zum Thema Yoga in katholischen Bildungshäusern äußerte sich in der Diözesanaussendung der Linzer Dogmatiker Franz Gruber, zugleich Vorsitzender des Kuratoriums des Bildungshauses Schloss Puchberg. Eine Pauschalverurteilung von Yoga als „satanisch“ sei „ungeheuerlich, spirituell ignorant und theologisch falsch“.

Als eine Methode unter vielen, sich zu sammeln, „Körper und Geist in eine Einheit zu bringen, resonanzfähig zu werden für eine achtsame Wahrnehmung der Welt und der Wirklichkeit des Göttlichen“ seien auch fernöstliche Meditationsformen wie Yoga oder Zen „wertvolle und legitime Praktiken“, hielt Gruber fest. Deshalb würden sie seit Jahrzehnten auch in kirchlichen Bildungshäusern angeboten, zumal Yoga „selbstverständlich ohne Übernahme des hinduistischen Religionskontextes praktizierbar“ sei.

„Alles prüfen und das Gute beahlten“

Dass Yoga derzeit ein Modetrend ist, wolle er gar nicht in Abrede stellen, fügte der Theologe hinzu. Der „Yoga-Markt“ sei gewiss auch in qualitativer Hinsicht vielfältig. Der aktuelle „Yoga-Hype“ sei deshalb kein Symptom wachsender Dämonie, sondern ein „Signal dafür, dass Menschen nach Formen suchen, destruktive Aspekte unserer rastlosen Lebenswelt zu überwinden“. Gruber erinnerte an den Rat des Apostels Paulus, „alles zu prüfen und das Gute zu behalten“.

Wilhelm Achleitner, Direktor des Bildungshauses Schloss Puchberg, wo derzeit ein Yogakurs angeboten wird, teilte gegenüber dem ORF OÖ lapidar zu Pfarre Wagners Ansicht mit: „Es ist unnötig, es ist eine Belästigung“. Der Yogakurs werde nicht aus dem Programm genommen.

Pfarrer mit eigenen Ansichten

Gerhard Maria Wagner hatte sich im Pfarrblatt von Windischgarsten ablehnend über Yoga geäußert. Der Pfarrer war 2009 für kurze Zeit als Weihbischof in Linz nominiert, verzichtete aber nach heftigen Protesten auf die Übernahme des Amtes. Davor war er schon mehrmals wegen umstrittener Aussagen in die Schlagzeilen geraten. So bezeichnete er vor einigen Jahren einen verheerenden Hurrican in New Orleans als Strafe Gottes und Homosexualität als Krankheit.

religion.ORF.at/KAP

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