Irische Ordensfrauen: Rückzug aus Geburtsklinik

Die irischen Sisters of Charity haben ihre Tätigkeit in einem Entbindungsheim in Dublin zurückgelegt. Der katholische Orden hatte in Irland Einrichtungen für ledige Mütter geleitet, in denen es zu Misshandlungen und Schlimmerem gekommen war.

Frauen seien jahrzehntelang in diesen Heimen versklavt, Kinder misshandelt worden, nun habe der Orden sich dem Druck der Öffentlichkeit gebeugt, berichtete der britische „Guardian“ am Montag in seiner Onlineausgabe. Die Ordensfrauen gaben jegliches Engagement in der geplanten neuen staatlichen Geburtsklinik auf.

Demonstrationen und Empörung

Dem waren wochenlang Demonstrationen und öffentliche Empörung vorausgegangen. Am Montag gaben die Sisters of Charity (Schwestern der Nächstenliebe) bekannt, dass sie ihre Position in der St. Vincent’s Healthcare Group, dem Fonds, der die neuen Mutter-Kind-Einrichtungen in Dublin leitet, zurücklegten. In einem Statement hätten die Schwestern versichert, sie würden weder als Eigentümerinnen noch im Management des neuen Spitals auftauchen. Die beiden Ordensfrauen, die sich bisher im Vorstand befänden, würden mit sofortiger Wirkung zurücktreten, zitierte der „Guardian“ das Schreiben.

Vergangenen Monat war ein Gynäkologe aus dem Vorstand ausgetreten, nachdem sich herausgestellt hatte, dass der Orden, der für die berüchtigten Magdalene Laundries (Magdalenenheime) zuständig war, im neuen Spital Einfluss ausüben würden. Zwei große Demonstrationen richteten sich während der letzten zwei Wochen ebenfalls gegen die geplante Rolle der Sisters of Charity in der Spitalsleitung, mehr als 100.000 Menschen unterzeichneten eine Onlinepetition dagegen.

Mädchen am Gedenkschrein vor dem ehemaligen Mutter-Kind-Heim in Tuam, Galway County in Irland

APA/AFP/Paul Faith

Gedenkschrein vor dem ehemaligen Mutter-Kind-Heim in Tuam, Galway County in Irland

Zwangsarbeit und gestohlene Kinder

Die Sisters of Charity waren einer von mehreren Orden, die vom späten 18. Jahrhundert bis weit ins 20. Jahrhundert hinein in den Magdalene Laundries für junge, unverheiratete Schwangere bzw. Mütter und deren Kinder verantwortlich waren. In diesen Heimen wurden die Frauen wie Gefangene behandelt, sie mussten unbezahlte Zwangsarbeit leisten. Ihre Kinder wurden ihnen weggenommen und in einigen Fällen an reiche katholische Paare in den USA verkauft.

Auch die Regierung war in die Versklavung der Frauen involviert. Insgesamt sollen geschätzte 30.000 „gefallener Frauen“ in diesen Heimen in Irland untergebracht gewesen sein. 1993 wurde auf dem Gelände eines der Heime ein Massengrab mit Leichen von Föten und Babys gefunden - mehr dazu in Irland: Entsetzen über Kinderleichen in früherem Heim. Das letzte dieser Heime schloss erst im Jahr 1996.

Entschuldigung, aber zu wenig Geld

2013 sprach der irische Premierminister, Enda Kenny, im Namen des Staats eine Entschuldigung in Richtung der Frauen, die in diesen Institutionen gelebt hatten, aus. Kenny sagte, ihre Misshandlung und Ausbeutung habe „einen langen Schatten über irische Leben geworfen“.

Nachdem 2009 eine Studie Details über die Vorgänge in den Magdalene Laudries öffentlich gemacht hatte, boten die Sisters of Charity Entschädigungsgelder und die Übernahme eines Teils der Ermittlungskosten durch den Staat an - eine Prüfung im Dezember 2016 ergab jedoch, dass lediglich 13 Prozent der anvisierten Summe ausbezahlt worden waren.

religion.ORF.at

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