Religionslose im Verhältnis weniger, Muslime mehr

Die Christen stellen noch immer die weltgrößte Glaubensgemeinschaft, doch die Muslime holen auf. Der Anteil von Menschen, die keiner Religionsgemeinschaft angehören, wird zurückgehen.

Ab 2035 werden laut einer Studie des US-Meinungsforschungsinstituts Pew Research Center mehr Babys in muslimischen Familien zur Welt kommen als in christlichen. Laut der am Mittwoch vorgestellten Studie „The Changing Global Religious Landscape“ haben in den vergangenen Jahren christliche Mütter mehr Kinder bekommen als die Mitglieder aller anderen Religionen - das habe den „Stellenwert des Christentums als die größte religiöse Gruppe der Welt“ reflektiert.

Muslimische Mädchen auf einem Spielplatz in New York

Reuters/Stephanie Keith

Muslime stellen weltweit die am schnellsten wachsende religiöse Gruppe dar

Muslime am schnellsten wachsende Gruppe

Doch das wird nicht mehr lange so sein: In weniger als 20 Jahren wird die Zahl der Kinder von Muslimen die der Geburten unter Christen leicht übersteigen. Muslime werden als die weltweit am schnellsten wachsende religiöse Gruppe eingeschätzt. Zwischen 2010 und 2015 machten muslimische Kinder geschätzte 31 Prozent aller weltweit geborenen Babys aus - dem gegenüber betrug der Anteil der Muslime an der Gesamtbevölkerung im Jahr 2015 nur 24 Prozent.

Die christliche Weltbevölkerung wächst einstweilen weiter, aber moderater. Während der vergangenen Jahre machten in christliche Familien geborene Kinder 33 Prozent der globalen Geburten aus, verglichen mit einem Bevölkerungsanteil von 31 Prozent der Christen im Jahr 2015.

Wachstum unter Christen in Subsahara-Afrika

Während der relativ jungen christlichen Population etwa in Subsahara-Afrika ein Wachstum vorausgesagt wird, gilt das nicht für Christen anderswo. Tatsächlich ist der Anteil an Sterbefällen bei den Christen global mit 37 Prozent überdurchschnittlich hoch. Das liege vor allem an der höheren Lebenserwartung christlicher Gesellschaften in einigen Regionen, so die Studie. Das gilt vor allem für Europa, wo die Sterberate die Geburtenrate unter den Christen überholt hat.

Allein in Deutschland beispielsweise habe es zwischen 2010 und 2015 um 1,4 Millionen mehr Sterbefälle unter Christen gegeben als Geburten - ein Muster, von dem erwartet wird, dass es sich während der kommenden Jahrzehnte im Großteil Europas fortsetzen wird.

Ein Vater mit vier Kindern mit Papst-Bild beim Papst-Besuch in Nairobi, Kenia

APA/AFP/Jennifer Huxta

In Subsahara-Afrika steigt der Anteil der Christen

Global gesehen führt das laut Pew-Studie dazu, dass durch die vergleichsweise junge Bevölkerung und die höhere Fertilität von Muslimen zwischen 2030 und 2035 225 Millionen muslimische Kinder gegenüber 224 Millionen christlichen Kindern zur Welt kommen werden. Die christliche Gesamtbevölkerung würde dann immer noch die Mehrheit stellen. Im Zeitraum 2055 bis 2060 werde dann der Unterschied zwischen den Geburtenraten der beiden Gruppen sechs Millionen betragen, so die Einschätzung der Studie.

Rückgang bei Religionslosen

Im Gegensatz zu diesem „Baby Boom“ unter Muslimen erwartet das Pew Research Center für Menschen, die sich keiner Religion zugehörig fühlen, einen anteilsmäßigen Rückgang. Diese Gruppe stellt derzeit 16 Prozent der Weltbevölkerung, nur geschätzte zehn Prozent der weltweit Neugeborenen wurden zwischen 2010 und 2015 in nicht religiöse Familien geboren. Demzufolge wird der Anteil an Atheisten, Agnostikern und Menschen, die keiner bestimmten Religion anhängen, in den kommenden Jahrzehnten voraussichtlich sinken.

Verteilung verändert sich

Die Verteilung religiöser Gruppen wird sich laut Einschätzung durch das Pew Center ebenfalls ändern. Zum Beispiel wird laut Prognose der Anteil der Christen, die in der Subsahara-Region leben, von 2015 bis 2060 dramatisch steigen: Durch die hohe Geburtenrate soll sie sich von 26 auf 42 Prozent erhöhen. Gleichzeitig wird der Anteil am Weltchristentum von Menschen aus Europa und Nordamerika sinken. Gründe dafür sind Wechsel der Religion und eine niedrigere Geburtenrate.

Alle Religionen

Prozentuell gesehen machten die Christen im Jahr 2015 31,2 Prozent der Weltbevölkerung aus, Muslime 24,1 Prozent. Mit 16 Prozent machen die Konfessionslosen (mit Atheisten und Agnostikern) den dritthöchsten Anteil aus, gefolgt von den Hindus mit 15,1 und den Buddhisten mit 6,9 Prozent. Volksreligionen (darunter etwa der Daoismus) stellen 5,7 Prozent der globalen Population, unter „Andere“ subsummierte Gruppen kommen auf 0,8 und die Juden auf 0,2 Prozent.

Die Studie basiert auf Daten aus über 2.500 Volkszählungen, Untersuchungen und Einwohnerregistern. Die gleichen Zahlen waren schon für die 2015 vorgestellte Studie „The Future of World Religions: Population Growth Projections, 2010-2050“ verwendet worden. Die neue Studie enthält aber bisher unveröffentlichte Auswertungen etwa bezüglich Geburten- und Sterberaten. Außerdem kamen Daten aus dem Jahr 2015 dazu, ebenso wie die Vorausberechnungen bis ins Jahr 2060.

Johanna Grillmayer, religion.ORF.at

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