Britische Imame verweigern Attentätern Totengebet

Rund 200 Imame und muslimische Religionsführer in Großbritannien verweigern den Attentätern der jüngsten Terroranschläge in London und Manchester das traditionelle Bestattungsgebet.

Das berichtete der britische „Guardian“ zitierte in seiner Onlineausgabe vom Dienstag. Man sei „geschockt und abgestoßen“ vom Verhalten der Attentäter, deren „unhaltbares Handeln den hohen Lehren des Islam widerspricht“, heißt es in einer entsprechenden Erklärung des britischen Muslimrates (MCB) vom Montagabend. Daher werde man das Totengebet, Salat al-Dschanasa, bei dem um Vergebung für die Taten des Verstorbenen und seinen Eintritt in das Paradies gebetet wird, für die Attentäter nicht sprechen.

Imame unterschiedlicher Strömungen

Die Imame fordern andere Muslime und religiöse Autoritäten auf, ihrem Beispiel zu folgen und den Tätern das Totengebet zu verweigern. Die Unterzeichner gehören Medienberichten zufolge verschiedenen Strömungen des Islam an.

Polizeiabsperrung nach dem Terroranschlag in London

APA/AP/Anderson

Polizeiabsperrung nach dem Terroranschlag in London

Man trauere mit den Opfern, ihren Angehörigen und weltweit allen Opfern von Terrorismus, unabhängig von ihrem Glauben, heißt es weiter. Die Terroristen versuchten vergeblich, die Gesellschaft zu spalten und genössen „weder die Legitimität noch Sympathie“ der muslimischen Gemeinde. Sie seien „fehlgeleitet und weit entfernt von den Werten des muslimischen Glaubens“.

„Ihr seid nicht willkommen“

Der „Guardian“ zitierte unter anderen Qari Asim, Imam in einer Moschee in der Stadt Leeds. "Wir haben entschieden, eine starke öffentliche Botschaft auszusenden - ‚ihr seid in unserer Gemeinschaft nicht willkommen, weder im Leben noch im Tod‘, laute die Botschaft an die Terroristen.

Diese Entscheidung sei nicht leichtfertig getroffen worden. „Indem wir das Beerdigungsgebet nicht sprechen, bitten wir nicht um Vergebung (für den Täter, Anm.). Die Schwere des Verbrechens ist derart, dass wir finden, es sollte für junge Leute klar sein, dass wir das Gebet nicht anbieten können ...“, so Asim. „Diese Menschen verdienen unsere Gebete nicht“, sagte ein Imam aus London laut dem „Guardian“.

Extremisten abschrecken

Die Bekanntmachung ziele darauf ab, Extremisten, die glauben, dass solche Akte des „Dschihad“ im Jenseits belohnt würden, abzuschrecken, so die Islam-Lehrerin Rehanah Sadiq. „Wir wollen klarmachen, dass das nicht der Fall ist. Wenn diese Leute wissen, dass die Imame (...) nicht für sie beten oder um Vergebung für sie bitten werden, stellen sie vielleicht das, was sie tun wollen, infrage.“ Um die Familien der Attentäter solle man sich aber kümmern, so Sadiq.

religion.ORF.at/KAP

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