Papst skeptisch zu neuen Medjugorje-Erscheinungen

Papst Franziskus ist skeptisch über neue Marienvisionen im bosnischen Medjugorje. Ein Kommissionsbericht unter Leitung des italienischen Kardinals Camillo Ruini äußere Zweifel über „angebliche aktuelle Erscheinungen“, sagte Franziskus am Samstagabend.

Die „Ruini-Kommission“ unterscheide aber zwischen den aktuellen Visionsberichten und den ersten Erscheinungen Anfang der 1980er Jahre, sagte der Papst beim Rückflug vom portugiesischen Marienwallfahrtsort Fatima vor mitreisenden Journalisten.

Muttergottes als „Chefin eines Telegrafenamtes“

Mit Blick auf die Vorgänge in Medjugorje wiederholte Franziskus sein ironisches Bild von der Muttergottes als „Chefin eines Telegrafenamtes, die täglich eine Nachricht schickt“. Solche „angeblichen Erscheinungen“ hätten „keinen großen Wert“. Dies sei freilich „seine persönliche Meinung“, so der Papst.

Medjugorje

ORF/Martin Cargnelli

Die angeblichen Marienvisionen im bosnischen Medjugorje sind Gegenstand vatikanischer Untersuchungen

Ruinis Bericht liegt laut dem Papst derzeit noch bei der Glaubenskongregation im Vatikan. Er, Papst Franziskus, habe zwischenzeitlich verfügt, dass kritische Einwände gegen das Gutachten nicht allen damit befassten Mitarbeitern der Glaubenskongregation, sondern ihm persönlich zugeleitet werden. Das Kommissionsgutachten selbst nannte er „sehr, sehr gut“.

Überprüfung der Ereignisse in Medjugorje

Gegenstand der von Papst Benedikt XVI. (2205-2013) im Jahr 2010 eingesetzten Ruini-Kommission war die Frage nach einem übernatürlichen Charakter der Ereignisse von Medjugorje. 2014 legte der Ausschuss seine Ergebnisse der vatikanischen Glaubenskongregation vor.

Glaubenspräfekt Kardinal Gerhard Ludwig Müller, erklärte Mitte April in einem Interview, man untersuche die behaupteten rund 42.000 bisherigen Erscheinungen seit 1981 genau. Entscheiden werde aber der Papst. Es gebe keine Fristsetzung für einen Abschluss der Forschungen, so Müller. Seine Kongregation lasse sich nicht unter Druck setzen.

Der Wallfahrtsort Medjugorje - Ziel von jährlich 2,5 Millionen Pilgern aus aller Welt - ist derzeit wieder Gegenstand einer vatikanischen Untersuchung. Der Sondergesandte des Papstes für Medjugorje, Erzbischof Henryk Hoser, untersuchte dazu in den vergangenen zwei Wochen die vom Franziskanerorden geleitete Seelsorge vor Ort und soll Richtlinien für die künftige Pilgerbetreuung erstellen. Ausdrücklich geht es dabei nicht um die Marienerscheinungen.

religion.ORF.at/KAP

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