Frankreichs Religionsvertreter rufen zum Wählen auf

Nach der ersten Runde der Präsidentschaftswahlen in Frankreich haben Religionsvertreter die Bürger Frankreichs dazu aufgerufen, auch in der Stichwahl am 7. Mai von ihrem Wahlrecht Gebrauch zu machen.

Im Zentrum müsse die Frage nach der Zukunft der Gesellschaft und den gemeinsamen Idealen stehen, heißt es in einer am Sonntagabend veröffentlichten Erklärung der Französischen Bischofskonferenz. Dabei sollten religiöse Themen einen Platz haben und die Religion eine Rolle spielen. Weiter schreiben die Bischöfe: „Die Würde unserer Gesellschaft spiegelt sich im Respekt vor ihren schwächsten Mitgliedern wider, von deren Lebensanfang bis zu deren natürlichem Lebensende.“

Die Kathedrale Notre Dame

Reuters/Vincent Kessler

Religionsvertreter riefen nach dem ersten Wahldurchgang zur Teilnahme an der Stichwahl am 7. Mai auf. Im Bild die Kathedrale Notre-Dame in Paris

Bei der ersten Runde der Präsidentschaftwahl konnten der unabhängige Mitte-Links Politiker Emmanuel Macron (39) und die Kandidatin des rechtsextremen Front National, Marine Le Pen (48), die meisten Stimmen auf sich vereinigen. Damit ziehen beide Politiker in die Stichwahl um das höchste Amt im französischen Staat.

„Zufriedenheit und Besorgnis“ bei Juden

Der Rat der Juden in Frankreich (Crif) kommentierte auf Twitter die annähernd gleiche Stimmenverteilung zwischen Macron und Le Pen mit den Worten: „Zufriedenheit und Besorgnis.“ Der Rektor der Großen Moschee in Paris, Dalil Boubakeur, rief am Montag die französischen Muslime dazu auf, für Macron zu stimmen. Der zweite Wahlgang sei entscheidend für das Schicksal Frankreichs, aber auch der religiösen Minderheiten.

Keine direkte Wahlempfehlung

Die katholischen Bischöfe äußerten sich nicht ausdrücklich zu einem der beiden Kandidaten, benannten stattdessen Kriterien für eine „gerechtere und brüderlichere Gesellschaft“, in der jeder Einzelne seinen Platz finden könne. So fordern sie mehr Unterstützung für Familien. Mit Blick auf Flüchtlinge und Migranten heißt es: „Wenn einige Länder Millionen Flüchtlinge aufnehmen, wie kann unser Staat vor der Aufgabe zurückweichen, einige zehntausend Betroffene aufzunehmen und zu integrieren?“

Der Wille zur Solidarität dürfe allerdings nicht an den nationalen Grenzen enden, betonen die Bischöfe. Hier sei auch die EU gefragt. Sie müsse sich zudem stärker in den Herkunftsländern der Migranten engagieren, um den Menschen dort neue Perspektiven zu bieten. Davon abgesehen gelte es, die europäische Einigung weiter zu unterstützen, ohne dabei die historischen und kulturellen Eigenheiten der jeweiligen Nationen zu ignorieren.

religion.ORF.at/KAP