Schwere Hungerkrise in Subsahara-Region

Rund 20 Millionen Menschen in der afrikanischen Subsahara-Region sind vom Hungertod bedroht. „Es wurde schon vor einem Jahr gewarnt - es wurde viel zu spät reagiert. Wir haben völlig versagt“, sagte Michael Chalupka, Direktor der Diakonie Österreich.

Auch die UNO und das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) schlagen Alarm: Die Weltgemeinschaft stehe „vor der größten humanitären Katastrophe seit 1945“. „Wir haben es mit einer massiven Krise zu tun“, sagte der Einsatzleiter des IKRK, Dominik Stillhart, am Mittwoch in Genf. Aktuell besonders stark betroffen sind Somalia, der Südsudan und Nigeria.

Tödliches Zusammenspiel

Die Ursachen sind vielfältig: ein tödliches Zusammenspiel von Klimawandel, der Zerstörung der afrikanischen Landwirtschaft durch EU-Dumpingpreise für nach Afrika exportierte Produkte, der Verschuldung afrikanischer Staaten und kriegerischen Auseinandersetzungen in den oben genannten Ländern.

Sendungshinweis

Auf dem afrikanischen Kontinent leidet jeder Fünfte Hunger. Wie sich österreichische NGOs – Rotes Kreuz, Caritas, Diakonie und Licht für die Welt – im Kampf gegen den Hunger engagieren, zeigte die „Orientierung“.

Die Hilfe müsse deutlich ausgeweitet werden. Das IKRK hatte Geber um 400 Millionen Dollar (370,30 Mio. Euro) gebeten, bekam aber bisher nur ein Viertel. Der Aufruf der Vereinten Nationen für die Nothilfe, bis Ende März 4,4 Milliarden Dollar (4,07 Mrd. Euro) aufzubringen, wurde bis dato nur zu zehn Prozent erfüllt.

„20 Millionen Menschen sind in Gefahr zu verhungern. Das sprengt klar den Rahmen dessen, was wir normalerweise sehen“, sagte Stillhart. Aus dem Südsudan flüchten Hunderttausende vor der Gewalt des bewaffneten Konflikts.

Dürre und Kämpfe

Die IKRK-Direktorin für Afrika, Patricia Danzi, war im Südsudan und berichtete per Skype von einem 15-jährigen Buben, den sie am Morgen mit einer Schusswunde im Kopf im Krankenhaus antraf. Wie durch ein Wunder war er nur leicht verletzt. „Wir können den Konflikt nicht stoppen, aber wir können das Leiden der Menschen lindern“, sagte sie.

Ein Bub mit Wasserkanister auf einem ausgetrockneten Boden nahe Hargeisa, Somalia

The International Federation of Red Cross and Red Crescent Societies/Handout via Reuters

Dürren verschlimmern die Lage Vertriebener zusätzlich

Aus Somalia zeigte das IKRK Videos von Menschen in einem Verpflegungszentrum am Ende ihrer Kräfte. „Wohin sollen wir gehen?“, fragte ein Mann verzweifelt. Dort und in Nigeria verschärft eine Dürre die Lage der von Kämpfen Vertriebenen.

Somalia: Kampf gegen Hunger anführen

Somalias Ministerpräsident Hassan Ali Khaire hat sein neues Kabinett auf den Kampf gegen den Hunger in dem Land am Horn von Afrika eingeschworen. Die Menschen in Somalia befänden sich angesichts der anhaltenden Dürre und einer drohenden Hungersnot in einer ernsten Krise, erklärte der Regierungschef am Dienstag bei der Vorstellung seines 26 Minister starken Kabinetts.

Spendenhinweise

  • Diakonie Katastrophenhilfe, Kennwort: Afrika Hungerhilfe IBAN: AT85 2011 1287 1196 6333 BIC: GIBAATWWXXX
  • Caritas Spendenkonto, Kennwort: Hunger-Nothilfe BAWAG P.S.K. IBAN: AT92 6000 0000 0770 0004 BIC: BAWAATWW
  • Österreichisches Rotes Kreuz, Kennwort: Katastrophenhilfe IBAN: AT57 2011 1400 1440 0144 BIC: GIBAATWWXXX
  • Licht für die Welt IBAN: AT92 2011 1000 0256 6001 BIC: GIBAATWWXXX

„Die Regierung muss hart für die Interessen der Nation arbeiten“, forderte er. In Somalia sind wegen einer anhaltenden Dürre nach Angaben der Vereinten Nationen gut sechs Millionen Menschen - etwa die Hälfte der Bevölkerung - auf humanitäre Hilfe angewiesen. Rund 360.000 Kinder gelten UNO-Angaben zufolge als schwer unterernährt, 70.000 sind derzeit akut vom Hungertod bedroht. Bei der letzten Hungersnot 2011 kamen nach UNO-Angaben mehr als 250.000 Menschen ums Leben.

UNO: Kaum Spenden eingetroffen

Auf den Nothilfeappell der Vereinten Nationen zur Abwendung einer Hungerkatastrophe in Afrika und auch im Jemen sind kaum Spenden eingegangen. UNO-Generalsekretär Antonio Guterres hatte Mitte Februar Alarm geschlagen. Er wollte bis Ende März 4,4 Milliarden Dollar (vier Milliarden Euro) auf den UNO-Konten haben, damit 20 Millionen Menschen gerettet werden können. Nach Angaben des UNO-Nothilfebüros (OCHA) in Genf gingen aber zunächst nur etwa zehn Prozent der Summe ein.

Kinder an einer Wasserpumpe nahe Aweil, Südsudan

APA/UNICEF via AP/Mackenzie Knowles-Coursin

Das UNO-Flüchtlingshilfswerk sorgt sich wegen dürftiger Spenden

Am 17. März waren auf den Konten 422 Millionen Dollar, wie OCHA-Sprecher Jens Laerke berichtete. Die UNO bat mit dem Aufruf nicht um zusätzliches Geld, wie Laerke erläuterte. Vielmehr waren die Summen in dem meist schon Ende 2016 verkündeten Bedarf für die einzelnen Länder enthalten. Guterres forderte die Regierungen lediglich auf, das Geld früher als womöglich geplant zu überweisen, um die akute Krise zu bewältigen. UNO-Spendenaufrufe werden im Durchschnitt nur zu 60 Prozent gedeckt.

„Wir sind, was die Summen angeht, hinter dem, was wir zum selben Zeitpunkt 2016 hatten“, sagte Paul Stromberg, beim UNO-Flüchtlingshilfswerk zuständig für Beziehungen zu Gebern. „Die Zahl der Krisen, die sich abzeichnet, macht uns Sorgen.“

religion.ORF.at/APA/dpa

Links: