Vier Jahre Papst Franziskus: Feiertag im Vatikan

Am Montag jährt sich zum vierten Mal die Wahl von Jorge Mario Bergoglio zum Papst. Das bedeutet für den Vatikan einen Feiertag. Viele Büros im kleinsten Staat der Welt bleiben deshalb zu.

Größere Feiern werden allerdings erst am kommenden Sonntag abgehalten. In einem Gottesdienst wird nicht nur der vierte Jahrestag des offiziellen Amtsantritts von Franziskus begangen, sondern auch das Fest des Heiligen Joseph und der Namenstag des emeritierten Papstes Benedikt XVI. (Joseph Ratzinger), wie Radio Vatikan am Montag berichtet.

Parolin: Gegenseitiges Vertrauen

Kardinal-Staatssekretär Pietro Parolin erinnerte im Gespräch mit Radio Vatikan, dass der Name von Jorge Bergoglio beim Konklave 2013 nicht auf der Liste der Papabili stand. Die Wahl sei eine „große Überraschung“ gewesen, und ebenso sein programmatischer erster Auftritt auf dem Balkon des Petersdoms: „Was mich am meisten beeindruckt hat, ist das gegenseitige Vertrauen, dem er Ausdruck verlieh: Die Tatsache, dass er sich den Menschen anvertraut hat und die Leute bat, für ihn zu beten, dass Gott ihn segne - darum hat er gebeten, darum bat er das ‚heilige Volk Gottes‘, wie Franziskus es immer wieder ausdrückt.“

Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin

Reuters//Vasily Fedosenko

Kardinal-Staatssekretär Pietro Parolin

In den vergangenen Jahren hätten Familienfragen einen großen Stellenwert in dem Pontifikat eingenommen, erinnerte Parolin: „Nach den beiden Synoden und der Veröffentlichung der Exhortation ‚Amoris Laetitia‘ bleiben sie ein Zentralthema, so wie in den ersten vier Jahren des Pontifikats.“ Der Kardinal erinnerte daran, dass das Ziel des Papstes gewesen sei, dass die Synode „das Evangelium der Familien zum Glänzen zu bringen“. Diese Bemühungen produzierten „Früchte in Form der Erneuerung und der besseren Begleitung - auch von Familien in Situationen, die von der Zerbrechlichkeit charakterisiert sind“.

Kritik Teil der Kirchengeschichte

Im Hinblick auf die Kritik von einigen Kardinälen über die pastorale Öffnung durch das Dokument „Amoris laetitia“ und ihre Äußerung des Verdachts, dass das Prinzip der Unauflöslichkeit der Ehe untergraben werde, betonte Kardinal Parolin die Offenheit des Papstes. Aufrichtige und konstruktive Einwände könnten helfen, gemeinsam herauszufinden, was Gottes Wille sei und ihn umzusetzen. Ansonsten habe es in der Kirche immer auch Kritiken gegeben.

Aus seiner Sicht sei das Schreiben „ein großes Geschenk“, das einerseits den Plan Gottes für die Familie aufzeige und andererseits den realen Bedingungen der Familie Rechnung trage. Sie sei, so wie die ganze Menschheit, von der Erbsünde gezeichnet. In der Seelsorge gebe das Schreiben „große Impulse“, es trage „Früchte der Erneuerung und der Begleitung von zerbrechlichen Familiensituationen.“

Papst Franziskus winkend

Reuters/Alessandro Bianchi

Jorge Mario Bergoglio wurde am 13. März 2013 zum Papst gewählt

Kurienreform „richtig und nötig“

Die Reform der Kurie sei richtig und nötig sagte Parolin weiter. Sie dürfe jedoch nicht von „funktionalen Kriterien“ bestimmt werden sondern müsse einer „authentischen Rückkehr zu Gott“ und einem „authentischen Zeugnis der wahren Natur der Kirche“ entsprechen. Papst Franziskus spreche deshalb auch von einer „Reform des Herzens“.

Ziel sei eine authentische Kirche ohne „die Verkrustungen die sich im Laufe der Geschichte ansammeln“, so Parolin. Dazu gehörten auch strukturelle Veränderungen. Franziskus selbst habe bei seiner Ansprache an die Kurie erklärt, Erneuerung müsse von innen - gleichsam vom Herzen - ausgehen.

Persönlich beeindrucke ihn besonders die Seelenruhe des Papstes, die auch in schwierigen Situationen immer spürbar sei, so Parolin. Es gebe vieles, das Grund zu Sorge und Beunruhigung sei. Aber Franziskus habe die Gabe, „die Dinge mit Unbeschwertheit zu sehen, zu wissen, dass sie in der Hand Gottes sind“ und mutig weiterzugehen.

Marx: Papst Franziskus „wirklich freier Mensch“

Ein weiterer enger Papst-Berater, der Münchner Kardinal Reinhard Marx, würdigte Franziskus am Montag als „Zeugen christlicher Freiheit und christlichen Freimuts“. Das Kirchenoberhaupt sei „eine überzeugende, glaubwürdige Gestalt, und viele Menschen entdecken in ihm das, was wir einen wirklich freien Menschen nennen“, sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz in einer Ansprache bei einer Messe zum vierten Jahrestag der Wahl von Franziskus zum Papst.

Kardinal Reinhard Marx

Reuters/Max Rossi

Kardinal Reinhard Marx

Marx fügte hinzu, es gelinge dem Papst, „das zu sagen, was ihm wichtig ist, was vom Evangelium her geboten ist - aber nie im Blick auf die eigene Person, auf die eigene Kirche, sondern im Blick auf alle Menschen. Das beeindruckt.“ Viele Menschen seien fasziniert von ihm, weit über die Kirche hinaus erfahre er Zuspruch. Es gebe eine „Neugierde, eine positive Diskussion über das, was der Papst tut, wie er spricht, welche Prioritäten er setzt“.

Der Erzbischof von München und Freising zählt als Mitglied der Kardinalskommission seit vier Jahren zu den engsten Beratern des Papstes. Zu den wichtigsten Aufgaben des neun Personen zählenden Gremiums zählt die Erarbeitung von Vorschlägen für eine Kurienreform.

Termine in Jubiläumswoche

Papst Franziskus nimmt in dieser Woche viele Termine wahr, darunter eine Bußfeier in St. Peter am Freitagabend oder die Generalaudienz am Mittwoch. Von Donnerstag bis Samstag kommen kanadische Bischöfe in den Vatikan, um über die Lage in ihren Diözesen Bericht zu erstatten. Im Rahmen des Ad-limina-Besuchs sind einzelne und gemeinsame Termine mit Papst Franziskus vorgesehen.

religion.ORF.at/KAP