Umstrittener Schweizer Bischof reicht Rücktritt ein

Der Bischof von Chur (Schweiz), Vitus Huonder, hat am Freitag altersbedingt seinen Rücktritt bei Papst Franziskus eingereicht. Dieser entscheidet über eine Verlängerung der Amtszeit oder die Ernennung eines Nachfolgers.

Mit Erreichen des Alters von 75 Jahren muss ein Bischof dem Papst seinen Rücktritt anbieten. Wie die Diözese Chur am Freitagmorgen bekanntgab, sei das Schreiben Huonders am Freitag abgesandt worden. Zu der sehr heterogenen Diözese gehören ländlich geprägte Kantone der Zentralschweiz ebenso wie die liberale und protestantisch geprägte Metropole Zürich.

Polarisierender Bischof

Mit verbalen Vorstößen zu Sexualität, Kirchenverfassung oder Lebensschutz fungierte Huonder landesweit immer wieder als Protagonist des konservativen Kirchenflügels und polarisierte häufig. In verschiedenen Dekanaten besteht seit langem ein gereiztes innerkirchliches Klima. Aus diesem Grund wurde von Dechanten den römischen Verantwortlichen das Anliegen übermittelt, übergangsweise einen Apostolischen Administrator statt eines neuen Bischofs für Chur zu ernennen.

Mit Bischof aus aktuellem Lager „Bistum tot“

Viele Katholiken wünschten sich vor allem ein bisschen Ruhe für die zerstrittene Diözese. Martin Kopp, Generalvikar für die Urschweiz, formuliert drastisch: „Wenn einfach jemand aus dem Lager gewählt wird, das aktuell in Chur den Kurs bestimmt, und es keinen Neuanfang gibt, ist das Bistum tot.“

Vitus Huonder

REUTERS/Steffen Schmidt/Pool

Der Churer Bischof Vitus Huonder

Huonder wurde am 21. April 1942 in Trun im Kanton Graubünden geboren. Nach Priesterweihe und Promotion 1973 war er an der Theologischen Fakultät der Universität Fribourg und an der Theologischen Hochschule Chur tätig. Es folgten zwölf Jahre in der Pfarrseelsorge.

Nach seiner Habilitation in Liturgiewissenschaft ernannte ihn Bischof Wolfgang Haas 1990 zum Generalvikar für Graubünden, Glarus und Liechtenstein und machte ihn im gleichen Jahr zum Domkapitular. Haas’ Nachfolger Bischof Amedee Grab bestätigte Huonder 1998 als Generalvikar für Graubünden. Im Vorfeld der Bischofswahl 2007 wurde Huonder dann als erfolgreicher Kandidat gehandelt. Schon damals beschrieben die Medien ihn als ähnlich konservativ wie Vorvorgänger Wolfgang Haas.

Mehrstufiges Verfahren für Nachfolge

Nach der Annahme des Rücktritts wird der Apostolische Nuntius, Erzbischof Thomas E. Gullickson, eine Liste mit geeigneten Kandidaten nach Rom schicken. Er hat seine Suche bereits begonnen. Im März traf er mit Priestern und Laienseelsorgern der Diözese zusammen sowie mit dem Domkapitel.

Mit Hilfe dieser Liste erstellt die Bischofskongregation, der der Schweizer Kardinal Kurt Koch angehört, eine Dreier-Liste. Der Papst muss diese Liste beglaubigen. Aus der Liste wählt dann das Churer Domkapitel unter der Leitung von Domdekan Walter Niederberger den neuen Bischof für Chur. Der Papst muss diesen Kandidaten bestätigen.

religion.ORF.at/KAP/KATH.CH

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